Westbahn fährt künftig auch zum Hauptbahnhof

Die mehrheitlich private Westbahn legt im Wettbewerb mit den ÖBB auf der lukrativen Westbahnstrecke zwischen Salzburg und Wien ein Schäuferl nach. Sie erhöht die Zahl der Züge und hält ab Dezember auch auf dem Wiener Hauptbahnhof.

Die Zahl der Zuggarnituren wird von sieben auf 17 deutlich erhöht. Aus dem Stundentakt zwischen Wien und Salzburg wird so ein Halbstundentakt. Insgesamt gibt es dann ab Wien mehr als 60 Westbahn-Zugfahrten pro Tag. Neu ist auch, dass die Westbahn nicht nur den Westbahnhof sondern ab dem Winterfahrplan ab 10. Dezember auch den Hauptbahnhof ansteuert. Die Züge fahren jeweils abwechselnd zum beziehungsweise vom Hauptbahnhof und Westbahnhof.

Zug der Westbahn auf offener Strecke

ORF.at/Christian Öser

Neuer Halt: Wien Hauptbahnhof

Shuttle-Dienst zwischen Bahnhöfen

„Das ist ein wesentlicher Schritt in der Attraktivität der Westbahn“, sagte Westbahn-Chef Erich Forster am Freitag bei einem Medientermin. Ab 1. Juni plant die Westbahn auch einen Shuttle-Dienst zwischen dem Westbahnhof, Wien Meidling und Wien Hauptbahnhof.

In die neuen Zuggarnituren, die vom Schweizer Hersteller Stadler kommen und den Namen „Kiss 2“ tragen, werden 130 Mio. Euro investiert. Vier Züge sind bisher ausgeliefert worden, der Rest soll bis August folgen. Die Zulassungen sollen bald vorhanden sein.

Westbahn baut Angebot aus

Die mehrheitlich private Westbahn legt im Wettbewerb mit den ÖBB auf der lukrativen Westbahnstrecke ein Schäuferl nach.

„Hohe Anfangsverluste“

„Wegen der hohen Anfangsverluste wurde unseren Shareholdern zu Beginn eine hohe Leidensfähigkeit abverlangt“, sagte Forster nach nunmehr fünfeinhalb Jahren Westbahn auf der Westbahnstrecke. 2015 stand erstmals ein Plus vor dem Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT). Für den Jahresabschluss 2016, der noch nicht veröffentlicht wurde, stellt das Unternehmen auch erstmals ein positives Ergebnis vor Steuern (EBT) in Aussicht.

Zwischen 2012 und 2016 verdoppelte sich der Umsatz von 26,5 Mio. auf 56, 6 Mio. Euro. Die Kundenzufriedenheit ist laut Forster über die vergangenen Jahre gestiegen. Die Westbahn ist mehrheitlich in Privatbesitz. Hauptanteilseigner ist Peter Haselsteiner (49,9 Prozent über Haselsteiner Familienprivatstiftung), Erhard Grossnigg hält 32,7 Prozent über die Augusta Holding AG mit Sitz in der Schweiz. Zudem hält auch die französische Staatsbahn SNCF Anteile an der Bahn.

Haselsteiner will auch gerne nach Innsbruck fahren

Haselsteiner strebt mit der Westbahn „eine gewisse Flächendeckung“ an. Die größte Kraft setze man weiter in IC-Verbindungen. Dann folgt der Nahverkehr, bei dem man sich praktisch bei allen künftigen Vergaben um den Zuschlag bemühen werde, wie Haselsteiner am Freitag ankündigte. Erst als Drittes folgen für ihn Fernverkehrsstrecken.

Die Westbahn würde Haselsteiner auch gerne bis Innsbruck fahren sehen. „Aber die Strecken müssen ausgeschrieben werden“, sagte der Westbahn-Hauptanteilseigner. Das werde nicht vor 2019 der Fall sein. Ab 2023 müssten die Mitgliedsstaaten gemäß der EU-Liberalisierung im Bahnverkehr mehr Wettbewerb zulassen.

Vorarlberg: Kampf gegen ÖBB-Vereinbarung

„Wir senden das Signal, dass wir weniger öffentliche Mittel für den Streckenbetrieb brauchen, was die ÖBB nicht gerne sieht“, so Haselsteiner. Das gelte nicht nur für IC-Verbindungen, sondern eben auch beim regionalen Nahverkehr wie beispielsweise in Vorarlberg, wo die Westbahn gerne den S-Bahn-Nahverkehr übernehmen würde.

Im westlichsten Bundesland versucht das Unternehmen, eine entsprechende Vereinbarung von Verkehrsministerium und Land Vorarlberg mit den ÖBB zu kippen. Einerseits wird die Vergabe an die ÖBB mit rechtlichen Mitteln bekämpft, andererseits hat die Westbahn jetzt selber ein Initiativangebot eingereicht. Die Causa liegt jetzt beim Verwaltungsgerichtshof.

Haselsteiner hat ÖBB-Vorteilskarte für Senioren

Auf der Weststrecke würde sich Haselsteiner langfristig einen 20-Minuten-Takt wünschen, der mit den ÖBB gemeinsam umgesetzt werden solle. Haselsteiner und auch Miteigentümer Grossnig fahren übrigens auch privat mit dem Zug, wie sie auf Nachfrage betonten. Und sie fahren auch nicht nur Westbahn, sondern ebenso ÖBB. Die beiden sehr wohlhabenden Erfolgsunternehmer haben sogar eine ÖBB-Vorteilskarte - und zwar für Senioren, wie sie unumwunden sagten und Grossnig sogar durch das Vorzeigen seiner Karte bewies.

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