Roscic: Plagiatsprüfung dauert Monate

Der Plagiatsvorwurf gegen den designierten Staatsoperndirektor Bogdan Roscic hat die Uni Wien veranlasst, ein offizielles Prüfverfahren einzuleiten. Roscics Ankläger untersucht die Dissertation bereits auf weitere Plagiate.

Die Universität Wien eröffnete nun offiziell das Prüfverfahren zur Dissertation des designierten Staatsopern-Direktors Bogdan Roscic. Plagiatsexperte Stefan Weber wirft diesem vor, bei der 1988 eingereichten Arbeit „Gesellschaftstheorie als kritische Theorie des Subjekts: zur Gesellschaftstheorie Th. W. Adornos“ abgeschrieben zu haben und hatte Anzeige eingebracht. Die Plagiate sollen aus einer Doktorarbeit von Peter Decker stammen - mehr dazu in Plagiatsvorwurf gegen Roscic: Minister wartet ab.

Roscic

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Bogdan Roscic könnte im Falle eines Plagiats seinen Doktortitel verlieren

Weber sucht bereits nach weiteren Plagiaten

Mit verschiedener Software hat sich Weber bereits eigenständig auf die Suche nach weiteren, abgeschriebenen Textpassagen gemacht: „Die Auswertung der Plagiatssoftwareprotokolle von Turnitin, PlagScan und Unplag brachte keine weiteren Funde. Dies überrascht nicht, da ja auch der Fund Decker nur durch einen großen Zufall gelang“, erklärt Weber gegenüber wien.ORF.at. Woher der Hinweis auf ein mögliches Plagiat stammt, wollte Weber bisher nicht verraten.

Universität Wien

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Die offziellen Untersuchungen der Uni Wien werden wohl noch Monate dauern

Weber besichtigt nach eigener Aussage mittlerweile nur noch offline verfügbare Literatur: „Derzeit werden sechs Dissertationen zu Adorno aus der Zeit von 1971 bis 1985 sowie zwei Monographien aus dem Jahr 1985 abgeglichen. Insgesamt gibt es rund 40 Dissertationen, die als Quelle gedient haben könnten.“ Weitere Plagiate könnten von Texten aus den 1970ern stammen und nur schwer zugänglich sein. „Das ist also noch sehr viel Arbeit, die mehrere Monate dauern kann“, meint Weber.

Ergebnis der Untersuchungen bis Mitte Oktober

Erwiesen ist nach Webers Einschätzung, dass Roscic maßgebliche Passagen bei einer 1982 erschienen Doktorarbeit von Peter Decker plagiiert habe. Nachdem die Vorwürfe Mitte des Monats bekannt geworden waren, hatte die Universität Wien zunächst den Eingang der Anzeige bestätigt, nach der ein externer Gutachter über die Einleitung eines Verfahrens entscheidet.

Diese Entscheidung ist nun gefallen. Mit einem Ergebnis des Prüfungsprozesses rechnet man noch „vor dem Beginn des neuen Studienjahres“, also Mitte Oktober, hieß es vonseiten der Uni Wien. Auf Basis dieses Gutachtens entscheidet der Studienpräses dann, ob Roscic sein Titel aberkannt werden muss oder nicht. Roscic hatte mehrmals betont, mit der Universität zur Klärung der Vorwürfe zusammenarbeiten zu wollen. Der 52-Jährige soll 2020 die Nachfolge von Dominique Meyer an der Spitze der Staatsoper antreten.

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