Life Ball: Heiratsantrag und mahnende Worte

Unter dem Motto „Recognize the Danger“ ist am Samstag der 24. Life Ball über die Bühne gegangen. Dabei wurde vor HIV und auch vor politischen Gefahren gewarnt. Bei der pompösen Eröffnungsshow gab es zudem einen Heiratsantrag.

Den Auftakt zur Eröffnung bildete wie gewohnt eine Fanfare - dieses Mal jedoch eine sehr umstrittene: Die „Wiener Fanfare“ von Richard Strauss, die vom nationalsozialistischem Regime in Auftrag gegeben wurde. „Ob ideologische Auswucherungen oder eine todbringende Krankheit - die Gefahr muss erkannt werden“, moderierte Verena Scheitz, die gemeinsam mit Conchita durch die Show führte.

Es war eine glamouröse Zeitreise in die 1930er-Jahre, die bei der diesjährigen Eröffnungsshow geboten wurde. Absichtlich wurden diese schwierigen, mitunter gefährlichen, aber bis zu einem gewissen Grad ausgelassen gelebten Jahre und deren Zeitgeist als Show-Motto verwendet. Getanzt wurde unter anderem zu Klassikern aus dem Musical „Cabaret“, das im Berlin der 1930er spielt.

“Life Ball hat vielen das Leben gerettet“

Nach einem Jahr Pause war es Ballorganisator Gery Keszler wichtig, den Fokus vor allem auf das eigentliche Thema hinter dem Ball zu lenken, nämlich die Ausrottung von HIV und Aids. „Der Life Ball hat vielen Menschen das Leben gerettet“, sagte Keszler in seiner Eröffnungsrede. Mit den seit Bestehen erwirtschafteten Millionen seien über 60 Projekte weltweit unterstützt worden. Und in einer auch heutzutage immer extremer werdenden Gesellschaft werde sich der Life Ball weiterhin für die Schwächsten einsetzen.

Heiratsantrag auf der Bühne

APA/Georg Hochmuth

Diesen Life Ball wird dieses frisch verlobte Paar nicht so schnell vergessen

Eine klassische Modenschau gab es heuer nicht – die Mode bekannter Designer wurde jedoch in die Show integriert, so wurden Verena Scheitz und Conchita mit zahlreichen prunkvollen Kreationen von Jean-Paul Gaultier ausgestattet.

Der Antrag des Abends

Simon hat Thomas bereits einen Antrag gemacht - aber damals ohne Happy End. Deswegen ergriff nun Thomas die Initiative (ab Minute 2:20).

Schweizer machte Heiratsantrag auf der Bühne

Die Bühne vor dem Rathaus dominierte eine 25 Meter hohe Figur, die einen Conferencier darstellte und mit eindrucksvollen Lichteffekten „zum Leben erweckt“ wurde. Verantwortlich dafür zeichnete Bühnenbildnerin Amra Bergman. Während das Outfit der Debütanten und Debütantinnen auf dem roten Teppich an Dirndln und Uniformen erinnerte, sah man auf der Bühne immer wieder knappe Fransenkleider und opulenten Federschmuck. Auch dies verdeutlichte den Kontrast zwischen starren Regeln und freiem Feiern, Swing und Marschmusik, Frieden und Kriegsbedrohung.

Die Grande Dame des deutschen Chansons, Ute Lemper, sang das bekannte Antikriegslied „Sag mir, wo die Blumen sind“. Einer weiter Höhepunkt: Der in die Show eingebaute, rührende Heiratsantrag eines Schweizers an seinen Freund direkt auf der Bühne. Musikalische Darbietungen folgten von Song-Contest-Teilnehmer Nathan Trent und Alice Merton.

Preis für erfolgreiche HIV-Aufklärungsprojekte

Zum ersten Mal wurde während der Show der Life+-Award vergeben. Dieser ging an zwei englische Organisationen, die sich der Information von Betroffenen verschrieben haben, vor allem, was das Wissen rund um ein Medikament zur HIV-Prophylaxe betrifft. Die Initiativen „I want PrEP now“ und „Prepster“ haben es durch Aufklärung geschafft, dass die Zahl der HIV-Diagnosen in London um 40 Prozent gesenkt werden konnte.

