Teure Rechnungen nach Rettungseinsätzen

Ein Rettungseinsatz - und danach eine Rechnung über mehrere hundert Euro. Diese böse Überraschung erleben jedes Jahr nach wie vor mehrere tausend Wiener, weil sich die Krankenkassen immer wieder weigern, die Kosten zu übernehmen.

Ein Mann ringt um Luft und ruft die Rettung. Weil sich herausstellt, dass es nur eine Panikattacke war, fährt er nicht mit. In Fällen wie diesen müssen die Patienten derzeit bis zu knapp 700 Euro für den Einsatz zahlen, weil aus Sicht der Kassen eine medizinische Behandlung und ein Transport nicht notwendig waren.

Berufsrettung Wien, Rettungsauto, Blaulicht, Einsatzfahrzeug, Unfall, Rettung

Berufsrettung Wien (MA 70)

Wer die Rettung ruft, könnte danach zur Kasse gebeten werden

6.249 Selbstzahler gab es im Jahr 2014 nach Einsätzen der Wiener Berufsrettung, zeigte ein Bericht des Stadtrechnungshofs. In weiteren 6.491 Fällen waren die Rechnungen uneinbringlich. Die Sozialversicherungsträger übernahmen die Kosten bei 105.851 Einsätzen. Man zahle in rund 95 Prozent der Fälle, hieß es seitens der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK).

Scharfe Kritik von Patientenanwältin

Patientenanwältin Sigrid Pilz findet dieses Vorgehen der Kassen falsch: „Es muss klar sein, dass der Patient die Rettung rufen kann, wenn er sich krank fühlt und ernstlich Sorge hat, dass er ins Spital muss.“ Eine Rechnung kommt derzeit auch, wenn der Patient vor dem Transport stirbt, diese müssen dann die Erben bezahlen. „Eine lieblose Vorgangsweise“, so Pilz, die Situation sei für die Angehörigen ohnehin bereits schwierig genug.

Die Patientenanwältin fordert eine Anpassung im Sozialversicherungsgesetz. Im Gesundheitsministerium sieht man dafür jedoch keine Grundlage. Wer eine Rechnung erhält, sollte jedenfalls Einspruch erheben, empfiehlt Pilz, denn oft werde sie doch noch erlassen. Wenn die Rettung einmal da ist, sollte man mitfahren, auch so lassen sich Kosten vermeiden.

Neue Gesundheitshotline als Verbesserung

Weniger Rechnungen für Rettungseinsätze könnte eine neue Gesundheitshotline bringen, die im Frühjahr auch in Wien startet. Hier erhält man medizinische Erstberatung rund um die Uhr - und so kann mit professioneller Hilfe abgeklärt werden, ob ein Rettungseinsatz notwendig ist oder es beispielsweise ausreicht, am nächsten Tag zum Hausarzt zu gehen.

Link: