Kopfschuss in Brigittenau „nur“ Unfall?

Möglicherweise um einen Unfall und nicht um einen gezielten Kopfschuss könnte es sich bei jenem Fall handeln, bei dem am Ostersonntag ein 26-Jähriger in Wien-Brigittenau getötet worden ist. Darauf deuten mehrere Indizien hin.

Zunächst bezieht sich ein Polizeibericht auf die Obduktion der Leiche. „Der Schuss ging vorerst in den rechten Oberarm, welchen das Opfer offenbar gehoben hatte, drang danach im Bereich der rechten Wange ein und im oberen Kopfbereich wieder aus“, hält die Kriminalpolizei fest.

Entscheidende Bedeutung im weiteren Verlauf des Ermittlungsverfahrens wird den Sachverständigengutachten zukommen. Neben dem schriftlichen Obduktionsgutachten des Gerichtsmediziners wird mit Spannung auf die Auswertung eines Chemikers zu den Schmauchspuren gewartet. Ein Ballistiker soll wiederum anhand des Schusskanals den Tathergang rekonstruieren und vor allem klären, inwieweit sich die Darstellung des Schützen mit der Machart und Funktionsweise der sichergestellten Waffe in Einklang bringen lässt.

Bluttat Brigittenau

ORF

Die Aussprache vor einem Cafe endete tödlich

Zeuge: „Waffe nicht gezielt im Anschlag“

Der mutmaßliche Schütze selbst sowie Zeugen sprachen gegenüber der Polizei übereinstimmend davon, dass der Schuss sich gelöst hatte und nicht absichtlich abgefeuert worden war. Der 27-jährige Verdächtige hatte sich unmittelbar nach der Tat gestellt und befindet sich in U-Haft - mehr dazu in Mann erschossen: Eifersucht als Motiv. Er sagte aus, er habe sich gegen den Mann gewehrt, dabei sei der Schuss unabsichtlich losgegangen - mehr dazu in Mann erschossen: Schütze bestreitet Absicht.

Diese Unfallversion bestätigten mittlerweile auch zwei Zeugen, ein Mann und eine Frau, die am Gaußplatz mit einem Hund unterwegs waren. Ihnen zufolge „wirkte es so, als ob sich der Mann, der die Waffe gehalten hat, nicht wirklich mit der Handhabung der Waffe ausgekannt hat. Es wirkte eher unbeholfen und hat mit der Hand, in welcher er die Waffe gehalten hat, weit ausgeholt. Er hat die Waffe nicht gezielt im Anschlag in der Hand gehalten“, sagte der Mann.

Die Frau sagte, der Mann, „der die Waffe in der Hand gehalten hat, hat seinen Arm, mit dem er die Waffe in der Hand gehalten hat, unkoordiniert schräg von unten nach oben bewegt und hat dabei dann einen Schuss abgefeuert“. Sie könne nicht sagen, „ob dies mit Absicht oder versehentlich passiert ist“.

Schuss in der Brigittenau

ORF / Jürgen Nussbaumer

Polizei am Tatort in der Jägerstraße

Aussprache eskalierte

Ebenfalls als Zeuge befragt wurde ein Bekannter des Verdächtigen, der ihn nach dem Schuss zur Polizei chauffiert hatte. Seiner Aussage zufolge habe der Mann die Waffe „komisch gehalten“. Er habe ziemlich sicher mit der Waffe zuschlagen wollen, „denn würde man schießen wollen, würde man eine Schusswaffe anders halten. Er hat diese Schusswaffe wie ein Wurfgeschoß gehalten“, so die Aussage.

Der Verdächtige hatte sich am 16. April mit dem später Getöteten zu einer Aussprache verabredet. Das Treffen in einem Cafe in der Jägerstraße verlief zunächst friedlich, ehe sich vor dem Lokal eine Auseinandersetzung um eine gemeinsame Bekannte entwickelte. Der 26-Jährige, angeblich ein Kampfsportler, soll dem gebürtigen Kosovaren einen Faustschlag ins Gesicht versetzt haben, worauf dieser zu Pfefferspray und zu einer Schusswaffe griff, die er eingesteckt hatte. Plötzlich habe es gekracht - mehr dazu in Mann nach Streit auf dem Gehsteig erschossen.