Hauptbahnhof: Shoppingcenter floppt

Im Wiener Hauptbahnhof sperrt ein Geschäft nach dem anderen zu. Sowohl Filialen großer Ketten als auch kleine Einzelgeschäfte hadern mit zu wenigen Kunden. Eingestellte Pachtzahlungen und Gerichtsprozesse sind die Folge.

Aus dem versprochenen Einkaufscenter ist ein normaler Bahnhof geworden. Samsung, Western-Union und Radatz haben in den vergangenen Monaten geschlossen. Mario Brunat betreibt einen italienischen Imbiss im Hauptbahnhof. Die Pacht dafür beträgt 4.750 Euro monatlich. Ein Quadratmeterpreis fast wie auf der Mariahilfer Straße. Weil er die Pacht nicht mehr bezahlen kann, ist jetzt eine Räumungsklage der ÖBB anhängig.

Hauptbahnhof

ORF.at/Christian Öser

Gegen sechs Prozent der Pächter laufen Gerichtsverfahren

„Mit sechs Prozent der 90 Pächter gibt es aktuell Gerichtsverfahren“, wird Juliane Pamme von den ÖBB im „Kurier“ zitiert. Die Anwältin Iris Augendoppler kritisiert gegenüber Radio Wien Knebelverträge sowie irreführende Werbung. Pamme bestreitet das vehement und betont, dass „alle rechtlichen Standards und Sitten eingehalten werden“.

ÖBB wollen im Untergeschoß nachbessern

Laut dem Zeitungsbericht haben die ÖBB bei den Pachtverträgen auch Maklerhonorare kassiert. „Die ÖBB-Gruppe hat, auch ohne eine Vermittlungstätigkeit zu leisten, ein Maklerhonorar in Rechnung gestellt. Eine Provision ohne eine Vermittlungstätigkeit ist aber nicht zulässig“, so Augendoppler. Sie tritt gleichzeitig als Verpächter und Makler auf, das sei eigentlich unvereinbar.

Laut ÖBB sind pro Tag 120.000 potenzielle Kunden auf dem Hauptbahnhof unterwegs. Die Pächter gehen aber eher von 80.000 aus und klagen über zu wenig Kundschaft. Von den ÖBB heißt es gegenüber Radio Wien, dass sich das Gebiet rund um den Hauptbahnhof, was Laufkundschaft betrifft, noch nach oben entwickeln werde.

„Das haben wir den Pächtern von vornherein kommuniziert. Außerdem versuchen wir, das untere Geschoß mit neuen Sitzgelegenheiten und neuer Beleuchtung interessanter zu machen. Das obere Geschoß funktioniert besser, und wir sind bemüht, auch die untere Etage anzugleichen und für die Shopbetreiber lukrativer zu machen“, so die ÖBB.

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