Bundeskanzler und SPÖ-Chef Christian Kern sprach als Schirmherr der Life-Ball-Kampagne „Know your Status“. Er erinnerte daran, dass seine Generation die erste war, die mit Aids aufgewachsen ist. „Damals hat noch kein Mensch gewusst, was der Unterschied zwischen HIV und Aids ist“, so Kern, und es gab „unglaubliche Schauergeschichten“ darüber zu hören. Der medizinische Fortschritt sei im Fall von HIV und Aids inzwischen soweit fortgeschritten, dass man mit der Krankheit leben kann, sagte der Kanzler - damit reiße aber auch ein gewisser Schlendrian ein.

Naomi Campbell brachte Botschaft von Elton John

Die britische Sängerin Joss Stone stellte die Charity-Organisation „Sentebale“, die von Prinz Harry im Jahr 2006 gegründet wurde, vor. Sie sprach über das südafrikanische Königreich Lesotho, das die zweithöchste HIV-Infektionsrate weltweit hat und wo „Sentebale“ tätig ist. „Was wir brauchen, ist Unterstützung“, betonte sie in ihrer eindringlichen Rede.

Dionne Warwick und Cheyenne Elliott

Soul-Legende Dionne Warwick (76) und ihre Enkelin Cheyenne Elliott (22) mit „What the world needs now“ - und der ewigen Antwort: Love.

Supermodel Naomi Campbell vertrat heuer in Wien Elton John und dessen Aids Foundation. Sie verlas eine Botschaft des britischen Sängers, der nicht anwesend sein konnte, und bedankte sich herzlich für die Unterstützung der Österreicher. Alle Beteiligten der Zeremonie fanden sich am Ende noch einmal zu einer großen Revue-Darbietung auf der Bühne ein, bevor Soul-Diva Dionne Warwick gemeinsam mit ihrer Enkelin Cheyenne Elliott das Lied „What The World Needs Now“ sang und die Gäste in die bunte Rathaus-Nacht entließen.

Schrille Kostüme und Stars auf dem roten Teppich

Der Starrummel war heuer deutlich niedriger als in den Vorjahren. Die auf dem roten Teppich anwesenden Prominenten waren vor allem Mitwirkende der Eröffnungsshow, wie Dionne Warwick, Conchita, Ute Lemper oder Schauspielerin Sunnyi Melles. Beim gewohnt prunkvoll bis schrillen Eintreffen der Gäste am roten Teppich dabei waren auch Jazz Gitti, Willi Gabalier, Thomas Morgenstern, Mode-Ikone und Life-Ball-Stammgast Amanda Lepore und Model Nyle DiMarco, der erste gehörlose Gewinner der Show „Dancing with the Stars“.

Nichts mit dem Programm des Events zu tun hatte die gut gelaunte Freundin des US-Schauspielers Mickey Rourke, Anastassija Makarenko, die von Modell-Scout Wolfgang Schwarz nach Wien geladen wurde. Extravagant gab sich Schauspieler und Modeschöpfer Julian F. M. Stoeckel, der offenbar sehr nahe Beziehungen zur österreichischen Bundeshauptstadt hat: „Berlin ist meine Ehefrau, und Wien ist meine Geliebte“, erläuterte er. Erstmals seit 20 Jahren erschien Filmproduzent Norbert Blecha wieder am Life Ball. Designer Francesco Scognamiglio kam, um einige seiner Kreationen zu präsentieren.

Nachdem die Show auf der Hauptbühne zu Ende war, ging das Feiern dann für die teilweise perfekt gestylten Gäste erst richtig los: Der Life Ball ist trotz seiner Neuausrichtung weiterhin auch eine ausgelassene und lebensbejahende Party geblieben.

Kooperationen mit neuen Initiativen

Den Auftakt für den Ball machte am Dienstag das „Life+ Celebration Concert“, Freitag früh kam dann der Life Ball-Flieger mit weitaus weniger Stars als in den Vorjahren an - mehr dazu in Große Emotionen bei Life+Celebration und in Life Ball: Erste Promis in Wien gelandet.

Am Samstag hatte Keszler Kooperationen mit neuen Hilfsinitiativen bekanntgegeben, etwa mit jener von Gelila Puck - mehr dazu in Neue Kooperationen mit Life Ball. Neu ist heuer auch, dass es tags darauf, am Sonntag, einen „Life Ball Next Generation“ für Jugendliche im Alter von 16 bis 18 Jahren geben wird, der die junge Zielgruppe ansprechen soll - mehr dazu in Life Ball: Jugendliche als „Peers“ für Aufklärung.

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