Römisches Bad: Wiens schönste Abstellkammer

In Wien könnte es ein Römisches Bad im Renaissancestil geben. Ein Journalist und die Besitzer der Immobilie am Praterstern streiten darüber seit Jahren. Momentan kann die historische Liegenschaft als Lager gemietet werden.

Das Römische Bad am Praterstern wurde zur Weltausstellung 1873 von Kaiser Franz Joseph I. eröffnet. Bis zum Zweiten Weltkrieg war es eine der prunkvollsten Wiener Badeanstalten. Dann wurde das Gebäude von einer Bombe getroffen und teilweise zerstört. Nur noch eine Außenfassade und wenige Innenräume erinnern heute an das Bad. Bis vor Kurzem wurden die erhaltenen Räumlichkeiten auf der Internetplattform willhaben zur Vermietung angeboten. Allerdings nicht als Bad, sondern als Lagerfläche.

Das Römische Bad wird regelmäßig als Lagerfläche vermietet

Michael Hierner

Das Römische Bad wird regelmäßig als Lagerfläche vermietet

Kein Denkmalschutz für seltene Säulenhallen

2012 suchte Fotograf und Journalist Michael Hierner nach Überbleibseln des ehemaligen Luxusbades: „Ich habe die Umrisse der alten Baupläne auf Google Maps wiederentdeckt.“ Was er dort fand, beeindruckte ihn so sehr, dass er das Bundesdenkmalamt informierte - „Wien heute“ berichtete. Das Amt entschied sich aber dagegen, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen. Es sei nicht mehr genügend Bausubstanz vorhanden, so die Begründung.

Hierner ist vom Gegenteil überzeugt und vertritt die Ansicht, dass das Römische Bad revitalisiert werden könnte: „Die Liegenschaft wurde 1960 vom Besitzer komplett umgebaut, sodass er sie als Büro oder Lager verwenden konnte.“ Bäderteile seien dafür zubetoniert worden. Grundsätzlich seien aber noch sämtliche Räume da, behauptet Hierner und konstatiert: „Meiner Theorie zufolge könnte das Bad wieder freigelegt werden. Dann könnte man hier einen Badebetrieb wie vor 150 Jahren etablieren.“

Römisches Bad von Außen - damals

ORF

Das Römische Bad war einst eine Sehenswürdigkeit

Nur Verwendung als Lager zulässig

Die Besitzer wollen die Säulenhallen des Römerbades zwar erhalten, sie aber weiterhin als Lager vermieten. „Wir würden es gerne anderweitig verwenden, aber das ist einfach nicht möglich“, erklärt Verwalter Günter Grigar von den Österreichischen Kunststoffwerken. Die GmbH hat den Gebäudekomplex, in dem sich die wenigen Überreste des Römerbades befinden, 1954 erworben und umgebaut.

Aus Sicht der Gebäude- und Gewerbeordnung sei nur eine Nutzung als Lagerfläche zulässig, beteuert Grigar. Das liege vor allem an der Belichtung: „Wir haben keine natürliche Belichtung, sondern nur Oberflächenbelichtung“, sagt Grigar in Bezug auf die kunstvoll gestalteten Dachflächenfenster. Diverse Interessenten hätten ein Büro in der 150 Jahre alten Säulenhalle einrichten wollen und dafür keine Genehmigung bekommen.

Das Gebäude habe zu wenige Lichtquellen, behauptet der Verwalter

ORF

Das Gebäude habe zu wenige Lichtquellen, behauptet der Verwalter

Kein Verständnis für öffentliches Interesse

Grigar kann das öffentliche Interesse für das Römische Bad nicht nachvollziehen. „Im Gegensatz zu anderen haben wir uns darüber informiert, was möglich ist und was nicht“, meint er in Bezug auf die Facebook-Gruppe „Rettet das Römische Bad am Praterstern“ und legt nach: „Was wollen diese Menschen? Von dem Römerbad ist so gut wie nichts mehr da. Trotzdem wird diese Geschichte alle paar Jahre ausgegraben. Ich weiß nicht, warum.“ Die Facebook-Gruppe, die von Hierner gegründet wurde, hat knapp über 1.000 Mitglieder.

Der Journalist versteht nicht, warum die Eigentümer an keiner gemeinsamen Lösung interessiert sind: „Gerade Wien lebt noch immer von der Zeit der k. u. k. Monarchie. Von der Weltausstellung ist so gut wie nichts mehr da.“ Die Wiener Weltausstellung fand 1873 im Prater statt und war die erste im deutschsprachigen Raum. Kurz nach der Ausstellung wurde der Großteil der errichteten Gebäude wieder zerstört oder umfunktioniert.

Es habe einen Investor gegeben, der den Komplex erwerben und wieder zu einem Römischen Bad umbauen wollte, erzählt Hierner. Die Besitzer seien an einem Verkauf allerdings nicht interessiert. Hierner träumt weiterhin von einem Bad: „Vielleicht gibt es ja einen Weg, den Besitzer zu überzeugen, die Liegenschaft zu verkaufen. Es wäre eine kleine Sensation.“

Römisches Bad von Außen - heute

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Von außen betrachtet erinnert nur noch eine einzelne Fassade an das Bad

Preis für Lager „nicht außergewöhnlich“

Auf den Mietpreis hat der Renaissancestil des Lagers offenbar keine Auswirkung: „Wir vermieten es als einfache Lagerfläche. Die Nettomiete pro Quadratmeter beträgt 5,50 Euro, das ist nicht außergewöhnlich“, erklärt Grigar. Ohne Betriebskosten und Mehrwertsteuer würden die 700 Quadratmeter Lagerfläche somit 3.850 Euro kosten. Zusätzlich werden 200 Quadratmeter gesondert als Garage vermietet.

Quadratmeterpreise zwischen fünf und sechs Euro sind für Lagerflächen in Wien durchaus marktüblich. Von willhaben ist die Anzeige mit der Lagerfläche kurz nach dem Interview mit Grigar verschwunden. Die Maklerfirma Otto Immobilien bietet sie allerdings weiterhin auf ihrer Website zur Vermietung an.

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