Imame: Erklärung gegen Extremismus

Die rund 300 Imame der Islamischen Glaubensgemeinschaft Österreich (IGGÖ) haben heute in Floridsdorf eine Deklaration gegen Extremismus unterzeichnet. Damit will man sich von „schwarzen Schafen“ distanzieren.

Die Bevölkerung wisse nicht, was in den Moscheen gepredigt wird, „zwischen Terror und der friedlichen Religion Islam wird zu wenig differenziert“, begründete IGGÖ-Präsident Ibrahim Olgun die Aktion im Islamischen Zentrum in Floridsdorf. „Wir haben mit Terroristen, die unsere Religion für ihre Zwecke missbrauchen, nichts zu tun, wir gehören nicht zueinander“, soll laut Imam Ramazan Demir, Gefängnisseelsorger und Organisator der Deklaration, die Botschaft sein.

312 Geistliche unterzeichneten

Die Imame warnen in ihrer Deklaration auch vor Rassismus jeglicher Art, Antisemitismus und Islamfeindlichkeit. Eine dadurch angeheizte Stimmung wäre „ein perfekter Nährboden für extremistische Tendenzen in vielen Teilen der Gesellschaft“, heißt es darin. Das Dokument wurde am Mittwoch bereits von 312 Geistlichen unterzeichnet.

Neben der Verurteilung terroristischer Gewalttaten wird darin etwa auch festgehalten, „dass es zur Aufgabe eines jeden Muslims und jeder Muslimin gehört, sich für die Sicherheit und den Frieden des Landes sowie seiner Bürger und Bürgerinnen aktiv einzusetzen“.

Warnung vor Pauschalisierung

Betont wird in der Deklaration auch, „das Festhalten an verfassungsrechtlichen Prinzipien in der Republik Österreich, darin eingeschlossen und besonders hervorzuheben die Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz, Pluralismus, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit“. Zudem unterstrichen die islamischen Geistlichen die Bedeutung der Präventions-und Deradikalisierungsarbeit, vor allem im Zusammenhang mit Jugendarbeit.

Gleichzeitig warnen die Imame vor einer „pauschalierten Stigmatisierung der muslimischen Bevölkerung und antimuslimischen Rassismus in Österreich“. In der aktuellen Situation sei es wichtiger denn je, „klar zu differenzieren“, um religiöse Minderheiten vor populistischem Missbrauch und Anfeindungen zu schützen. Auch der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft appellierte an alle Konfessionen an einem Strang zu ziehen, um Hetzern keine Chance zu lassen.

Integration der Muslime

Auch die Integration der Muslime in Österreich ist den Geistlichen in ihrer Deklaration ein Anliegen. „Wir, die Imame Österreichs, betrachten den Dienst an der Gesellschaft als eine der besten Handlungen, zu welcher der Islam immer wieder aufruft und fordern deshalb die Muslime zur aktiven Teilnahme in den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen auf“, wurde in dem Dokument festgehalten.

Olgun hofft nun, dass die Botschaft der Deklaration - besser als vergangene einzelne Distanzierungen von Terror-Attacken - in der Bevölkerung ankommt. „Eine Religion, die für Frieden steht, kann keine fundamentalistischen, terroristischen oder radikalen Züge haben“, betonte er vor der Unterzeichnung. Vielmehr werde bei Anschlägen im Namen des Islam der Glaube „beschmutzt“. Dennoch werde man in den österreichischen Moscheen weiterhin Toleranz und Liebe predigen.

Menschenkette für Sommer geplant

Von den mehr als 300 Unterzeichnern waren rund 180 persönlich zum Akt gekommen, weitere Geistliche haben sich laut IGGiÖ etwa via E-Mail deklariert. Noch ein paar Tage haben auch Imame, die nicht der IGGiÖ angehören Zeit, zu unterschreiben. Dann sollen Kopien an Politiker sowie Vertreter der Glaubensgemeinschaften und der Zivilgesellschaft ergehen. In naher Zeit ist noch ein weiterer symbolischer Akt, eine Menschenkette von der Moschee bis zur nächstgelegenen christlichen Kirche geplant.

Ein Zeichen der Trauer und der Solidarität mit den Terroropfern hat man bereits in der Schura-Moschee in Wien-Leopoldstadt gesetzt. Im Rahmen der Ramadan-Nachtgebete wurden Kerzen entzündet sowie Plakate mit den Aufschriften „Nein zu Terror“ und „Nicht in meinem Namen“ in die Auslage gestellt, berichtete der Wiener Gemeinderat Omar Al-Rawi (SPÖ).

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