Markt für Essenszusteller im Umbruch

Bei den Zustelldiensten für Essen ist in Wien derzeit einiges in Bewegung. Die Nachfrage insgesamt wächst zwar nur leicht, trotzdem gibt es immer mehr Anbieter. Starke Zuwächse verzeichnen dabei Onlinebestellplattformen.

Kräftig zulegen konnte zum Beispiel die Bestellplattform Lieferservice.at. Im ersten Halbjahr 2016 machte sie österreichweit fast gleich viel Umsatz wie im gesamten Jahr 2015: Knapp drei Millionen Euro. In Wien sei das Wachstum sogar noch höher gewesen, sagte Geschäftsführer Jörg Gerbig gegenüber Radio Wien.

Foodora und Swing Kitchen bei der Essensübergabe

Sicim Haliaj

Rund 380 Fahrradboten beschäftigt Foodora in Wien

Lieferservice.at liefert derzeit bis auf wenige Ausnahmen nicht selbst, sondern vermittelt zwischen Kunden und Restaurants und erhält dafür rund zehn Prozent des Bestellumsatzes. Der Grund für das starke Wachstum sei, dass inzwischen immer mehr Menschen lieber online bestellen, anstatt wie bisher direkt beim Restaurant anzurufen, analysierte Gerbig. Der Bestellmarkt selbst wachse zwar auch, allerdings nur „im einstelligen Prozentbereich“.

Bestellungen bei Foodora vervierfacht

Starke Zuwächse verzeichnete auch der Onlinelieferdienst Foodora, der seit rund eineinhalb Jahren auf dem Wiener Markt ist. Foodora stellt selbst zu, derzeit ausschließlich mit Fahrradboten. Die Bestellungen hätten sich im Laufe des Vorjahres vervierfacht, so Standortleiter Nikolas Jonas. Genaue Zahlen wollte er keine nennen. Im Dezember 2015 habe man jedoch noch mit 80 Fahrradboten gearbeitet, inzwischen seien es rund 380.

Es wüssten inzwischen einfach mehr Leute von dem Service Bescheid, meinte Jonas. Ein Faktor sei zudem „die Tatsache, dass wir sehr interessante Restaurants für den Kunden haben, die vorher vielleicht gar nicht liefern konnten“. Zugestellt wird derzeit in den ersten bis neunten Bezirk sowie in den 18. und den 19.

Internationale Investoren im Hintergrund

Sowohl hinter Lieferservice.at als auch Foodora stehen große internationale Investoren. Foodora gehört zur deutschen Delivery Hero Holding, die in 33 Ländern aktiv ist. Eigentümer von Lieferservice.at ist der niederländische Essenszusteller Takeaway, der im Herbst sogar den Sprung an die Börse wagte. Und auch der jüngste Branchenneuzugang in Wien hat internationalen Hintergrund: Taxi-Konkurrent Uber, der im Dezember einen Essenslieferservice mit Fahrradboten startete - mehr dazu in Uber startet Zustelldienst für Essen.

Uber Essenszustellung

Uber Austria

Auch Taxi-Konkurrent Uber stellt nun Essen in Wien zu

„Es ist ein großer Investorenfokus auf diesen Markt“, erklärte Gerbig, der auch Geschäftsführer von Takeaway ist. Millionenbeträge seien in den vergangenen Jahren geflossen. Den Sprung in die Gewinnzone hat Takeaway noch nicht geschafft, in den nächsten zwei bis drei Jahren soll es so weit sein. Das Potenzial ist zumindest theoretisch groß: Gerbig schätzt den Bestellmarkt für Essen in Österreich auf rund 750 Millionen Euro jährlich. Lieferservice.at deckte zwischen Juni 2015 und 2016 rund 53 Millionen Euro ab. Die meisten Essensbestellungen würden also nach wie vor telefonisch passieren - noch.

Lieferservice.at plant eigene E-Bike-Flotte

Die zunehmende Konkurrenz auf dem Wiener Markt sieht man bei Foodora sogar positiv: „Es geht einfach ganz stark darum, dem Kunden die Idee näherzubringen, dass man sich auch Essen übers Internet bestellen kann“, so Jonas. „Je mehr Leute sich das aufteilen, desto besser ist das auch für den gesamten Markt, und der Kuchen vergrößert sich dadurch auch.“

Mehr vom Kuchen will jedenfalls auch Lieferservice.at. Innerhalb der nächsten zwei Monate will man in Wien mit einer E-Bike-Flotte an den Start gehen und damit auch selbst verstärkt Essen ausliefern. „Wir wollen im Innenstadtgebiet anfangen, weil hier eine gewisse Kaufkraft und Nachfrage da ist, um die Kapazitäten, die wir aufbauen, auch dementsprechend auszulasten“, kündigte Gerbig an. Zustellen will man Essen von Restaurants, die derzeit noch keine Lieferung anbieten. Derzeit stellt Lieferservice.at nur für einzelne Restaurants zu, etwa für McDonalds und Nordsee.

Evelyn Kanya, wien.ORF.at

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