Szekeres bleibt Ärztekammer-Präsident

Der neue Chef der Wiener Ärztekammer ist der alte: Amtsinhaber Thomas Szekeres (55) ist am Dienstag erneut zum Präsident der Standesvertretung gewählt worden. Er konnte in der Vollversammlung wieder eine Mehrheit hinter sich vereinen.

Das teilte die Ärztekammer in einer Aussendung mit. Bei der Wiener-Ärztekammer-Wahl am 25. März kam Szekeres mit seiner Liste auf 17 Mandate und lag damit - wie schon bei der Kammerwahl 2012 - deutlich hinter der ÖVP-nahen Ärztevereinigung von Johannes Steinhart. Dieser schaffte zwar 26 Mandate, wurde vom Zweitplatzierten Szekeres nun aber erneut ausgebootet.

In der Vollversammlung konnte Szekeres 49 von 90 Stimmen hinter sich versammeln, hieß es am Dienstagnachmittag. Das Ergebnis ist damit etwas schwächer als bei seiner ersten Wahl: 2012 erreichte Szekeres noch 52 Stimmen.

Thomas Sezkeres, Ärztekammer

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Szekeres bleibt weiterhin Kammerpräsident

Große Herausforderungen

Der wiederbestellte Präsident, er kommt aus den Reihen der angestellten Mediziner, sieht sich auch in der anstehenden Periode als „Vertreter aller Wiener Ärztinnen und Ärzte“, ließ er per Aussendung wissen. „Nur eine geeinte Ärzteschaft mit einem gemeinsamen Auftritt nach außen wird die Gesundheitspolitik bewegen können“, zeigte er sich überzeugt.

Als größte Herausforderung nennt der neue alte Chef „die Vernetzung von Spitals- und niedergelassenem Bereich“ sowie „die Finanzierung und Bereitstellung der Gesundheitsversorgung der schnell wachsenden und älter werdenden Bevölkerung in Wien“.

Damit hat er das Kunststück vollbracht, zum zweiten Mal eine Ärztekammerwahl nicht zu gewinnen und trotzdem als Sieger hervorzugehen - mehr dazu in Ärztekammer-Wahl: Szekeres auf Platz zwei. Dass man ihn nicht unterschätzen darf, weiß man auch im Rathaus inzwischen sehr gut.

Vom AKH-Betriebsrat zum Ärztekammer-Präsidenten

Der heute 55-Jährige übte ab 2007 in der Kammer die Funktion des Vizepräsidenten aus. Dass mit ihm zu rechnen ist, wurde spätestens klar, als er als Betriebsrat im Wiener Allgemeinen Krankenhaus Proteste organisierte. Das Thema - es ging unter anderem um Dienstzeiten - sollte ihn noch länger beschäftigen. Dass er den Bund (der für die Medizinische Universität zuständig ist, die die AKH-Ärzte stellt, Anm.) dazu brachte, Extra-Geld locker zu machen, wurde auch als sein persönlicher Erfolg gewertet.

Bei der Kammerwahl 2012 schaffte er es als Spitzenkandidat der roten Ärzte trotzdem nicht, die VP-nahe Ärztevereinigung zu bezwingen. Was ihn nicht daran hinderte, dank Geschick bei den Koalitionsverhandlungen als Präsident aus der Vollversammlung hervorzugehen. Sein Herausforderer Johannes Steinhart hatte - so wie heute wieder - das Nachsehen.

Gemeinsamer Gegner

Mit dem Kollegen fand er relativ rasch eine gemeinsame Linie, Seite an Seite wurde gegen einen gemeinsamen Gegner gefochten. Denn im Mittelpunkt der ersten Amtszeit des Ärztechefs stand die Auseinandersetzung um die Umsetzung des neuen Arbeitszeitgesetzes in den städtischen Spitälern.

Die Konfrontation wurde zwar von gelegentlichen Einigungen unterbrochen, diese wurden meist aber rasch wieder verworfen. So wurde etwa nach mühsamen Verhandlungen mit der Stadt Anfang 2015 ein Pakt vorgelegt - der das glatte Gegenteil von einem Schlussstrich war.

Denn im März 2015 lehnten die Mediziner des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV) das Resultat ab. Es hätte eine Anhebung der Grundgehälter, die Umstrukturierung der Dienstzeiten sowie eine Reduktion der Nachtdienste vorgesehen.

Feindbild im Rathaus

Eine im Zuge der Strukturreform angekündigte Einsparung von Dienstposten sorgte aber für Unmut - der sich kurzfristig auch gegen Szekeres, der die Einigung mitverhandelt und abgenickt hatte - richtete. Auf Nachverhandlungen erfolgten neuerliche Abstimmungen, etwa in der Kurie der angestellten Ärzte, die ebenfalls keine Zustimmung erteilte.

Der Protest verlagerte sich zunehmend auch auf die Straße, wobei zunächst „nur“ demonstriert wurde. Erst im September 2016 wurde erstmals ein Warnstreik samt Kundgebung am Stephansplatz abgehalten, wobei in erster Linie der geplante Entfall von Nachtdiensten bekrittelt wurde.

Kammerpräsident Szekeres mutierte im Lauf der turbulenten Monate wenig überraschend zum Feindbild im Rathaus. Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) machte aus ihrem Groll gegen den obersten Ärztevertreter irgendwann keinen Hehl mehr.

Johannes Steinhart, Vizepräsident Wr. Ärztekammer

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Vizepräsident Johannes Steinhart hatte wieder das Nachsehen

Pikant war dabei die Tatsache, dass Szekeres als roter Vertreter ins Rennen gegangen war. Die Freude über den möglichen neuen Verbündeten, der die Vorherrschaft der Schwarzen in der Wiener Kammer beendet hatte, währte aber nur kurz. Und auch Szekeres selbst zog die Konsequenz: Er stellte seine Parteimitgliedschaft im Juni 2015 ruhend. „In meiner Funktion bin ich kein Parteipolitiker, sondern ich habe alle Ärzte zu vertreten. Ich habe das Gefühl, dass das innerhalb der SPÖ nicht ganz verstanden wird“, stellte er klar.

Thomas Szekeres wurde am 6. April 1962 in Wien geboren. Sein Medizinstudium schloss er 1988 ab. 1994 begann er als Facharzt für Labordiagnostik zu arbeiten. 1997 wurde er zum außerordentlichen Universitätsprofessor ernannt. Er arbeitet im Zentrallabor des AKH, sein Spezialgebiet ist dabei die Krebsforschung.

Zwölf Fraktionen schafften es in Vollversammlung

Insgesamt schafften zwölf der 17 Fraktionen den Einzug in die Vollversammlung. Mit dabei sind etwa auch die Liste Asklepios, die Grünen Ärzte und die Liste „Turnusärzte für Turnusärzte“.

Bei der Wahl am 25. März kam die Fraktion „Vereinigung österreichischer Ärztinnen und Ärzte - Liste Johannes Steinhart“ auf insgesamt 1.592 Stimmen bzw. 26 Mandate (2012: 1.286/23). Kammerpräsident Szekeres und sein „Team Thomas Szekeres“ erhielt 1.069 Stimmen bzw. 17 Mandate. 2012 war er noch mit der Liste „Sozialdemokratische Ärztinnen und Ärzte“ angetreten und auf 821 Stimmen bzw. 16 Mandate gekommen.

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