Gymnasien kämpfen mit Platzproblemen

Der Andrang auf Gymnasien ist in Wien ungebrochen. Manche kämpfen deswegen mit akuter Platznot. In einem Hietzinger Gymnasium stellte man deswegen jetzt sogar auf komplett auf Wanderklassen um - zumindest testweise.

Eigentlich wurde das Gymnasium Wenzgasse in Hietzing für 28 Klassen gebaut - zur Zeit gibt es dort jedoch 40 Klassen, heißt es in einem Informationsbrief des Elternvereins an die Eltern, der wien.ORF.at vorliegt. Es würden daher auch Räume als Klassenzimmer genützt, die nicht dafür geplant seien und damit auch nicht die geeignete Ausstattung für alle Fächer hätten.

Testbetrieb bis Schulschluss

Die Schule testet nun seit dem 31. Mai einen Wanderklassen-Betrieb, nach dem Motto „Fachsäle statt Klassenzimmer“. Es gibt nun also nicht nur mehr speziell ausgestattete Räume für Physik oder Biologie, sondern auch für Mathematik oder Englisch - und dafür keine klassischen Klassenzimmer mehr.

Initiiert wurde der Testbetrieb von den Lehrern, seitens der Eltern und Schüler gibt es offenbar auch Bedenken, etwa dass Pausen und Rückzugsräume wegfallen könnten. Der Testbetrieb ist nun bis Schulschluss geplant, danach soll evaluiert werden. Die Direktorin der Schule wollte dazu kein Interview geben.

Inspektor sieht „keine Auswirkung auf Qualität“

Doch wie kann es überhaupt zu so einer angespannten Raumsituation in einer Schule kommen? Die Zahl der Klassen werde von der Schule in Absprache mit dem Stadtschulrat festgelegt, so der für die Gymnasien zuständige Landesschulinspektor Franz Tranninger. „Im Prinzip nehmen wir die Wunschklassenzahl als Grundlage und Kriterium für die Zuweisung.“

Es gebe eben Schulen, die aufgrund ihres Angebots und Standorts besonders begehrt seien - und in den meisten Fällen würden dann zusätzliche Wanderklassen geführt. „Ich denke, mit einem guten Raumkonzept am Standort und einem sehr flexiblen Stundenplan hat das absolut keine Auswirkung auf die Qualität des Unterrichts“, sagte Tranninger.

Auch Klassenschüler-Höchstzahl wird überschritten

Spielraum gibt es auch bei der Höchstzahl der Schülerinnen und Schüler in einer Klasse. Diese sei in der Unterstufe zwar auf 25 begrenzt, dürfe aber um um 20 Prozent überschritten, „um Abweisungen zu vermeiden“, erklärte Tranninger. „Es gibt Standorte die die 25er-Zahl überschreiten müssen, in diesen Schulen ist aber dann die Höchstzahl 28.“ Für die Oberstufe gilt eine Höchstzahl von 30, auch hier kann eine Überschreitung um 20 Prozent genehmigt werden.

Volksschullehrerin erhebt schwere Vorwürfe

Für Aufsehen sorgt derzeit auch das Interview einer Wiener Volksschullehrerin mit ORF.at. Sie beschreibt darin die schwierigen Bedingungen im Klassenzimmer - jedes dritte Kind könne ihrem Unterricht wenig bis gar nicht folgen. Und sie kritisiert fehlende Unterstützung, wie sie etwa durch Begleitlehrer oder Psychologen möglich wäre - mehr dazu in news.ORF.at.

„Diese Situation haben wir in vielen städtischen Schulen“, bekräftigte die ehemalige AHS-Direktorin Heidi Schrodt am Mittwoch gegenüber „Wien heute“ die Vorwürfe. Auch die Gewerkschaft der Wiener Pflichtschulehrer forderte erneut mehr Unterstützungspersonal.

„Ich gebe der vollkommen Kollegin Recht“, sagte auch Wiens Stadtschulratspräsident Heinrich Himmer. In Wien gebe es Kinder mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen und zum Teil viel Aufholbedarf. Er forderte eine Schulfinanzierung auf Basis eines Chancenindex, dann würden jene Schulen mehr Geld erhalten, die es benötigen würden. Dafür plädierte in der Vergangenheit bereits die Arbeiterkammer - mehr dazu in AK will mehr Geld für „Problemschulen“.

Hinweis der Redaktion: In einer ersten Version des Artikel hat es fälschlicherweise geheißen, der Wanderklassen-Testbetrieb im Gymnasium Wenzgasse sei abgesagt worden. Die Absage wurde jedoch wieder zurückgenommen, der Testbetrieb läuft derzeit.

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