Wie lässt sich Radikalisierung vermeiden?

Prävention sei das wichtigste Hilfsmittel im Kampf gegen die Radikalisierung von Kindern und Jugendlichen. Das betont der Islamismusforscher Moussa al-Hassan Diaw. Die Radikalisierung habe eine neue Qualität erreicht.

Ein 17-Jähriger wird in Wien festgenommen, er soll einen Terroranschlag in Wien geplant haben - mehr dazu in Innenminister: Anschlag in Wien verhindert. Dann wird sogar ein Zwölfjähriger befragt, der Kontakt zu dem Verdächtigen gehabt haben soll - mehr dazu in Terrorverdacht: Zwölfjähriger verhört. Dass in Österreich junge Menschen radikalisiert werden, ist nicht neu, sagte der Diplompädagoge und Islamismusforscher Moussa al-Hassan Diaw im „Wien heute“-Studiogespräch.

Moussa al-Hassan Diaw

ORF

Moussa al-Hassan Diaw

In seiner Beratungsstelle habe er mit Personen zu tun, die 14 Jahre aufwärts sind, insofern sei er nicht überrascht, „es ist aber eine neue Qualität“, so der Experte. Als besonders gefährdete Gruppe bezeichnete er „junge Menschen, die in ihrem Umfeld Leute haben, die auf diese Ideologie schon angesprungen sind und diese Ideologie weitergeben, die vielleicht zusätzlich über das Internet und soziale Medien weiter mit diesen Idenn in Kontakt bleiben“.

„Prävention als wichtigstes Mittel“

Der 17-jährige Terrorverdächtige saß wegen anderer Delikte bereits im Gefängnis. Ob er sich dort radikalisiert hat, wird noch geprüft. Um Radikalisierung begegnen zu können, sei jede Präventionsmaßnahme geeignet, so der Forscher weiter. Anzusetzen sei dort, wo junge Menschen zusammenkommen, also in Schule und Berufsschule, im Lehrbetrieb und eben auch in Justizanstalten: „Dort könnte man mit Workshops ansetzen, um die Menschen teilweises wenigstens zu immunisieren, falls sie auf Menschen stoßen, die diese Ideologie verbreiten, dass sie schon vorgewarnt sind, das Ganze kritisch betrachten, und nicht sofort übernehmen.“

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Islamismusforscher Moussa al-Hassan Diaw

Es werde viel getan, viele Regierungs- und Nichtregierungs-Organisationen seien an der Arbeit, aber nach der Einschätzung des Experten könnte noch mehr getan werden.

Auf Alarmsignale achten

Eine Radikalisierung sei an Veränderungen der betreffenden Person erkennbar, so der Experte weiter. Grundsätzlich sei darauf zu schauen, welche Äußerungen Personen tätigen. Welche politisch-ideologischen Anmerkungen machen sie? Verdammen Sie auf einmal die Gesellschaft, verdammen sie den Staat? Zu schauen ist darauf, ob jemand plötzlich versucht, andere Menschen zu beeinflussen, ob es bestimmte Feindbilder gibt, die auf einmal auftauchen: „Alles das könnte einen aufmerksam werden lassen“, so Moussa al-Hassan Diaw.

Interview mit Moussa al-Hassan Diaw

Der Extremismusforscher Moussa al-Hassan Diaw erklärt im Wien-heute-Interview, wie man mit radikalisierten Jugendlichen arbeiten sollte.

Strengere Gesetze, wie im Zusammenhang mit der Festnahme des Terrorverdächtigen von der Politik gefordert, seien nicht prinzipiell abzulehnen. Wenn alles andere nicht greife, dann könne es notwendig sein, Sanktionen zu setzen. Auch wenn Prävention die wichtigste Maßnahme bleibe: „Bei manchen Personen ist das Setzen von Sanktionen dann eigentlich erst das Heilmittel, dass sie aufwachen und bereit sind, auch gegenteilige Botschaften zu empfangen.“

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