Kinderpsychiatrie: FPÖ für höhere Opferrente

Eine Studie, die diese Woche veröffentlicht worden ist, hat große Missstände in der Wiener Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Nachkriegszeit belegt. Die Wiener FPÖ fordert nun eine Opferrente und eine Entschuldigungszeremonie.

„Es scheint schon so, als ob sich die Geschichte in Wien ständig wiederholt“, sagte Klubchef Dominik Nepp am Freitag. Er nahm dabei Bezug auf die Missbrauchsfälle in den ehemaligen Kinderheimen am Wilhelminenberg bzw. auf der Hohen Warte - mehr dazu in Langes „Gewaltsystem“ in Kinderpsychiatrie.

Die Stadt hat laut der zuständigen Sozial- und Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) vor, Opfer zu entschädigen. Sollten Betroffene Schadenersatz beantragen, werde der Fall geprüft. „Wenn Ansprüche entstehen, dann sind sie zu gewähren“, versicherte sie. Auch eine eigene Telefonhotline wurde eingerichtet. Sie ist unter der Wiener Nummer 40409-60030 erreichbar.

Missbrauch Kinderpsychiatrie Sujet

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Pavilion 15 am Steinhof

Kinder „bis heute im Stich gelassen“

Die Stadt habe „probiert, mit Einmalzahlungen die Opfer zu beruhigen“. „Es wurde Geld gezahlt, aber natürlich kann Geld so etwas nicht wieder gut machen“, meinte Nepp. Bei der nächsten Gemeinderatssitzung im April werde die FPÖ daher verschiedene Anträge zum Thema einbringen, kündigte er an.

Neben der Errichtung einer Gedenktafel am Wilhelminenberg und einer offiziellen Gedenkveranstaltung im Rathaus, bei der sich die Stadt bei den Opfern entschuldigt, fordert die Wiener FPÖ, dass die Stadt Wien den Betroffenen eine Opferrente zuerkennt. Die vom Bund beschlossene Opferrente für frühere Heimkinder, die Opfer von Gewalt wurden, in Höhe von 300 Euro müsse von der Stadt Wien zumindest verdoppelt werden, so Nepp.

Nepp kritisierte auch, dass Kinder „bis heute im Stich gelassen“ würden: Es gebe viel zu wenig stationäre Plätze für Kinder und Jugendliche, weshalb viele in der Erwachsenenpsychiatrie untergebracht werden müssten. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie soll deshalb auch beim etwaigen Untersuchungsausschuss zum KAV und zum Krankenhaus Nord Thema werden, kündigte Nepp an - mehr dazu in KH Nord ab 2018 in Betrieb.

KAV-Hotline „falsche Entscheidung“

Auch die Wiener NEOS reagierten am Freitag mit einer Forderung auf die Ergebnisse der Studie: Die Stadt Wien müsse eine unabhängige Kommission für die Prüfung von Entschädigungszahlungen einrichten, befand Generationensprecher Christoph Wiederkehr. „Dass die Stadt eine Hotline eingerichtet hat, ist der erste Schritt. Allerdings ist es die falsche Entscheidung, dass diese Hotline für Betroffene beim KAV, quasi die Institution der damaligen Täter, angegliedert ist“, so Wiederkehr.

ÖVP gegen Frist für Entschädigung

Für ÖVP-Wien-Gemeinderätin und Seniorensprecherin Ingrid Korosec sei es unverständlich, dass diejenigen Opfer des Heimskandals, die sich nach der von der Stadt Wien gesetzten Frist Ende März 2016 noch gemeldet haben, keine Entschädigungsleistungen mehr erhalten. „Das ist komplett verantwortungslos und geradezu ein Schlag ins Gesicht der Opfer. Die Stadt muss hier endlich einlenken und den betroffenen Menschen helfen“, so Korosec. „Auch die mehrfach geforderte offizielle Entschuldigungszeremonie der Stadt ist man bis zum heutige Tage schuldig geblieben."