Architekturzentrum bespielt Nordbahnhof

Das Wiener Architekturzentrum (Az W) wird heuer seine Zelte auch auf dem Gelände des ehemaligen Nordbahnhofs aufschlagen. Unter dem Motto „Care + Repair“ will man dabei das Reparieren von Bestehendem propagieren.

Verlassen wird das Architekturzentrum sein Stammquartier im Museumsquartier während der Vienna Biennale, die von 21. Juni bis 31. Juli stattfindet. Für das Projekt „Care + Repair“ werden Architekten in Tandems mit lokalen Initiativen arbeiten. Die neue Direktorin des Architekturzentrums, Angelika Fitz, will es sich auf dem Nordbahnhof durchaus gemütlich machen: Sie denkt schon eine vorrübergehende gastronomische Einrichtung an und spricht von „intensiver Zwischennutzung“.

Architekturzentrum Wien

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Während der Biennale wird das Nordbahnhofgelände bespielt

Neue Direktorin startet programmatisch

Fitz übernahm das Architekturzentrum kürzlich von Langzeitdirektor Dietmar Steiner. Ihre Direktionszeit wolle sie in den Dienst der Diskussion dreier Aufgaben von Architektur stellen, so Fitz. Was sie für eine solidarische Gesellschaft im Sinne „gebauter Verteilungsgerechtigkeit“ leisten könne, wie sie kulturelle Diversität und Partizipation vor allem in den Städten unterstützen kann und welche Rolle das Haushalten mit Ressourcen spielen soll - „nicht nur was Energieeffizienz betrifft, sondern auch in der Strukturierung unserer Städte“.

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„Wofür braucht es Architektur?“ Über diese Frage soll diskutiert werden

Beispielhafte Antworten auf viele dieser Fragen gibt das 18-köpfige Londoner Architektenkollektiv Assemble, deren erste museale Präsentation Ende Mai eröffnet. Es sei ihr ein Herzensanliegen gewesen, damit ihre Direktion zu beginnen, doch habe sie nach der Zuerkennung des renommierten Turner-Preises an Assemble befürchtet: „Die kriegen wir nie.“

Umso mehr freue sie sich, dass es doch geklappt hat. Assemble sind Spezialisten für die Entwicklung kooperativer Formate, denen soziale Aktivierung des Umfelds ebenso gelingt wie ökologische Nachhaltigkeit und „poetische Räume“. Schon im Vorfeld der Ausstellung haben Assemble eine Gastprofessur an der TU Wien, wo auch ein Bezug zu Bauen in Wien hergestellt wird.

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Eine Ausstellung beschäftigt sich mit den Einschränkungen für Stadtplanung

Besucherrückgang im Vorjahr

Als erste Themenausstellung unter der neuen Ägide wird dann ab 23. November „Form folgt Paragraph“ gezeigt, ein Titel, „der sich selbst erklärt“, so Fitz. „Durchaus kämpferisch“ geht man dabei der Frage nach, wie sehr Standards, Normen und Regulative, „die ja nicht vom Himmel gefallen sind“, die Architektur beeinflussen, blickt dabei auch in die Architekturgeschichte und zeigt, wie vieles in einer „Vollkaskogesellschaft“ nicht mehr „genehmigungsfähig“ wäre. Gleichzeitig möchte man Anstöße für tatsächlich erstrebenswerte Schutzziele geben, die etwa „ein minimales Maximum für alle“ im Sinne solidarischen Zusammenlebens befördern würden.

Der Übergang von Steiner zu Fitz sei „so reibungslos und freundschaftlich“ abgelaufen, wie er es noch nie erlebt habe, lobte Vorstand Hannes Swoboda. In Steiners letztem Jahr gab es bei den Ausstellungen einen Besucherrückgang auf 34.134 von 45.366 im Rekordjahr 2015 (2014: 31.620).

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