Ärztestreik: Wenig Andrang in Krankenhäusern

Der Streik der Hausärzte hat sich in Wien kaum auf die Spitäler und Gesundheitszentren ausgewirkt - der Andrang blieb aus. Für Kritik sorgt unterdessen eine Empfehlung der Ärztekammer, E-Cards nicht zu verwenden.

„Erwartungsgemäß gibt es keinen besonders hohen Andrang“, sagte Ingrid Reischl, Obfrau der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK), zum Patientenaufkommen in den Gesundheitszentren der Kasse. Im Gesundheitszentrum Mariahilf und in der Kinderambulanz im Gesundheitszentrum Wien-Nord gebe es „eine leichte Steigerung“ im Patientenaufkommen, so Reischl. Es komme nicht zu längeren Wartezeiten, betonte sie.

Ambulanz am Streiktag

ORF

In den Spitälern herrschte am Mittwoch Normalbetrieb

Auch in den Wiener Gemeindespitälern herrsche „überall Normalbetrieb“, teilte ein Sprecher mit. Selbiges ist auch aus dem Wiener AKH zu hören. Und auch im Hanusch-Krankenhaus in Penzing waren am Mittwoch nicht mehr Patienten als sonst, auch wenn laut Ärztekammer in Wien mehr als 600 Hausarztpraxen wegen des Streiks geschlossen blieben - mehr dazu in Großteil der Hausärzte streikt mit.

Hauptverband kritisiert „rechtswidrige“ Empfehlung

Die Wiener Ärztekammer bat ihre Mitglieder unterdessen, sich am Streiktag „unter keinen Umständen“ beim E-Card-System anzumelden - auch dann nicht, wenn sie Patienten an diesem Tag behandeln. In dem mit 7. Dezember datierten Schreiben werden Ärzte aufgefordert, Patienten händisch zu erfassen „und dann am nächsten Tag im E-Card-System nachtragen.“

Protestmarsch am 14. Dezember

APA/Herbert Neubauer

Laut Ärztekammer kamen mehr als 150 Ärzte zu einem Protestmarsch

Die Kammer begründete dies mit den Erfahrungen aus dem letzten Streik im Jahr 2008. Damals habe der Hauptverband der Sozialversicherungen kontrolliert, welche Ärzte die E-Card gesteckt haben, und es habe dann eine „missbräuchliche Deutung“ der Daten gegeben, sagte eine Sprecherin der Kammer am Mittwoch.

Für „eindeutig rechtswidrig“ hält der Hauptverband die Empfehlung. Das widerspreche dem E-Card-Vertrag, hieß es am Mittwoch. Es sei eine Aufforderung zum Vertragsbruch. Über etwaige Konsequenzen hätten die jeweiligen Träger, in diesem Fall die Wiener Gebietskrankenkassen, zu entscheiden.

Bis zu 150 Ärzte bei Protestmarsch

In Wien blieben am Mittwoch aus Protest gegen Gesundheitsreformen zahlreiche Hausarztpraxen geschlossen, gestreikt wurde auch in Kärnten und dem Burgenland - mehr dazu in Großteil der Hausärzte streikt mit. Länger geöffnet blieben deshalb die Spitalsambulanzen und die Gesundheitszentren der WGKK - mehr dazu in Ärztestreik: Verstärkte Ambulanzzeiten.

Protestmarsch am 14. Dezember

APA/Herbert Neubauer

Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres warnte vor „anonymen Ambulatorien“

Am Vormittag kamen 100 bis 150 Ärzte zu einem Protestmarsch in Wien zusammen. Sie zogen in weißen Kitteln mit Trommeln, Trillerpfeifen und großen roten Pappscheren mit der Aufschrift „Kostenschere im Gesundheitssystem“ durch die Innenstadt. Die Ärzte befürchten durch die geplanten Reformen einen „Massenbetrieb“ und „Zentralisierung“ statt wohnortnaher Versorgung mit persönlichem Bezug, wie etwa eine Hausärztin aus dem 12. Bezirk erklärte.

Gesundheitsreformen im Parlament beschlossen

Johannes Steinhart, Vizepräsident der Ärztekammer, sprach bei einer Abschlusskundgebung von einem „Mahnweg“, mit dem die Hausärzte „ein deutliches Signal dafür gesetzt haben, dass den Patienten die wohnortnahe Versorgung, die freie Arztwahl und das soziale Gesundheitssystem erhalten bleiben“. „Wir haben das gemeinsame Interesse, zu verhindern, dass im Gesundheitssystem eingespart wird“, betonte auch der Wiener Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres. Der Hausarzt dürfe nicht durch „anonyme Ambulatorien im Eigentum von Kapitalgesellschaften“ ersetzt werden.

Im Nationalrat wurden am Mittwoch unterdessen die Reformen beschlossen, gegen die sich die Proteste richteten. Diese sollen mehr sogenannte Primärversorgungszentren bringen und die Ausgabensteigerungen im Gesundheitswesen bremsen - mehr dazu in news.ORF.at.

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