UNESCO droht erneut wegen Heumarkt

Die Fronten am Heumarkt bleiben verhärtet. Stadt und Betreiber haben kein Problem mit einem 66 Meter hohen Wohnhaus. Die UNESCO hat aber nun erneut damit gedroht, der Innenstadt den Welterbestatus abzuerkennen.

Die UNESCO stößt sich vor allem daran, dass es zu wenige gesetzliche Rahmenbedingungen gibt, um das Welterbe zu schützen. Man habe immer wieder Probleme damit, dass ein Investor kommt, etwas vorschlägt und erst im Nachhinein eine Flächenwidmung beschlossen wird, günstig für das Projekt. Man bleibe daher bei der Aberkennungsdrohung, denn es gehe nicht nur um das Projekt am Heumarkt, sondern auch um alle weiteren, die noch folgen könnten.

Über die Auswirkungen des Heumarkt-Projekts will die UNESCO bei der Tagung des Welterbekomitees im Juli in Krakau entscheiden - mehr dazu in Heumarkt-Areal: Stellungnahme an UNESCO.

Heumarkt

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Geplantes Projekt Heumarkt

„Wien nicht unter Glasglocke stellen“

Die Sorge der UNESCO über mangelnde gesetzliche Rahmenbedingungen teilt Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou von den Grünen „absolut nicht“. Sie könne aufgrund bestehender klarer Vorgaben ausschließen, dass innerhalb des Rings in Wien Hochhäuser errichtet werden, „solange wir leben“. Die Stadt habe ihre Stellungnahme an die UNESCO übermittelt. Es gelte nun abzuwarten und in einen Dialog zu treten, so Vassilakou. Sie sei zuversichtlich, dass es wie beim Hauptbahnhof oder Wien Mitte zu einer Einigung kommen werde.

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„Wien heute“, 22.2.2017, 19.00 Uhr, ORF 2

Vassilakou wies gegenüber „Wien heute“ auch darauf hin, dass in der Diskussion gerne auf die positiven Aspekte des Projekts vergessen werde. So werde etwa das Areal des Eislaufvereins für die Zukunft gesichert: „Mit diesem Projekt wird der Eislaufverein existenziell für die Zukunft abgesichert. Er bekommt eine Modernisierung seiner Anlagen, er bekommt eine ganzjährig nutzbare Eislhalle und ich cenke, dass das auch ein Profit für die ganze Stadt ist“, so Vassilakou.

„Immer mehr, immer höher, immer weiter“

Es sind zwei Lager, die sich wegen des Heumarkts gegenüberstehen: Gegner des Projekts befürchten unter anderem, dass in der Innenstadt immer mehr Hochhäuser gebaut werden. Die Stadt opfere das Weltkulturerbe zugunsten eines Investors, lautete der Tenor. Gefordert wurde einmal mehr: Zurück an den Start.

Laut ICOMOS-Präsident Wilfried Lipp hat in der Wiener Stadtplanung eine „Eskalationsdynamik“ eingesetzt, die dem Motto folge: immer mehr, immer höher, immer weiter. Er kritisierte die „Vertikalisierung“: „Es ist, wie wenn ein Flugzeug Hochhausdünger über die Stadt versprüht hat und dort, wo Investoren sind, wachsen Hochhäuser heraus.“ Lipp betonte weiters, dass die hiesige Kulturerbezone weniger als zwei Prozent der Stadtfläche betrage.

An vorderer Front gegen die Heumarkt-Pläne kämpft auch die IG Kultur, die laut eigenen Angaben inzwischen mehr als 1.600 Unterschriften für eine Petition gesammelt hat. Geschäftsführer der IG Autorinnen und Autoren Gerhard Ruiss ärgerte sich über den „Affront“ der Stadt: „Die Marke Wien wird entwertet.“ Er wundere sich über die „dümmlichen Argumente“, die für die Durchsetzung des Vorhabens bemüht würden: „Wo bitte ist hier der verwaiste Platz?“

Buhrufe für Projektentwickler

Laute Buhrufe mussten zuletzt die Projektentwickler hinnehmen. Rund 250 Menschen waren der Einladung der Bezirksvorstehung gefolgt und Montagabend ins Hotel Intercontinental gekommen. Dass die UNESCO insbesondere für den Fall der Realisierung eines 66 Meter hohen Wohnturms am Heumarkt damit droht, den Welterbestatus der Innenstadt abzuerkennen, ist für die empörten Anrainer nur ein Punkt unter vielen - mehr dazu in Buhrufe für Heumarkt-Pläne.

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