Längstdienender Polizist geht in Pension

Über 40 Jahre ist er in Wien Polizist gewesen - nun geht Chefinspektor Josef Gaschl in Pension. Seinen Beruf ganz ablegen kann der längstdienende Polizist der Stadt aber noch nicht, verriet der 61-Jährige.

Einmal Polizist, immer Polizist - das trifft auf Gaschl offenbar zu. „Wennst durch die Mariahilfer Straße gehst, schaust automatisch, ein bisschen: Ist da ein Taschendieb, rennt alles richtig ab“, erzählte er im Interview mit „Wien heute“. Jeden Nachmittag geht er raus vor die Tür, für die Bevölkerung und Geschäftsbesitzer ist er in Neubau ein weithin bekannter Ansprechpartner.

Josef Gaschl

APA/Angelika Kreiner

Josef Gaschl wurde mehrfach ausgezeichnet

40 Jahre und sieben Monate als Polizist

Am Dienstag fand eine offizielle Abschiedsfeier für den Chefinspektor statt. Im Dienst ist er nicht mehr, er baut gerade seinen Resturlaub ab. Der formelle Pensionsbeginn ist dann am 1. April, nach 40 Jahren und sieben Monaten als Polizist.

Im Lauf seiner Karriere erhielt Gaschl mehr als 220 polizeiinterne Belobigungen und zahlreiche Auszeichnungen. Seit 2005 war er Kommandant der Polizeiinspektion Stiftgasse in Wien-Neubau. Er wurde in seiner Laufbahn unter anderem mit dem silbernen Verdienstzeichen der Republik Österreich, dem Sicherheitsverdienstpreis für Wien oder auch dem 133er-Award in der Kategorie „polizeiliches Lebenswerk“ ausgezeichnet.

TV-Hinweis:

„Wien heute“, 21.3.2017, 19.00 Uhr, ORF2 und danach online unter tvthek.ORF.at.

„Eigentlich nie“ Angst gehabt

„40 Jahre Mariahilfer Straße, ich habe hier viel erlebt, vom Gerngross-Brand bis zur Geiselnahme in der BAWAG. Ich habe hier das erste Mal Schusswaffengebrauch gehabt, nach einem Einbruch in ein Geschäft. Wir konnten die Täter nach der Abgabe der Schreckschüsse stellen“, erinnerte sich Gaschl in einem „Wien heute“-Interview.

Angst habe er in seiner ganzen Dienstzeit „eigentlich nie gehabt“, erklärte er gegenüber der APA. Ein besonderes Anliegen war ihm immer die Bekämpfung von „Handtaschlziehern“, denn die suchen sich „die leichtesten Fälle als Opfer, alte Frauen, Mütter mit Kindern“. Da kam es auch vor, dass er am Westbahnhof in die U-Bahn ein- und in der Station Neubaugasse aus der U-Bahn ausgestiegen ist - mit drei auf frischer Tat ertappten Handtaschendieben, die er gleich mit auf die Polizeiinspektion nahm.

„Hohe Fachkompetenz mit Menschlichkeit“

Verabschiedet wurde Gaschl am Dienstag unter anderem von Konrad Kogler, Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, und dem stellvertretenden Landespolizeidirektor Karl Mahrer. Gaschl könne mit gutem Gewissen als Legende bezeichnet werden, sagte Mahrer. Denn er vereine „hohe Fachkompetenz mit besonderer Menschlichkeit“.

Das Leben in der Stadt und die vielen Menschen wird Gaschl in der Pension vermissen. „Es war für mich schon die Erfüllung eines Berufes, es war toll. Die schönen Seiten sind, wenn man den Leuten helfen kann. Die tragischen Seiten sind Todesfälle, aber das gehört zum Beruf dazu“, zog Gaschl Bilanz. Aber er freut sich schon darauf, mehr Zeit für ausgedehnte Motorradtouren und seine zwei Enkelsöhne zu haben.