Zelle angezündet: Neuer Prozess nötig

Der Prozess wegen Brandstiftung und Körperverletzung gegen einen Mann, der eine Zelle in Brand gesetzt hat, wird neu aufgerollt. Der Schöffensenat hat sich für unzuständig erklärt. Die neue Anklage lautet auf mehrfachen Mordversuch.

„Es gibt die dringende Verdachtslage, dass das auch als versuchter Mord qualifiziert werden könnte“, sagte der vorsitzende Richter Christian Noe. Die inkriminierte Tat war nach Ansicht des Gerichts „objektiv geeignet, den Tod der Mitgefangenen herbeizuführen“. Noe an den Angeklagten gewandt: „Sie sind ja kein kleines Kind. Sie wissen, dass so etwas lebensgefährlich ist.“

Der Mann war wegen Brandstiftung und absichtlich schwerer Körperverletzung vor Gericht gestanden. Der Schöffensenat erklärte sich nach zwei Tagen Verhandlung für unzuständig. Der 32-jährige Algerier wird sich somit in absehbarer Zeit wegen mehrfachen Mordversuchs vor Geschworenen verantworten müssen. Die Strafdrohung beträgt zehn bis 20 Jahre oder lebenslang.

Zelle Brand

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Die Zelle wurde bei dem Brand komplett zerstört

14 Menschen durch Feuer verletzt

Der Mann hatte am 16. Oktober Feuer in seiner Zelle gelegt. Dabei waren die drei Zellengenossen des Mannes schwer, einer sogar lebensgefährlich verletzt worden. Elf Justizwachebeamte erlitten Rauchgasvergiftungen und mussten im Spital behandelt werden. Die angezündete Zelle wurde komplett zerstört. Sachschaden: 50.000 Euro. Der Prozess war im April vertagt worden - das Gericht wollte auch noch zwei Beamte hören, die keine Zeugenladung erhalten hatten - mehr dazu in Zelle angezündet: Prozess vertagt.

Der Algerier selbst blieb unverletzt. Er hatte während des Brandes im Nassbereich der Zelle den Kopf immer wieder unter fließendes Wasser gehalten.

Zelle Brand

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Die Flammen breiteten sich rasch aus

Wollte in andere Zelle verlegt werden

Der Algerier hatte seiner Aussage zufolge die Matratze seines Betts angezündet, um die Verlegung in eine andere Zelle zu erzwingen. „Ich wollte die Zelle ändern. Die Zelle, wo ich war, war nicht gut. Ich wollte allein sein oder mit Arabern“, bekräftigte er vor Gericht. Auf den richterlichen Vorhalt, dass sich einer der Mitgefangenen im Bett befunden hätte, das der Angeklagte in Flammen setzte, erwiderte der 32-Jährige: „Er hat ja noch nicht geschlafen. Er hätte ja aus dem Bett steigen können.“

Grundsätzlich wisse er, „dass Feuer eine gefährliche Sache ist. Aber so ein Feuer tötet die Menschen nicht.“ Er sei davon ausgegangen, dass die Justizwache rechtzeitig einschreiten werde und seine Kollegen retten werde. Allerdings hatte sich der Mann mit zwei Buttermessern bewaffnet und die Zellengenossen damit bedroht, um sie daran zu hindern, den Notruf zu betätigen. Erst als der Rauch so dicht war, dass man im Haftraum kaum mehr als Konturen wahrnehmen konnte, gelang es einem Mitgefangenen Alarm zu schlagen.

Negativer Asylbescheid und drei Vorstrafen

Der 32-Jährige hält sich eigenen Angaben zufolge seit elf bis zwölf Jahren in Europa auf und war 2013 nach Österreich gekommen. Nach einem negativen Asylbescheid und drei Vorstrafen sollte er abgeschoben werden. Im Polizeianhaltezentrum (PAZ) fiel er durch aggressives Verhalten auf und sollte, nachdem er einen Putzkübel zertrümmert hatte, in eine besonders geschützte Zelle verlegt werden.

Dagegen wehrte er sich, indem er um sich schlug und einen Polizisten zu Boden brachte. Danach drosch er auf den Beamten ein. Daraufhin wurde der Mann in die JA Josefstadt verlegt, wo er am 15. Oktober 2016 in U-Haft genommen wurde.

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