Life Ball will an 1930er Jahre erinnern

Unter dem Motto „Erkenne die Gefahr“ will der Life Ball heuer an die 1920er und 1930er Jahre erinnern. Als Inspiration der Style Bible dienen unter anderem Künstler wie Otto Dix und historisches Propagandamaterial.

Hauptvorlage ist der bunte Zeitgeist der 1920er- und 1930er-Jahre, in denen bedeutende Künstler wie der deutsche Maler Otto Dix selbstkritisch die mondäne Großstadtbourgeoisie porträtierten. „Das war eine ganz explosive Zeit unterschiedlicher Gesellschaftsauffassungen“, sagte Organisator Gery Keszler im Interview mit der APA. Der nächste Life Ball wird nach der einjährigen Pause am 10. Juni stattfinden - mehr dazu in Nächster Life Ball am 10. Juni 2017.

Keszler fühlt sich an 30er-Jahre erinnert.

„Eine Zeit, wo es unfassbar viel Kreativität in der Mode, in der Kunst, in der Literatur gab. Und gleichzeitig ist die Gesellschaft auch recht fehlgeleitet worden. Sie ist beeindruckt worden durch starke populistische Kräfte“, sagte der Life Ball-Organisator. „Und wir wissen alle, welch schreckliche Zeit danach gekommen ist. Und es ist wirklich erstaunlich, wie aktuell das jetzt wurde“, meinte Keszler in Hinblick auf den Aufstieg der Populisten in den vergangenen Monaten.

Die Arbeiten Otto Dix’ wurden 1934 von den Nazis verboten, seine Werke aus den Galerien entfernt und verbrannt. Nun wurden die Bilder von Dix für die Life Bible 2017 - die kreative Vorlage für Life Ball-Gäste - von den Fotografen Inge Prader und Markus Morianz wieder in Szene gesetzt und Montagabend im Wien Museum präsentiert.

Provokation trifft Propaganda-Ästhetik

Ein 30-köpfiges Team aus Make up- und Hair-Artists, Stylisten, Dekorateuren und Bodypaintern und 160 teils prominente Models unterstützten das Team. Für die Life Bible wurde in Zusammenarbeit mit Historikern wie Oliver Rathkolb mit zwei Bilderebenen gearbeitet. Im Vordergrund sind die bunten, provokanten Werke Dix’ und anderer Künstlern aus dieser Zeit zu sehen, im Hintergrund die beklemmenden, bedrohlichen Schwarz-Weiß-Sujets mit populistischen Themen, die sehr an den Stil Leni Riefenstahls erinnern.

Von Dix’ Arbeiten wurde etwa das Triptychon „Großstadt“, bei dem Sängerin Kelly Osbourne als Testimonial fungiert, interpretiert. Osbourne ist Teil einer bunten Punk-Gruppe, die durch die Stadt streift. Die 32-jährige Tochter von Black-Sabbath-Sänger Ozzy Osbourne gesellt sich zu den farbenprächtigen Punks, während aus dem Hintergrund eine Schar von Neonazis mit Kampfhunden der bunten Gesellschaft bedrohlich nahe kommt - mehr dazu in Kelly Osbourne bei Life-Ball-Shooting.

Life Ball Style Bible

APA/Herbert Neubauer

Mit dabei bei der Präsentation der Style Bible: Conchita Wurst

Polarisierung laut Keszler „notwendig“

„Ich erinnere mich an die Aufregung Anfang der Jahrtausendwende mit dieser Wedding Chapel“, sagte Keszler. Darin konnten sowohl homo- als auch heterosexuelle Paare ihren Bund fürs Leben schließen. „Heute würde man milde darüber lachen, dass es eine Wedding Chapel am Life Ball gibt. Damals war es ein Riesenskandal“, so Keszler. „Über das LaChapelle-Plakat flucht auch keiner mehr“, nachdem Fotograf David LaChapelle fürs Life Ball-Plakat eine Frau mit einem Penis in Szene setzte.

„Ich glaube, jetzt wird auch die neue Life Bible polarisieren. Auch das ist notwendig. Und ich bin erstaunt und vielleicht auch ein bisschen beklemmt, wie unfassbar uns die Zeit einholt, und wie aktuell die Life Bible ist.“

Kostüme sollen Sinn des Balls nicht überschatten

Die Life Ball-Kostüme sollten heuer daher umso bunter ausfallen. Extravaganter Kopfschmuck sowie glamouröses Hairstyling und Make up sind auf dem Fest gerne gesehen. Keszlers Anliegen ist es aber, dass das kreative Motto das eigentliche Thema nicht überschatten soll. In diesem Jahr wird das Hauptaugenmerk auf den Immunstatus gelegt - mehr dazu in Life Ball erstmals auch für Jugendliche.

54 Prozent der weltweit HIV-positiven Menschen wissen laut WHO nämlich nichts über ihre Infektion. Eine frühzeitige Therapie würde die Übertragbarkeit dramatisch verringern. Deshalb möchte der Life Ball darauf aufmerksam machen, wie wichtig es ist, seinen Immunstatus zu kennen. „Das sollte so selbstverständlich sein wie die Kenntnis der eigenen Blutgruppe. Nur wenn das gelingt, rückt das Ziel - eine Generation ohne HIV-Neuinfektionen - in greifbare Nähe“, so das Life Ball-Team rund um Keszler.

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