Terrorverdacht: Zwölfjähriger verhört

Im Zuge der Ermittlungen gegen einen 17-jährigen Terrorverdächtigen in Wien ist ein weiterer Kontakt einvernommen worden - und zwar ein Zwölfjähriger. Der 17-Jährige war zudem in Deutschland.

Der 17-jährige Terrorverdächtige ist „in intensivem Kontakt“ mit dem Zwölfjährigen gestanden, wie der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit Konrad Kogler am Montag in einer Pressekonferenz mitteilte. Die Fragen, was dem Kind konkret vorgeworfen wird, blieb offen. Der strafunmündige Verdächtige sei an einem Ort untergebracht, an dem er unter Kontrolle stehe, betonte Kogler.

Unterdessen ist gegen den 17-jährigen Hauptverdächtigen seitens der Staatsanwaltschaft der Antrag auf Untersuchungshaft gestellt worden. Nach Ansicht der Behörde besteht Verdunkelungs- und Fluchtgefahr. Ob über den beschuldigten 17-Jährigen die U-Haft verhängt wird, wird im Landesgericht für Strafsachen morgen, Dienstag, entschieden, sagte dessen Sprecherin Christina Salzborn.

Kogler

APA/Helmut Fohringer

Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit Konrad Kogler

17-Jähriger besuchte mutmaßlichen Komplizen

Der am Freitag festgenommene 17-jährige Terrorverdächtige war nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler im Dezember in Deutschland. Er dürfte zwei Wochen bei seinem mutmaßlichen Komplizen verbracht haben. In dieser Zeit seien wohl Dinge „in Richtung Sprengstoff vorbereitet worden“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Düsseldorf, Ralf Herrenbrück, ohne Details zu nennen.

Bei der Durchsuchung der Wohnung des 21-jährigen Deutschen wurden nach Angaben der Behörde keine Sprengmittel beschlagnahmt, dafür Handys und ein Laptop. Die Kontaktdaten würden nun ausgelesen. Inwieweit es Verbindungen mit Szene-Bezug gebe, könne man vorläufig noch nicht sagen. Der Deutsche befindet sich inzwischen in U-Haft.

Lernten sich in Sozialen Medien kennen

Der 21-Jährige sei im einschlägigen Sinn nicht polizeibekannt gewesen, wohl aber im allgemeinen Sinn, sagte Herrenbrück. Er wird nach seiner Festnahme von Ermittlern des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen einvernommen. Diese gehen davon aus, dass er den Wiener Terrorverdächtigen über Foren in den sozialen Medien kennengelernt hat. Ob er nur einmal in Deutschland war, ist noch unklar.

Sobotka

ORF

Der 17-Jährige wurde am Freitag in Wien festgenommen

Wann der 17-Jährige radikalisiert wurde, ist laut Kogler noch Gegenstand von Ermittlungen, wobei aber die Frage, welche potenzielle Gefahr von ihm ausging, Vorrang habe. Der 17-Jährige, gegen den schon mehrere Strafverfahren liefen, war auf Bewährung aus der Haft entlassen worden. Die Frage, ob er möglicherweise in der Strafhaft radikalisiert wurde, blieb offen.

IS-Bezug noch fraglich

Der mögliche Bezug des Jugendlichen zum Terrornetzwerk „Islamischer Staat“ (IS) ist nach Darstellung des Generaldirektors für die Öffentliche Sicherheit noch Gegenstand von Ermittlungen. Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) hatte im Ö1-Morgenjournal gesagt, der 17-Jährige habe den IS unterstützt - mehr dazu in Sobotka: Terrorverdächtiger nicht „harmlos“.

Die Aussage des Ministers, der Jugendliche habe über ein „richtiges Kommunikationsnetz“ verfügt, was zeige, dass der Terrorverdächtige „dementsprechend ein Gewicht hat“, relativierte Kogler: Für eine Bewertung, auf welcher Hierarchiestufe er stand, sei es noch zu früh.

Erhöhte Sicherheitsmaßnahmen bleiben aufrecht

Wolfgang Blaschitz, der Verteidiger des am vergangenen Freitag unter Terror-Verdacht festgenommenen 17-Jährigen, ist überzeugt, dass dieser kein Attentat vorbereitet hat. „Er hatte keine Anschlagpläne. Der Staatsfeind Nummer eins ist er ganz sicher nicht“, sagte Blaschitz.

Die erhöhten Sicherheitsmaßnahmen in Wien bleiben bis zum Abschluss dieser Ermittlungen aufrecht, wie der stellvertretende Landespolizeidirektor Karl Mahrer neuerlich betonte. Das bedeutet unter anderem mehr Polizei in U-Bahn-Stationen, Verkehrsknotenpunkten und Einkaufszentren.

„Kultur des Hinschauens“

Bei einer Pressekonferenz am Montag in Innsbruck sagte Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) weiters, dass es „mehrere Verbindungslinien innerhalb Österreichs“ und nach Deutschland gebe. „Wir sind in der Auswertung der Kommunikationsträger noch nicht so weit, alle Spuren dementsprechend zu verfolgen.“

Allein mit polizeilicher Arbeit und polizeilichem Druck werde man der Radikalisierung, insbesondere von jungen Menschen nicht beikommen können, argumentierte Sobotka. Es brauche konsequente Deradikalisierungsmaßnahmen. Als Beispiel nannte Sobotka hier etwa die Deradikalisierungshotline. Zudem benötige es auch hier eine „Kultur des Hinschauens“ und nicht des Wegschauens.

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