Empörung über Antisemitismus in Studentenchat

Antisemitische Witze, Spott über Behinderte: Der Falter hat Protokolle von Chats veröffentlicht, an denen sich Funktionäre der ÖVP-nahen AktionsGemeinschaft (AG) am Juridicum beteiligt haben sollen. Für sie gibt es nun Konsequenzen.

In einer WhatsApp-Gruppe sowie der geschlossenen Facebook-Gruppe „Fakultätsvertretung Jus Männerkollektiv“ tauschten sich die Studentenvertreter regelmäßig aus: So ist etwa ein Hitlerjugend-Mädchen mit Hakenkreuzfähnchen in einem Korb und Hasen am Arm zu sehen, darunter der Bildtext: „Ich wünsche Frohe Ostern den Männern und auch Pussys dieser illustren Gruppe“.

In den Kommentaren ebenfalls lustig gefunden werden ein Bild eines badenden Burschen mit Downsyndrom mit Dreizack im Arm und dem Titel „Poseidown“ sowie diverse Hitler-Bilder. Hauptinhalt sind freizügige Bilder von Studentinnen bzw. von feuchtfröhlichen Partys.

Betroffene aus JVP ausgeschlossen

Unter den Mitgliedern der Gruppe sollen Mitglieder der Fakultätsvertretung wie auch Kandidaten für die Wahl der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) sein. In der AG selbst ist man empört: „Es ist eine Frechheit, dass es innerhalb der AG Jus eine geheime Facebookgruppe gibt, die derart menschenverachtende Inhalte postet“, so Sprecher Valentin Petritsch. „Das ist mit den Werten der AG in keiner Weise vereinbar und wir fordern deshalb auch den sofortigen Austritt aller, die sich an solchen Inhalten beteiligt haben.“

In der Jungen ÖVP (JVP), wo Betroffene ebenfalls aktiv sind, distanzierte man sich. Der Wiener JVP-Chef Nico Marchetti teilte per Twitter mit, die Betroffenen seien „sofort und einstimmig“ aus der Jungen ÖVP Wien ausgeschlossen worden. Angesichts von Verbindungen JVP sahen SPÖ und Grüne auch bei Außenminister Sebastian Kurz als deren Chef Handlungsbedarf. Dieser begrüßte den Ausschluss der Akteure.

ÖH fordert Konsequenzen

„Dieses Verhalten ist unwürdig, widerlich und stellt eine grobe Verharmlosung des Nationalsozialismus dar“, so ÖH-Vorsitzende Lucia Grabetz vom Verband Sozialistischer Studentinnen (VSStÖ). „Dass so etwas gerade von jener Fraktion kommt, die sich selbst immer dezidiert als unpolitische Studierendenfraktion bezeichnet, bestätigt, dass die AG eben nicht jene harmlose Servicekraft ist, als die sie sich gerne darstellt.“

Die JUNOS-Studierenden verlangen den Rücktritt der AG-Spitzenkandidatin bei der Wahl zur Bundesvertretung, Silvia Grohmann. Diese sei seit Jahren an der betroffenen Fakultät aktiv. „Als jahrelange Funktionärin der AG Jus können ihr diese Vorgänge nicht entgangen sein“, so Spitzenkandidat Yannick Shetty.

Die Jüdischen österreichische HochschülerInnen (JöH) zeigten sich bestürzt und wollen rechtliche Schritte prüfen. „So etwas Schockierendes und Widerwärtiges ist mir auf Österreichs Hochschulen - und gerade von hochrangigen StudierendenvertreterInnen - noch nie begegnet“, erklärte Co-Präsident Bini Guttmann.

AG: Belastete Kommilitonen müssen gehen

Die AG Jus an der Uni Wien kündigte Konsequenzen an: „In keinster Weise vertritt auch nur eine Person in der AG Jus so eine abscheuliche Haltung, sondern es handelt sich hierbei um die dümmstmögliche und verurteilenswerteste Art von schwarzem Humor“, hieß es auf Facebook.

„Diese Gruppen waren eine riesige Dummheit“, betont man dort weiter. „Viele der Screenshots sind aus dem Zusammenhang einer Diskussion gerissen, um uns vor der Wahl größtmöglichen Schaden zuzufügen. Dies entschuldigt die Postings und die bloße Existenz dieser Chatgruppen natürlich in keiner Form.“

Man entschuldige sich in aller Form und werde „Konsequenzen aus den Vorkommnissen ziehen“: „Belastete Mitglieder mussten die AG Jus verlassen, sobald wir davon Kenntnis erlangt haben.“ Die Vorkommnisse hätten nichts mit der Vertretungsarbeit am Juridicum zu tun, das zukünftige Team sei nicht involviert.

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