Architekt Harry Glück ist tot

Der Wiener Architekt Harry Glück ist am Dienstag im Alter von 91 Jahren gestorben. Er gilt als „Doyen des sozialen Wohnbaus“. Sein bekanntestes Projekt und Markenzeichen seiner Philosophie ist der Wohnpark Alt-Erlaa in Wien.

Glück wurde am 20. Februar 1925 in Wien geboren. Er studierte zunächst Bühnenbild und Regie am Max Reinhardt Seminar, ehe er für ein Architekturstudium an die Technische Hochschule wechselte. Seine ersten Arbeiten als angehender Architekt führten ihn einige Monate mit Architekturprinzipal Josef Hoffmann zusammen. „Ich wurde mit den Detailzeichnungen einer Dachgaube beauftragt. Heute kann ich nur hoffen, dass der Spengler das nicht so gemacht hat, wie ich es gezeichnet habe“, erinnerte er sich.

Architekt Harry Glück

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Harry Glück starb mit 91 Jahren

Erster Glück-Wohnbau 1962 eröffnet

Die grundsätzlichen Eckdaten fürs Wohnglück seien von der Evolution vorgegeben und hätten sich seit Hunderttausenden Jahren kaum geändert, meinte der Architekt, dessen erster mehrgeschoßiger Wohnbau 1962 bezogen wurde und dessen Wohnbauten in der Altmannsdorfer Straße und am Altmannsdorfer Dreieck 2017 den Bewohnern übergeben werden sollen.

1966 eröffnete Harry Glück sein eigenes Büro, das als Harry Glück und Partner Anfang der 1980er Jahre zum Großbüro mit über 100 Mitarbeitern avancierte. Zum Wohnbau kam er eigenen Angaben zufolge durch Zufall, als er für eine Bekannte ihre gänzlich verbaute Genossenschaftswohnung mit Maßmöbeln einrichtete. In der Folge habe es sich herumgesprochen, dass er der Überzeugung war, Wohnungen mit brauchbareren Grundrissen zeichnen zu können.

Dachschwimmbäder und Blumentröge

Auf den zwischen 1976 und 1985 fertiggestellte Wohnpark Alt-Erlaa war er stolz: „Bei Bauaufgaben wie dem Rechenzentrum oder der Allianz-Generaldirektion wäre jeder zu ähnlichen Lösungen gekommen. Bei einem Wohnbau bin ich mir nicht sicher. Zumindest hat niemand etwas Ähnliches gebaut oder auch nur versucht.“

Wohnpark Alt Erlaa

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Der Wohnpark Alt-Erlaa ist das bekannteste Projekt von Harry Glück

Die Zufriedenheit der Bewohner der 3.100 Einheiten in den Wohntürmen ist durch sozialwissenschaftliche Studien belegt. Nicht nur die Dachschwimmbäder, sondern auch viele Kommunikations- und Freizeiträume sowie Grün, das nicht nur als Alibi-Behübschungsfläche zwischen Betonblöcken dient, sind dafür verantwortlich. Terrassenartig stapelt sich in Alt-Erlaa der eigene Grünraum bis in die Höhe der zwölfte Etage. „Von allen Blumentrögen gibt es kaum welche, die nicht intensiv genutzt werden“, sagte Glück.

Opposition zu Stararchitekten

Zu Glücks Bauten zählen auch der Heinz-Nittel-Hof in Floridsdorf (1983), Terrassenhäuser an der Inzersdorfer Straße (1974), Reihenhäuser in der Großfeldsiedlung (1974-76), der Franz-Josefs-Bahnhof (1980, gemeinsam mit Karl Schwanzer, Kurt Hlaweniczka, Franz Requat und Thomas Reinthaler), das Hotel Marriott (1986, mit Peter Czernin) und der Bürokomplex Lassallestraße (1988/91, mit Wilhelm Holzbauer, Kurt Hlaweniczka, Hannes Lintl und Georg Lippert).

Architekt Harry Glück

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Im Jänner 2015 wurde Harry Glück von Planungsstadträtin Maria Vassilakou mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien ausgezeichnet

Dass er mit seiner pragmatischen Entwurfshaltung in Opposition zu jenen Stararchitekten stand, die auf große Geste und prägnante Formen setzen, ist ihm egal. „Die großen Architekten von heute sind ja im Prinzip ihre Statiker“, zieht Glück gegen den herrschenden „Statikgschnas“ vom Leder, der seiner Ansicht nach von der 1973 eröffneten Oper in Sydney des Dänen Jörn Utzon bis zu Frank Gehrys Guggenheim Bilbao reiche.

Architekt Harry Glück verstorben

Der Wiener Architekt Harry Glück ist im Alter von 91 Jahren verstorben. Sein bekanntestes Projekt ist der Wohnpark Alt-Erlaa.

Wohnbau als Bauaufgabe der Zukunft

Zu seinem 90. Geburtstag im Vorjahr zeigte sich Glück mit seiner Karriere zufrieden, es gebe keine Bauaufgabe, die er ernsthaft vermisse: „Prognosen sprechen von achteinhalb Milliarden Menschen in 20 Jahren. Der Wohnbau ist DIE große Bauaufgabe der Zukunft!“ Die Stadt Wien ehrte Glück mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien - mehr dazu in Ehrenzeichen für Architekt Glück (wien.ORF.at; 26.1.2015).

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