Kompost: Wiener setzen auf Würmer in Wohnung

Etwa 200 Wiener haben derzeit Kisten mit Würmern bei sich zu Hause stehen. In den Kisten verarbeiten rund 1.000 Würmer Bioabfall zu Kompost. Die Wurmboxen sollen zu nachhaltiger Mülltrennung motivieren.

„Als ich zum Studieren nach Wien gezogen bin, war ich so verärgert, weil hier alle den Biomüll in den Restmüll werfen, dass ich mir eine Alternative überlegt habe“, sagt David Witzeneder, Gründer von Wurmkiste. Gemeinsam mit seinem Bruder stellt er seit anderthalb Jahren Wurmboxen aus Holz her. „Diese Form der Indoor-Kompostierung soll verhindern, dass der Biomüll gemeinsam mit dem Restmüll verbrannt wird, denn das ist umweltschädigend und nicht notwendig“, sagt Witzeneder.

Wurmkisten mit Sitzhocker-Optik

Von außen sehen die Holzkisten aus wie gepolsterte Sitzhocker. In der Kiste verarbeiten zwischen 500 und 1.500 Würmer den Biomüll zu Dünger, auch Wurmkompost genannt. „Der Wurmkompost ist nährstoffreicher als der Kompost, den man bei den Müllplätzen bekommt. Dadurch eignet er sich gut für Topfpflanzen und Tomaten“, sagt Witzeneder.

Ein großer Unterschied zur herkömmlichen Kompostierung, die von der Magistratsabteilung MA 48 durchgeführt wird, besteht allerdings laut dem österreichischen Bioforschungsinstitut nicht. „Ob man den Bioabfall in die Biomülltone oder in eine Wurmbox wirft, ist ganz egal. Der Abfall wird in beiden Fällen zu Kompost verarbeitet. Die Wurmbox ist vielleicht interessanter, weil man den Vorgang beobachten kann – vor allem für Kinder“, sagt Wilfried Hartl, ein Mitarbeiter des Bioforschungsinstituts in Wien.

Neben Holz auch Plastik

David Witzeneder und sein Bruder sind nicht die einzigen, die in Österreich Indoor-Kompostierung anbieten. Auch Alfred Grand, Inhaber von Vermigrand in Niederösterreich, produziert und verkauft Wurmboxen. Seine sind jedoch nicht aus Holz, sondern aus Kunststoff, „weil wir Kunststoff einfach pflegeleichter und praktischer fanden“, sagt Grand. Die meisten Menschen, die bei Grand Wurmboxen bestellen, sind Wiener. „Wir erkennen, dass die Motivation sich für die Umwelt einzusetzen, steigt - vor allem bei Menschen im urbanen Raum“, sagt Grand.

Laut Anbietern keine Geruchsbelästigung

Sinnvoll seien die Wurmboxen vor allem für Menschen, die den Kompost sofort zu Hause weiterverwenden können, so Hartl: "Etwa für Topfpflanzen am Balkon oder Tomaten. Für stark nährstoffbedürftige Pflanzen ist der Wurmkompost nämlich meist besser als der herkömmliche.“

Eine Wurmkiste kostet – je nach Anbieter – zwischen 150 und 200 Euro. Zuerst werden 500 Würmer mit einem Substrat in die Kiste gesetzt. Nach drei Monaten verdoppelt sich die Zahl der Würmer, die bei richtiger Pflege nicht nachgekauft werden müssen. Geruchsbelästigung sei nicht zu erwarten, sagen die Anbieter: „Die Kisten haben Löcher und sind somit im Gegensatz zu Mülltonnen oder Plastiksäcken atmungsaktiv. Wenn die Wurmkisten stinken, ist das ein Zeichen dafür, dass man etwas falsch gemacht hat.“

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