Pilotprojekt: Linienbus mit Rundum-Kameras

In Wien ist am Mittwoch ein erster Linienbus mit einem Rundum-Kamera-Assistenzsystem ausgerüstet worden. Dieses warnt vor Gefahren im toten Winkel und überwacht den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug.

Die Kameras werden ein Jahr lang an 15 Autobussen und Lastwagen getestet. Lkw und Busse seien aufgrund ihrer hohen Masse und vieler toter Winkel „extrem gefährlich“, sagte Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ) am Mittwoch vor Antritt einer Testfahrt mit dem Linienbus in Wien-Landstraße. Diese toten Winkel „sorgen im wahrsten Sinn des Wortes für Tote“, betonte der Minister. Rundum-Kameras seien ein Schritt, um „meiner großen Vision näher zu kommen, in Österreich keine Verkehrstoten mehr zu haben“.

Signale an den Lenker

Das System der Firma Mobileye mit Hauptsitz in Israel besteht aus einer Frontkamera, die innen an der Windschutzscheibe angebracht ist, und Kameras an den Außenseiten des Fahrzeugs. Die Frontkamera erkennt Kennzeichen, misst den Fahrzeugabstand nach vorne und warnt vor Kollisionen mit anderen Fahrzeugen oder Fußgängern sowie vor dem Verlassen der Spur. Die Informationen werden sowohl in akustische als auch in optische Signale auf einer LED-Anzeige beim Fahrer umgewandelt. Die Kameras an der Seite dienen zur Erkennung von Gefahren im toten Winkel.

Rundumkamerasystem

APA / Herbert Pfarrhofer

Frontkameradisplay im Linienbus mit Rundumkamerasytem

Keine Livebilder für Lenker

Die Livebilder der Kameras bekommt der Fahrer nicht zu sehen, auch gespeichert werden die Aufnahmen aus Datenschutzgründen nicht. Das System zeichnet allerdings die Warnungen an den Fahrer in Verbindung mit GPS-Daten auf. So lassen sich beispielsweise im Linienbetrieb von Bussen Gefahren-Hotspots auf regelmäßig gefahrenen Strecken erkennen, erläuterte Reinhard Lauterbach, der für den Österreich-Vertrieb von Mobileye zuständig ist.

Insgesamt werden für das Pilotprojekt acht Busse der Firma Blaguss in Wien und des Welser Unternehmens SAB-Tours mit dem Assistenzsystem ausgestattet. Sieben Lkw von Rewe, Saubermacher und der Fahrschule Haltau erhalten ebenfalls Rundum-Kameras. Das Verkehrsministerium beteiligt sich mit 120.000 Euro an den Kosten. Begleitet wird die einjährige Testphase vom Institut für Fahrzeugsicherheit der TU Graz. Im Herbst 2018 sollen die Ergebnisse vorgelegt werden.

Rundumkamerasystem

APA / Herbert Pfarrhofer

Frontkamera, Frontkameradisplay und Heckkamera

Rundumsicht für Neufahrzeuge gefordert

Leichtfried forderte am Mittwoch erneut EU-weit einheitliche Regeln. „Bis 2020 müssen alle Neufahrzeuge Rundum-Sicht haben“, sagte der Minister, der vergangene Woche in einem Brief mit sieben weiteren EU-Ländern die Kommission aufgefordert hatte, bis Jahresende konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Fahrzeugsicherheit vorzulegen.

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