Gangbetten: Pflege sieht „Dauerzustand“

Im Wilhelminenspital liegen am Dienstag auf mindestens vier Stationen Patienten in Gangbetten. Die Pflege spricht von einem Dauerthema und kritisiert, dass der Krankenanstaltenverbund (KAV) trotz einer Gefährdungsanzeige nur wenig unternommen habe.

Vor allem Pensionistinnen und Pensionisten, betagte Patienten, aber auch junge Menschen liegen derzeit in Gangbetten im Wilhelminenspital. Je drei bis vier Personen auf zwei internistischen und zwei unfallchirurgischen Stationen. Insgesamt dürfte es sich um mindestens zwölf Personen handeln. Die Situation hat sich seit den Feiertagen nur teilweise entschärft - mehr dazu in Kritik an Gangbetten in Spitälern.

Gefährdungsanzeige schon im Jahr 2014

Grippe und Straßenglätte haben die Situation zugespitzt, sagt Pflegepersonalvertreter Heinrich Schneider gegenüber Ö1: „Aber die Gangbettenproblematik gibt es seit vielen, vielen Jahren. Hier gibt es von der Ärzteschaft und der Pflege eine Gefährdungsanzeige aus dem Jahr 2014.“

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Die Pflege kritisiert Gangbetten, obwohl in Zimmern leere Betten stehen

Die damalige Anzeige an Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) und den KAV liegt Ö1 vor. Im ersten Halbjahr 2014 gab es alleine auf der Unfallchirurgie 900 Gangbettenfälle, heißt es darin. 900 Menschen seien in ihrer Intims- und Privatsphäre verletzt worden und trotz Schmerzen, Krankheit und Desorientierung dem Lärm und Stress durch die Unterbringung am Gang ausgesetzt gewesen.

Taskforce für Pflege nur „Placebo“

Der KAV habe eine Gangbetten-Taskforce eingerichtet, sagt die Gewerkschafts- und Personalvertretungschefin für die Pflege, Susanne Jonak. Die habe ihres Wissens allerdings nur einmal getagt - und zwar im Jahr 2015: „Von uns war nur einmal jemand dabei. Vielleicht hat es auf Dienstgeberseite mehr Termine gegeben, das kann ich nicht sagen.“ Inzwischen wollen sowohl der Volksanwalt als auch Wehsely selbst prüfen - mehr dazu in Gangbetten: Volksanwaltschaft prüft KAV und Gangbetten: Wehsely lässt Spitäler prüfen.

Für Pflegevertreter Schneider hat die Taskforce jedenfalls nichts erreicht: „Taskforce ist für mich ein Marketingwort, es ist ein Placebo. Weil es ist nicht passiert.“ Beim Wilhelminenspital dürfte es sich laut Jonak außerdem nicht um einen Einzelfall handeln: „Gerade auf der Unfallabteilung im SMZ Ost gibt es ganzjährig und fast täglich zwei bis drei Gangbetten.“

Pflege wünscht sich „besseres Bettenmanagement“

Das liege allerdings nicht daran, dass es zu wenige Betten gibt. Wien habe im internationalen Vergleich eine hohe Anzahl an verfügbaren Spitalsbetten, betonte Schneider. Es handle sich viel mehr um ein organisatorisches Problem. Der Pflegepersonalvertreter wünscht sich daher vor allem ein besseres Bettenmanagement: „Wenn auf anderen Abteilungen Betten frei sind, könnten Patienten transferiert werden. Auch die Ordensspitäler könnten eingebunden werden.“

Laut Ärztekammer ist das jedoch nicht ganz so einfach zu bewältigen: Beispielsweise sei es nicht einfach möglich, Herzinfarktpatienten beispielsweise auf einer Augenstation ohne Herzinfarktexpertise unterzubringen. Geht es nach Schneider könnte man aber etwa mehrere chirurgische Spezialabteilungen zu einer Chirurgie zusammenfassen.

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