Container-Wohnheim für Studierende

So schnell auf- wie wieder abgebaut: Leere Grundstücke in der Seestadt werden für Studentenwohnheime in Containern genutzt. Die sind zwar günstig, so mancher Bewohner würde sich aber eine zentralere Lage wünschen.

Zwischen gerade fertiggewordenen und noch im Bau befindlichen Gebäudekomplexen stehen, nahe der U2-Station Seestadt, die Pop-Up Dorms. Sie befinden sich auf einem Grundstück der Wien 3420 Aspern Development AG, die erst in einigen Jahren vorhat, das Grundstück zu bebauen. Genau solche Flächen sind es, die die Studentenheimträger OeAD-WohnraumverwaltungsGmbH und home4students einem Nutzen zuführen wollen.

Im Oktober 2015 zogen die ersten 40 Bewohner ein. Jetzt wurden die Kapazitäten der Anlage mit einem weiteren Gebäude knapp verdoppelt. Es besteht aus Containern die, neben- und aufeinander platziert, zu Wohneinheiten zusammengesetzt werden können. Die Maße der Container – sie sind 16,8 Meter lang, 5,5 Meter breit und 3,5 Meter hoch – sind so gewählt, dass es möglich ist, sie auf einem Tieflader zu transportieren - ohne dass „horrende Kosten für Sondertransporte anfallen“, so Markus Fischer von F2 Architekten, dem Büro, das die Module entwickelt hat.

Grundriss der Pop-Up Dorms

OeAD

Grundriss des älteren Gebäudes

Eine moderne Lösung auf Zeit

Die Container wurden in Oberösterreich produziert und fertig nach Wien geliefert. Jeder einzelne besteht aus vier Einzelzimmern, zwei Bädern und einer Gemeinschaftsküche mit Esstisch. Die Zimmer sind jeweils mit Bett, Schreibtisch, Sessel und Schrank vormöbliert. In der Küche gibt es ein großes Fenster, das direkt in das Atrium zeigt, dem Gemeinschaftsbereich des Gebäudes.

Diese Durchsichtigkeit sei am Anfang etwas ungewohnt gewesen, meint Mario, Publizistikstudent aus dem Zillertal. „Das hat aber den total coolen Effekt, dass du immer siehst, wenn jemand da ist. Wenn man rausgeht und sich an einen der Tische setzt, setzt sich meistens jemand dazu“. Das stärke das Gemeinschaftsgefühl. Auch die hohe Quote an internationalen Studenten sei ein Plus. Im Gegenzug bedeutet das aber auch, dass viele der Bewohner nur einige Semester bleiben, bevor sie wieder in ihre Heimatländer zurückkehren.

Atrium der Anlage

ORF

Blick auf das Atrium

Viele Bewohner bleiben nur kurz

Nicht nur die Herkunft der Bewohner, auch die Lage des Wohnheimes ist ein Grund für die hohe Fluktuation. „Viele wollen weiter in die Stadt“, sagt der junge Tiroler, der selbst in das Heim gezogen ist, ohne zu wissen, wo die Seestadt liegt. Die Bilder im Internet hätten ihm gefallen. „Der Style ist einfach gut. Als ich dann aber das erste Mal hergekommen und an den Feldern vorbeigefahren bin, habe ich schon gestaunt“, so Mario, der ebenfalls vorhat, sich bald nach einer zentraleren Wohnung umzusehen.

Dennoch sei Mario das Wohnheim ans Herz gewachsen. Er fühle sich wohl. Die vergleichsweise günstige Miete von 350 Euro, in der alle Zusatzkosten bereits inkludiert sind und Annehmlichkeiten wie eine Putzfrau, die alle zwei Wochen kommt, tragen das ihre dazu bei.

Außenansicht Pop-Up Dorms

ORF

Die Pop-Up Dorms in der Seestadt bieten 86 Studierenden Platz

Kosten sollen im Rahmen bleiben

Ob das Projekt letzten Endes auch ein wirtschaftlicher Erfolg sein wird, muss sich noch zeigen. Immerhin kostet jedes einzelne der Module 175.000 Euro, ist dabei auf fünf Umzüge und eine Nutzungsdauer von 40 Jahren ausgelegt. Wie leicht und kostengünstig sich die Umzüge gestalten werden, ist die eine Frage. Ob immer ein passendes Grundstück gefunden werden kann, ist die andere.

Von Seiten der Betreiber ist man optimistisch. „Wir haben uns ausgerechnet, dass sich die Finanzierung nach 20 Jahren amortisiert haben wird“, so Michael Gehbauer, Geschäftsführer der Wohnbauvereinigung für Privatangestellte (WBV-GPA), die das Projekt entwickelt und errichtet hat. Damit habe man einen gewissen Spielraum, den man auch brauchen werde.

Juan Marhl, wien.ORF.at

Links: