Die neue Wiener Kaffeekultur

Seit Freitag läuft das dritte Vienna Coffee Festival. Den Veranstaltern geht es darum, eine nachhaltige Kultur des Kaffeekonsums in Wien zu fördern. Vor allem kleine Röstereien sind eingeladen, ihre Produkte zu präsentieren.

Auf den gesamten 2.000 Quadratmetern der Ottakringer Bauerei werden insgesamt 80 Aussteller ihre Kaffeesorten verkosten und Röstmethoden präsentieren. Veranstalter Günther Gapp erklärt gegenüber wien.ORF.at, warum er das Festival vor zwei Jahren ins Leben gerufen hat: „Wir waren der Meinung, dass eine Stadt wie Wien, die behauptet, so eine tolle Kaffeekultur zu haben, nicht einmal im Ansatz etwas liefert, das dem gerecht wird.“

Auf 2.000 Quadratmetern sollen Kaffeegourmets auf ihre Kosten kommen

Vienna Coffee Festival

Auf 2.000 Quadratmetern sollen Kaffeegourmets auf ihre Kosten kommen

Hauptsächlich kleine Röstereien nehmen teil

Im Vordergrund steht für die Veranstalter das Thema Nachhaltigkeit. Es sind auch Großhändler wie „Julius Meinl“ eingeladen, damit „die Industrie etwas geboten bekommt, wo sie sich orientieren und neuausrichten kann“, erklärt Gapp. Der Großteil der Teilnehmer besteht aber aus kleinen Röstereien, wie „Alt Wien Kaffee“. Der Inhaber des Betriebs, Oliver Goetz, berichtet: „Wir werden sechs verschiedene Kaffeesorten vorstellen.“

Dabei wird „Alt Wien Kaffee“ auch einen „Cold Brew“, ein kaltes Kaffeegetränk, verköstigen. Das Getränk besteht aus Bohnen, die aus Äthiopien und Sumatra importiert werden. „Er sieht ähnlich aus wie ein Guiness“, sagt Goetz. Es gibt offenbar einen Trend, der kleinere Betriebe wie „Alt Wien Kaffee“ unterstützt. Das liege einerseits am Geschmack, wie Gapp feststellt: „Man muss zwischen dem Handelskaffee, dem verschiedene Inhaltsstoffe beigemengt werden, und richtigem, selbst gerösteten Kaffee unterscheiden.“

„Kaffee zu billig“

Aber auch die Mentalität der Konsumenten habe sich verändert. Durch das Internet hätten mehr Menschen mitbekommen, dass Kaffeebauern oft schlecht bezahlt werden und die Kaffeeproduktion Umweltschäden verursacht. In den vergangenen 50 Jahren haben sich die Anbauflächen weltweit verdreifacht. „Der Konsument fordert Transparenz und ist bereit, für gute Produkte zu bezahlen“, ist sich Gapp sicher.

Die Veranstalter unterstüzen das Long Miles Projekt in Burundi

Vienna Coffee Festival

Die Veranstalter unterstüzen das Long Miles Projekt in Burundi

Noch sei gute Qualität allerdings unterbezahlt. Gleichtzeitig wird Kaffee im Großhandel teurer. Der Kaffeeröster Tchibo/Eduscho erhöht in Deutschland und Österreich die Preise. Die Halb-Kilo-Packung wird ab Mitte Februar um 30 bis 50 Cent teurer. Auch „Alt Wien Kaffee“ habe seine Preise wegen steigender Kosten von Bohnen, Lagerung und Rohstoffen erhöhen müssen. Oliver Goetz ist dennoch der Meinung: „Kaffee ist leider immer noch zu billig.“

Kaffee als Spekulationsgut

Die Preisänderungen seien oft irrational, meint Goetz und führt das vor allem auf einen Grund zurück: „Kaffee ist ein Spekulationsgut. Der Preis steigt und fällt, manchmal gibt es virtuell hundertmal so viel Kaffee wie in Wirklichkeit.“ Gapp kann das nur bestätigen: „Es ist eine kleine Gruppe von Spekulanten, die großen Einfluss hat.“ Tschibo/Eduscho begründet die Preiserhöhung auch damit, dass der Dollar gegenüber dem Euro an Wert zugenommen habe. Kaffee wird in Dollar gehandelt.

Wegen der unberechenbaren Marktverhältnisse wollen die Röstereien, aber auch die Veranstalter des Festivals, Fair-Trade-Produkte unerstützen und mit Bauern vor Ort kooperieren. Das Vienna Coffee Festival engagiert sich zum Beispiel für ein Projekt in Burundi, das 4.500 Farmerfamilien mit Knowhow untersützt. „Alt Wien Kaffee“ verweist darauf, dass 50 Prozent seiner Produkte Fair-Trade-zertifiziert sind. Goetz schränkt ein: „Wir wissen, dass es auch bei Fair Trade Schlupflöcher gibt. Kein System ist perfekt. Gerade deshalb ist es gut, wenn man seine Bauern kennt.“

Fixer Bestandteil des Festivals sind Verkostungsbewerbe

Vienna Coffee Festival

Fixer Bestandteil des Festivals sind Verkostungsbewerbe

Verschiedene Wettbewerbe

Das Vienna Coffee Festival dauert heuer von 13. bis 16. Jänner. Neben der humanitären Problematik, stehen vor allem Geschmack und Produktionstechniken an erster Stelle. Bei der „Latte Art Experience“ können sich wagemutige Besucher im Milchschäumen „face-to-face-Duelle“ liefern. Gapps Lieblingsbewerb ist das „Cup Tasting“. Dabei müssen Besucher fehlerhaften Kaffee bei einer Verkostung herausschmecken.

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