App bietet gratis Nachhilfe für daheim

Die Wiener App „GoStudent“ soll Schülern in Sekunden Antworten liefern und etwa bei Hausaufgaben helfen. Jetzt wird expandiert: Mit mehr Geld und neuen Angeboten wie einem automatischen Antwortprogramm.

„Das Ziel von ‚GoStudent‘ ist es, dass jede Schülerin und jeder Schüler – unabhängig von seinem Einkommen – Zugriff auf unsere Leistungen hat. Das heißt, dass sie mobil von ihrem Handy aus schnell qualifizierte Antworten auf ihre Fragen erhalten“, sagt Felix Ohswald, der Erfinder der App. Das Prinzip ist einfach: Schüler können Fragen stellen, die Tutoren dann über ein Chat-Programm beantworten.

So seien die Schüler auch nicht mehr bei jeder kleinen Frage auf teure Nachhilfestunden oder auf die Hilfe von Verwandten angewiesen. „Das ist einfach ein zeitgemäßer Zugang zu dem Thema“, so Ohswald.

GoStudent App

GoStudent

Die Fragen werden innerhalb kurzer Zeit beantwortet

Tutoren-Bezahlung und Mathe-Bot

„Die Schüler bewerten in einem Ranking-System die Antworten der Tutoren. Sie vergeben Plätze von eins bis drei. Pro Antwort kann ein Tutor derzeit bis zu 0,25 Euro verdienen“, sagt Ohswald. Rund 2.500 solcher Tutoren hätten sich bereits bei der App angemeldet.

Ein ganz neues Service, das man gerade erst entwickelt hat, ist die Mathe-Maschine. Das ist eine Facebook-Seite, die im Chat durch einen Bot - also ein automatisches Computerprogramm - Antworten auf Rechenaufgaben liefert. „Wenn der Bot die Aufgaben nicht versteht, leitet er sie an eine Tutorin oder einen Tutor weiter. Die Antwort kommt dann innerhalb weniger Minuten. Man kann auch einfach im Chat Fotos von einer Rechenaufgabe schicken“, meint Ohswald.

Mathe-Maschine

GoStudent

Titelbild der Facebookseite der Mathe-Maschine

750.000 Euro Investitionsvolumen

Ohswald ist erst 22 Jahre alt. Die Mitbegründer Gregor Müller und Ferdinand von Hagen sind ebenfalls in dem Alter, kennen sich seit Jahren. Ohswalds Bruder Moritz, mit dem er 2015 begann, an der Idee zu arbeiten, geht noch zur Schule. Trotz ihrer jungen Jahre hat das Team bereits einige Erfolge vorzuweisen.

In den vergangenen Monaten habe man die Zahl der Nutzer verzehnfacht. Aktuell würden rund 50.000 Schüler die Plattform nutzen, jeder Zweite loggt sich nach Unternehmensangaben mindestens einmal wöchentlich ein. Erst im April haben die Gründer verkündet, dass man von diversen Investoren rund 500.000 Euro bekommen habe. Das Investitionsvolumen belaufe sich jetzt auf 750.000 Euro. „Zwei Drittel der Gelder gehen in die Entwicklung der App selber, das andere Drittel geht zum Beispiel in Marketingausgaben“, sagt Ohswald. 13 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen mittlerweile.

GoStudent Team

GoStudent

Die Gründer von GoStudent (von links): Gregor Müller, Ferdinand von Hagen, Moritz Ohswald und Felix Ohswald

Wie das Geld wieder zurückkommen soll

Im Moment gibt es für die Schüler keine Kosten, die Tutoren werden aber bezahlt. Dass sich irgendwann Einnahmequellen ergeben müssen, liegt auf der Hand. Wie genau das aussehen soll, wird aber nicht verraten. An klassische Werbung denke man aber – auch aus persönlicher Überzeugung – eher nicht, so Ohswald. Auch die Daten der Kunden sollen weiterhin nur für die Verbesserung der Software verwendet werden.

„Wir schauen uns gerade an, wofür unsere Kunden eventuell bezahlen würden. Das wären zum Beispiel Expertenchats, aber auch Premiumleistungen wie Schulbuch- und Klausurlösungen, bei denen die Zwischenschritte erklärt und nicht nur die Endlösungen geliefert werden“. Zumindest die Expertenchats wolle man bis zum nächsten Schuljahr bereits anbieten.

Finanzierung mit Raum nach oben

Österreich sei prinzipiell ein guter Standort, der viele Vorteile biete. Einiges sei aber auch noch verbesserungswürdig im europäischen Educational-Technology-Bereich – so nennt man die Technologiesparte, die sich mit Bildung befasst. „In den USA wurden in den ersten zwei Quartalen 2016 ungefähr 650 Millionen Dollar in Educational-Technology-Unternehmen investiert. In China waren es 450, in Indien 300 bis 350 Millionen. In Europa waren es lediglich 70“, so Ohswald.

Das habe auch den Grund, dass in diesen Ländern Bildung meist prinzipiell mit höheren Kosten verbunden sei und die Menschen eher bereit wären, für Leistungen zu zahlen. „Freie Bildungszugänge sind sehr gut und geben jedem Schüler die Möglichkeit, eine gute Ausbildung zu genießen. Aber es müssten im Gegenzug Anreize für Investoren geschaffen werden, mit ihrem Geld in diesen Bereich zu gehen, damit Europa auf Dauer nicht hinterher hinkt“, meint Ohswald.

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