Mythen der Freimaurer im Prunksaal

Was haben Wolfgang Amadeus Mozarts „Zauberflöte“ und der Ein-Dollar-Schein gemeinsam? Sie tragen der Legende nach die Insignien des Freimaurertums. Die Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB) widmet dem 300-Jahr-Jubiläum des Bunds eine Ausstellung.

Dass es rund um die internationale Gemeinschaft der Freimaurer zu jeder Tatsache mindestens einen Mythos gibt, war einer der Anlässe für die 300-Jahr-Ausstellung in der ÖNB, die ab Freitag zu sehen ist. Denn wie der Ausstellungskalender des Prunksaales zeigt, teilen sich die Freimaurer ihr Geburtsdatum mit Österreichs heuer bereits ausführlich gewürdigter Kaiserin Maria Theresia.

Raum „das größte Exponat“

Und ihre Grundsätze, die in der Aufklärung fußen, lassen sich an kaum einem anderen Ort als in diesem in den 1720er Jahren entstandenen „Tempel des Wissens“ besser darstellen, so Generaldirektorin Johanna Rachinger. „300 Jahre Freimauerer - Das wahre Geheimnis“ heißt die Schau. „Der Raum ist das größte Exponat“, betonte auch Kurator Christian Rapp.

TV-Hinweis:

„Wien heute“, 22.6.2017, 19.00 Uhr, ORF2

Die Initiative ging von der österreichischen Großloge aus. „Wir sind kein Geheimbund, keine NGO und kein Lobbyingverein“, betonte der aktuelle Großmeister der Loge, Georg Semler. „Die Freimaurer sind eine aufklärerische Institution, die Freimaurerei ein Ideal“, das für jedes der rund 3.500 Mitglieder in Österreich etwas anderes bedeute. Gemeinsam sind ihnen die freimaurerischen Prinzipien, die Semler auf den Nenner „Toleranz in Denken und Fühlen, Humanität im Handeln“ brachte. Parteipolitik und Religionszugehörigkeit gelten nicht umsonst seit dem Beginn als „Diskussionstabus“.

Unterschiedliche Traditionen

Die Unterschiedlichkeit nicht nur der Mitglieder, sondern auch der Logen, der Länder, in denen sie beheimatet sind, und der unterschiedlichen geschichtlichen Epochen, betont die Ausstellung nicht zuletzt als Argument gegen allfällige Verschwörungstheorien über einen mächtigen Geheimbund, der im Hintergrund die Fäden des Weltgeschicks zieht.

„Es war immer eine höchst widersprüchliche Einrichtung mit großen internen Streitigkeiten“, so Rapp. So lassen sich nicht nur die gegensätzlichen Denkschulen von esoterischen und radikal aufklärerischen Strömungen verfolgen, sondern auch die unterschiedlichen Traditionen der englischen und der etwa 50 Jahre jüngeren französischen Freimaurerei. Der größte Unterschied dabei: Während die englische Tradition einen reinen Männerbund bedingt, gibt es in der französischen Ausprägung auch gemischte und Frauenlogen.

In katholischen Ländern stärker bedeckt

Von einer Säule mit Fotos berühmter Freimaurer lacht etwa die Tänzerin und Sängerin Josephine Baker herunter. Gemischte Logen sind in vielen Ländern die Regel. In Österreich sei die weibliche Freimaurerei sehr stark, erzählte Semler - allerdings sind auch sie exklusiv weiblich. „Gemischte Logen haben sich in Österreich nie durchgesetzt.“

Und auch in anderen Bereichen weist die österreichische Entwicklung Eigenheiten auf. Waren die Freimaurer etwa in der Zwischenkriegszeit stark pazifistisch geprägt und daher nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten sofort verboten, erlebte die Bruderschaft in Deutschland durchaus selbst nationalistische Tendenzen. Insgesamt hatten es die Freimaurer in katholischen Ländern immer schwerer und hielten sich dort auch stärker bedeckt.

Mitgliedschaft nach Tod öffentlich

Das gilt auch heute noch. Die „Deckung“ wird in Österreich immer noch etwas deutlicher gepflegt als anderswo. Denn während sich jeder selbst als Freimaurer outen darf, ist es nicht erlaubt, einen Mitbruder als Freimaurer bekannt zu machen. Erst nach dem Tod ist die Mitgliedschaft „öffentlich“ - und so finden sich in der Ausstellung auch zahlreiche Referenzen auf prominente Freimaurer der Nachkriegszeit, die nicht selten dem Bereich der Erwachsenenbildung, der Publizistik oder Kultur entstammten.

Zu den Höhepunkten der Schau zählen Exponate wie ein Mozart-Autograf mit einer freimaurerischen Komposition, der Schurz von Edward VII sowie von Voltaire und eine Reihe von Objekten aus der israelischen Loge. „Dort wird immer abwechselnd ein jüdischer und ein arabischer Mitbruder zum Großmeister gewählt, und alle offiziellen Abbildungen tragen die Symbole der drei Buchreligionen“, so Rapp zur „gelebten Toleranz“.

Insgesamt ist die Ausstellung allerdings eher für ein breites Publikum, als für Freimaurerkenner konzipiert. Für die vielen semiprofessionellen oder Hobby-Freimaurerforscher werden kaum neue Infos dabei sein. Bleiben immer noch spaßige Vitrinen mit den gesammelten popkulturellen Freimaurertheorien. Und natürlich der Prunksaal.

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