Musikuni: Jubiläum mit Klangkette durch Wien

Die Wiener Musikuni feiert heuer ihr 200-Jahr-Jubiläum. Begangen wird das Jubiläum mit zahlreichen Veranstaltungen, unter anderem mit einer menschlichen Klangkette durch die Stadt.

Singend und musizierend sollen am 31. Mai die heutigen Standorte der Universität mit einem wichtigen ehemaligen Gebäude verbunden werden: dem Musikverein auf dem Karlsplatz. Das Finale der Feierlichkeiten ist eine Festwoche im Juni.

Kein rosiger Beginn

1817 nahm unter der Leitung von Antonio Salieri - passenderweise in der heutigen Singerstraße - eine Singschule mit 24 Schülern ihren Betrieb auf. Aufrufe und Überlegungen zur Errichtung einer „öffentlichen, vom Staate feyerlich instituirten, und geleiteten Anstalt“ zur Institutionalisierung der Musikausbildung gab es - inspiriert von der 1795 erfolgten Gründung des Pariser Conservatoire - bereits Anfang des 19. Jahrhunderts.

Ein erster offizieller Schritt dazu war 1812 die Gründung der Gesellschaft der Musikfreunde, die sich für den Aufbau eines Konservatoriums engagierte und bald als Trägerin fungierte.

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Zunächst startete im Oktober 1817 jedoch lediglich die auf vier Jahre konzipierte Singschule Salieris, durch die damalige Lehramtskandidaten am Gesangsunterricht teilnehmen konnten und die Kirchenmusik gefördert werden sollte. Zwei Jahre später folgte mit einer Violinklasse der Unterricht im ersten Instrumentalfach, bis 1827 kamen die meisten Orchesterinstrumente dazu, 1833 dann eine Klavierklasse.

Allzu rosig waren die ersten Jahrzehnte der Ausbildung am damaligen Konservatorium nicht, heißt es in einer Darstellung der mdw-Geschichte von Archivleiterin Lynne Heller. Trotz der Einführung von Schulgeld stand es 1837 „praktisch vor dem Bankrott“. Zwar erhielt man ein paar Jahre später staatliche Subventionen, nach der Revolution 1848 wurde die Einrichtung aber auch schon wieder geschlossen.

Erst 1851 wurde das Konservatorium wiedereröffnet. Als Direktor wurde der Geiger Josef Hellmesberger eingesetzt, der dann fast 40 Jahre an der Spitze stand. Nur ein Jahr später startete unter der Leitung des Burgtheater-Schauspielers Heinrich Anschütz als Lehrer für „Declamation“ der Schauspielunterricht an der Einrichtung.

Grundsatzstreitigkeiten Ende des 19. Jahrhunderts

Die stetig wachsende Studentenzahl (von 190 im Jahr 1854 bis knapp 1.000 im Jahr 1890) führte bei den Musikfreunden zu Grundsatzstreitigkeiten über die Aufgabe des Konservatoriums: Sollten die trotz Subventionen beschränkten Ressourcen für einen breiten Grundunterricht eingesetzt werden oder zur Förderung von wenigen Fortgeschrittenen.

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1863 wurde eine staatliche Prüfungskommission errichtet, die Zeugnisse für die Konzession zur Errichtung von Privat-Musiklehranstalten und für das Musiklehramt an öffentlichen Schulen ausstellen durfte. Die Reifezeugnisse der neuen Kurse wurden den Staatsprüfungen für Musik gleichgestellt. Ab 1896 wurde dann Lehrerbildungskurse eingeführt. Aufgrund der stetig wachsenden Subventionen wurde 1909 das Konservatorium verstaatlicht und zur „k.k Akademie für Musik und darstellenden Kunst“.

Nach Stationen in der Singerstraße, der Tuchlauben und im heutigen Musikvereinsgebäude am Karlsplatz, erhielt die Akademie 1913 ein eigens eingerichtetes Akademiegebäude. Der Anbau zum Konzerthaus in der Lothringerstraße beherbergt noch heute das deshalb so benannte Akademietheater, das aber bald dem Burgtheater zugeschlagen wurde.

Mehr Studenten, neue Fächer

1924 erfolgte zur Unterstreichung der Bedeutung der musikalischen Ausbildung die Gründung einer organisatorisch wie personell eng mit der Akademie verflochtenen „Fachhochschule“, die sieben Jahre später allerdings wieder aufgelassen wurde. 1928 wurde dann die heute wohl bekannteste Einrichtung des Hauses gegründet - das Schauspiel- und Regieseminar unter der Leitung Max Reinhardts, das ab 1931 auf privater Basis geführt und erst unter den Nazis wieder an die nunmehrige „Reichshochschule“ eingegliedert wurde.

Nach Kriegsende wurde die Einrichtung wieder zur staatlichen Akademie. Der neue Schultyp einer „Kunstakademie“ mit einer Unterscheidung zwischen Kunstschülern und Kunsthochschülern rückte sie schon in die Nähe zu Universitäten. Ab 1955 wuchs die Zahl der Studenten stark an, gleichzeitig kamen immer neue Fächer dazu. 1965 wurde der 1952 gestartete Sonderlehrgang für Filmgestaltung zur Abteilung Film und Fernsehen. Der Platzmangel bedingte die Anmietung zahlreicher Dependancen.

100 Studienrichtungen

1970 erfolgte die Umwandlung der Kunstakademien in Österreich zu Kunsthochschulen mit Rektoratsverfassung und damit eine weitgehende Gleichstellung mit den Unis. 1983 wurde für die künstlerischen Studienrichtungen das Sponsionsrecht und der Abschluss mit dem Titel Magister eingeführt. 1998 wurde die Hochschule schließlich zur Musikuniversität, die Entlassung in die Vollrechtsfähigkeit folgte durch das Universitätsgesetz im Jahr 2004.

Seit Ende der 1990er-Jahre residiert die mdw in den Räumlichkeiten der ehemaligen Veterinärmedizinischen Universität in Wien-Landstraße (heute: Anton-von-Webern-Platz), Sie gliedert sich in 24 Institute (darunter das Reinhardt-Seminar und die Filmakademie) und zehn Dienstleistungseinrichtungen. Insgesamt gibt es 3.000 Studierende in mehr als 100 Studienrichtungen.

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