Modeketten verlassen Mariahilfer Straße

Forever 21, Promod, Reiter: In der „Mahü“ schließt momentan ein Geschäft nach dem anderen. Die Wirtschaftskammer sieht das Problem in der Neugestaltung der Straße. Unternehmer und Experten sprechen auch von zu hohen Mietpreisen.

Im Frühjahr 2011 ist der US-Modestore Forever 21 mit großen Ambitionen in der Mariahilfer Straße 47 eingezogen. Der Standort verfügte über 4.000 Quadratmeter und drei Etagen. Die Eröffnung der ersten Filiale in Österreich zog reges Medieninteresse auf sich. Mittlerweile stehen die Räumlichkeiten leer. Nichts erinnert mehr an hippe Hemden und übergroße Schals. Nun steht ein unbewirtschafteter Glaskasten mitten auf der „Mahü“.

Hohes Mietniveau auf Mariahilfer Straße

Forever 21 will keine näheren Auskünfte über den Auszug geben. Es habe Probleme mit dem Gebäude gegeben, sagt eine Sprecherin. Peter Lindner, geschäftsführender Gesellschafter von der Beratungsfirma Standort+Markt, führt den Rückzug von Ketten wie Forever 21 nicht auf den Umbau der Straße, sondern auf das hohe Mietniveau zurück: „Nur mit einem sehr ausgeklügelten Rezept ist es möglich, eine so große Fläche wirtschaftlich erfolgreich zu betreiben.“

Denn Forever 21 ist kein Einzelfall. Gleichzeitig hat das Damenmodegeschäft Promod die „Mahü“-Pforten geschlossen. Betten-Reiter schließt einen von zwei Standorten und bereits vor einigen Monaten verließen Stiefelkönig und Joka die Straße. Bereits vor längerem hat auch das Traditionsgeschäft Slama zugesperrt, mittlerweile wird das Gebäude renoviert. Die Wiener Ärztekammer, Eigentümerin des Gebäudes, kann derzeit über die Nachnutzung noch keine Auskunft geben.

Online-Handel mit negativen Auswirkungen

Im Sommer meldete die Wirtschaftskammer Wien (WKW), dass die Zahl der Einkäufer in der Mariahilfer Straße seit dem Umbau um 13 Prozent zurückgegangen sei. „Wenn es jeden Samstag eine Demonstration gibt, dann bringt das die Geschäfte unter Druck“, meint Rainer Trefelik, Spartenobmann Handel der Wirtschaftskammer Wien. In der Adventzeit hat unter anderem eine Großkundgebung für die Zivilbevölkerung in Aleppo stattgefunden.

Überbewerten will Hania Bomba, Geschäftsführerin der Unternehmensberatungsfirma Regioplan, die Auswirkungen von Demonstrationen jedoch nicht: „Ich glaube, dass Amazon, eBay und Zalando einen viel größeren Einfluss auf den Weihnachtsumsatz haben, als eine Demo von 200 Leuten.“

Weniger Kunden kommen mit Auto

Kritik übte die WKW jedoch bereits seit dem Umbau an der Teilung in Begegnungs- und Fußgängerzone. Problematisch sei dabei für die Kunden, wo sie ihr Auto legal abstellen dürfen und wo nicht. Mitte 2015 wurde die Neugestaltung abgeschlossen - mehr dazu in „Mahü“: Letzter Stein zerbrach am Boden.

Lindner schätzt, dass die Umsätze der „Mahü“-Geschäfte seit dem Umbaubeginn 2012 um zehn Prozent zurückgegangen sind. Kunden, die aus dem Umland mit dem Auto kommen, seien durch den Umbau weniger geworden. „Langfristig wird dieser Abgang aber wieder durch das Bevölkerungswachstum in Wien aufgefangen“, ist Lindner überzeugt.

Die in Deutschland insolvente Promod musste ihre Filiale in der Mahü schließen

ORF

Die in Deutschland insolvente Promod, musste ihre Filiale in der Mariahilfer Straße schließen

Die Vorweihnachtszeit habe gezeigt, dass die Verkehrssituation der Straße geschadet hat, betont Trefelik: „Die Einkaufszentren am Stadtrand haben gejubelt, weil die Konsumenten in Scharen mit dem Auto gekommen sind.“

Zu hohe Mieten für Modegeschäft Promod

Auch das Modegeschäft Promod bringt zu hohe Mieten als Grund für den Auszug ins Spiel: „Es war die Summe aller Fakten, von den Mietpreisen bis zur Kundenzahl.“ Vergangenen August wurde bekannt, dass Promod in Deutschland insolvent ist. Bei Reiter wiegt der Fall etwas anders. Das Bettengeschäft hat den kleineren von zwei „Mahü“-Standorten geschlossen. Zwei würden sich nicht rentieren, heißt es aus der Vertriebsleitung.

Gleich neben dem ehemaligen Forever 21 betreibt der spanische Moderiese Bershka eine Filiale. Bershka hat ebenfalls eine junge Zielgruppe, das Geschäft hat eine kleinere Fläche als das Forever 21-Gebäude. Von wirtschaftlichen Turbulenzen oder einem Standortproblem, will die Geschäftsleitung nichts wissen: „Nein, nein, alles gut.“

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