Wucherpreise: 110 Anzeigen gegen Installateur

Hohe Rechnungen für Installateur-Noteinsätze beschäftigen derzeit die Wiener Polizei. 110 Anzeigen gibt es gegen eine Firma wegen des Verdachts auf Sachwucher. Ein Kunde soll für eine Reparatur sogar 10.500 Euro bezahlt haben.

Auf der Website des Liesinger Sanitärnotdienstes wird mit Preisen ab 49 Euro geworben. Tatsächlich seien die Rechnungen dann oft um mehrere hundert Euro höher, bestätigt Robert Breitschopf, Innungsmeister der Installateure in der Wiener Wirtschaftskammer, einen Bericht des Ö1-Konsumentenmagazins „Help“.

Rechnung

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Rund 3.000 Euro wurden in diesem Fall verrechnet

Für Abflussreinigungsdienste werden laut Breitschopf sogar 2.000 bis 3.000 Euro verlangt, „für eine Leistung, die in der Regel vielleicht 300 oder 500 Euro wert wäre“. Der größte mutmaßliche Schadensfall betrifft einen Kunden aus Penzing, berichtet der „Kurier“. Dieser habe für eine einzige Reparatur 10.500 Euro bezahlt.

Innung kritisiert „unübliche“ Abrechnungsmethode

Scharfe Kritik übte Breitschopf auch an der Abrechnungsmethode der Firma - nämlich nach Laufmetern der „Reinigungsfedern“. „Das ist absolut unüblich“, so Breitschopf. Um den verrechneten Betrag könne man praktisch bereits selbst das Werkzeug kaufen. Zudem könne der Konsument auch nicht nachprüfen, wie viele Laufmeter Rohr tatsächlich gereinigt wurden.

In einem Fall wurden etwa knapp 70 Meter verrechnet. „Da sind die mit der Reinigungsfeder wahrscheinlich beim Kanaldeckel auf der Straße rausgekommen“, so der Innungsmeister lakonisch zum „Kurier“. Ein Betroffener schilderte der Zeitung, dass die Mitarbeiter der Firma ihm sagten, er müsse den Betrag sofort bezahlen, davor würden sie nicht gehen.

„Momentan war ich sehr schockiert“

„Momentan war ich sehr schockiert“, sagt eine Geschädigte im Interview mit „Wien heute“. Ihre Rechnung hatte 850 Euro ausgemacht.

Rechnungsformular noch vor Arbeitsbeginn

Beim Ö1-Konsumentenmagazin „Help“ gingen bereits Beschwerden über den Notdienst ein. Im Jänner hatte etwa ein Mann den Dienst beauftragt, weil es in seinem Haus ungewöhnlich kühl war und die Gastherme einen Fehler anzeigte. Schon bevor sich der Handwerker an die Arbeit machte, musste er ein Rechnungsformular unterzeichnen, schilderte der Kunde gegenüber „Help“ – insgesamt war von 300 Euro die Rede. Nach zwei Minuten Arbeitszeit seien dann jedoch plötzlich 552 Euro fällig gewesen. Nur drei Tage später streikte die Gastherme erneut - mehr dazu in help.ORF.at.

VKI-Expertin Maria Ecker riet im „Help“-Interview, im Notfall einen kühlen Kopf zu bewahren. Betroffene sollten in Ruhe überlegen, ob wirklich sofort ein Notdienst erforderlich ist. Handwerker seien üblicherweise schon ab den frühen Morgenstunden im Einsatz. Einige Firmen betrieben auch seriöse Notdienstservices, wie die österreichweite Hotline der 1a-Installateure unter der Telefonnummer 05-1704.

Stadt ermittelt wegen möglichen Gewerbeentzugs

Der Beschuldigte hat laut Polizeisprecherin Irina Steirer „so ziemlich alle Notdienste abgedeckt“. Die Firma bietet neben Installateur- auch Schlüssel- und Elektronotdienste an. Da der Mann bis dato nicht an seiner Meldeadresse im 23. Bezirk angetroffen wurde, konnte er laut Polizei noch nicht befragt werden.

Daneben prüft auch die Gewerbebehörde der Stadt Wien. Der Geschäftsführer hatte selbst keine Gewerbeberechtigung. Er bediente sich dreier gewerberechtlicher Geschäftsführer aus Österreich. Mittlerweile hat einer davon seine Gewerbeberechtigung zurückgelegt. Gegen die anderen beiden Personen wurde ein Gewerbe-Entziehungsverfahren eingeleitet, heißt es von der Innung.

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