Handyfilme auf Riesensmartphones

Der FC Barcelona unten auf dem Rasen, der Star irgendwo da vorne auf der Bühne oder auch ganz simple Alltagsszenen: Das Genre des Handyfilms ist bunt und relativ neu. Im Volkskundemuseum widmet sich eine Ausstellung dem Thema.

Ein Schweizer Projekt hat sich intensiver mit dem Thema beschäftigt und die Ausstellung konzipiert, die im Volkskundemuseum Wien Station macht. Sex und Crime sucht man dort vergeblich. Das liegt nicht daran, dass man die Schau „Handyfilme - Jugendkultur in Bild und Ton“ jugendfrei gestalten wollte, sondern am tatsächlichen Nutzerverhalten. Denn das Klischee, dass Jugendliche gerne Gewalt oder Intimitäten filmen bzw. schauen, trifft laut den Kuratoren Ute Holfelder und Christian Ritter keineswegs zu.

Handyverhalten der Jüngeren unter der Lupe

Sie haben sich in ihrer Arbeit - es handelt sich um ein Projekt der Universität Zürich und der Zürcher Hochschule der Künste - in erster Linie den Jüngeren gewidmet, um deren medial oft negativ bewertetes Mobiltelefonverhalten genauer unter die Lupe zu nehmen.

Wobei: Es handle sich um ein Phänomen, das längst nicht mehr nur Jugendliche betreffe, wie Ritter betonte. Allerdings sei es noch immer so, dass Junge die neuen Medientechniken meist früher nutzen würden. Die Ausstellungsmacher haben nicht nur Videos analysiert, sondern auch mit deren Produzenten geredet. Letztlich seien 380 Sequenzen gesammelt worden.

Aufnahmen als Art Tagebuch

Die Sujets entsprachen nicht unbedingt den Erwartungen. Aufgenommen werden meist harmlose Beschäftigungen, wobei etwa spezielle Momente auf Reisen oder beim Sport gern dokumentiert werden. Gemeinsames Anschauen der Filme ist wichtiger Teil der Handyfilm-Kultur, teilen via Social Media oder Hochladen auf Sharing-Plattformen ist laut den Kuratoren hingegen weit weniger verbreitet.

Betrachtet wird meist unmittelbar nach dem Aufnehmen und dann eher nicht mehr. Gelöscht werden die filmischen Erzeugnisse aber trotzdem fast nie, wie konstatiert wurde. Offenbar sehe man die Aufnahmen als eine Art Tagebuch, das man mit sich herumtrage, vermuten die Forscher.

Überdimensionierte Smartphones zeigen Bilder

Handyfilme spielen vor allem eine wichtige Rolle in der Pflege von sozialen Beziehungen. Und sie definieren auch die Hoheit über das Bildgedächtnis in der Familie neu, wie Holfelder erläuterte. Denn es ist nun nicht mehr nur der Papa, der den Foto- oder Filmapparat bedienen darf. Was die Jugendliche so alles auf Chip oder Cloud bannen, darüber gibt die Schau einen Überblick.

Sie tut das mittels überdimensionaler Smartphones, die so wie die Originale auch mit Lautsprechern ausgestattet sind. Denn der Ton sei ein wichtiges Element der Handyfilmkultur.

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