800 Jahre alte Glocke erklingt wieder

Nach 75 Jahren soll das „Chorglöcklein“ im Stephansdom wieder erklingen. Die Glocke stammt aus dem Mittelalter. Zu Ostern soll sie erstmals wieder zu hören sein. Vorab gibt es hier aber schon ein „Probeläuten“ zu hören.

„Seitdem ich hier vor zehn Jahren angefangen habe zu arbeiten, will ich diese Glocke schon restaurieren lassen“, sagte Domkapellmeister Markus Landerer. Er machte es nun möglich, eine der ältesten Glocken Wiens wieder zum Erklingen zu bringen.

Das „Chorglöcklein“ ist mit seinen 63 Zentimetern Größe nicht nur die älteste, sondern auch die kleinste Glocke im Stephansdom. Sie stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist „neben der Glocke in der St.-Ruprechtskirche die besterhaltene Glocke, die es aus der Zeit in Wien gibt“, so Landerer. Das Besondere an der Glocke seien ihr Alter und ihr „wunderschöner Klang, der ihr trotz Alter und Transport erhalten geblieben ist“.

So klingt das „Chorglöcklein“

Nach mehr als 75 Jahre Stille wird regulär ab Ostern wieder eine der ältesten Glocken Wiens am Stephansdom zu hören sein. Exklusiv haben wir uns, anlässlich des Einläutens der Fastenzeit am Aschermittwoch, dieses Geläut schon einmal vorab angehört - mehr dazu in So klingt eine der ältesten Glocken des Stephansdoms (oe3.ORF.at).

Glocke entgeht geplanter Einschmelzung

Bis 1942 hing das „Chorglöcklein“ im nördlichen Heidenturm, wo es auch jetzt wieder seinen Platz finden wird. Dann wurde die Glocke abgehängt und in die damalige „Reichsstelle für Metalle“ des NS-Regimes verlagert. Von dort aus hätte sie - wie viele andere Glocken auch - zum Einschmelzen abgeliefert und für Kriegszwecke verwendet werden sollen.

Da die Glocken damals nach Alter abgeliefert wurden, überlebte die Glocke aus dem Mittelalter ihre geplante Einschmelzung. 1946 kam sie zurück in den vom Krieg zerstörten Stephansdom und wurde auf dem Boden vor der Pummerin abgelegt. Seitdem lag die Glocke dort und wurde nicht mehr in Betrieb genommen. Ein Grund dafür war, dass der Klöppel fehlte.

Glocke erklingt erstmals am Ostersonntag

Unlängst hatte man den Klöppel zufällig in einer Mauerritze nahe der Glocke gefunden. Landerer nutzte den Fund als Anlass, seinen Wunsch zu erfüllen. „Zu meinem 40. Geburtstag habe ich dann eine Spendenbox aufgestellt und meine Freunde darum gebeten, Geld für die Restaurierung der Glocke zu spenden. So sind wir auf fast 6.000 Euro gekommen“, sagte Landerer. Er selbst habe die restlichen 300 Euro beigesteuert, die zur Wiederinstandsetzung der Glocke noch gefehlt hatten.

Nach der Instandsetzung und einer Untersuchung durch die Tiroler Firma Grassmayr wurde die Glocke jetzt wieder an ihrem alten Platz im Heidenturm montiert. Sie soll zur Vesper am Ostersonntag zum ersten Mal nach 75 Jahren wieder erklingen.

Links: