Kindergartenstudie: „Sind gut im Zeitplan“

Die Gesamtstudie zu Islamischen Kindergärten soll wie „geplant im Herbst veröffentlicht“ werden, berichtet Ö1. Erst gestern hatte es Aufregung um angeblich umgeschriebene Passagen in der Vorstudie von Islamforscher Ednan Aslan gegeben.

Die Gesamtstudie ist in Arbeit und sie wird auch wie vorgesehen in wenigen Monaten veröffentlicht, sagt der deutsche Erziehungswissenschafter Henning Schluss, der das Projekt gemeinsam mit Islamforscher Aslan betreut. „Wir sind plangemäß mitten in der Auswertungsphase, das heißt wir sind gut im Zeitplan und wir werden im Herbst auch den Abschlussbericht vorlegen können“, so Schluss gegenüber Ö1 - mehr dazu in oe1.ORF.at.

Zur Frage, ob und von wem Teile der Vorstudie umgeschrieben worden sein könnten, möchte sich Schluss nicht äußern. Er sagt nur so viel: „Diese Berichte beziehen sich auf eine Pilotstudie, die der Kollege Aslan erstellt hat, an der wir nicht mitgewirkt haben und zu der ich deshalb auch nichts sagen kann.“

„Sind für Abschlussbericht selbst verantwortlich“

Der Titel der Gesamtstudie lautet „Pluralität in Wiener Kindergruppen und Kindergärten unter besonderer Berücksichtigung islamischer Einrichtungen und muslimischer Kinder“. Bei dem bisher bekannten umstrittenen Teil von Aslan handelt es sich laut Forschungsdesign um eine Vorstudie.

Die wissenschaftliche Arbeit der Gesamtstudie sieht Henning Schluss dennoch nicht in Gefahr. „Wir haben das für uns jedenfalls sehr klar ausgeschlossen, das ist vertraglich geregelt, dass wir für den Abschlussbericht selbst verantwortlich sind, dass der nach wissenschaftlichen Kriterien erstellt wird“, so der Studienleiter.

Güngör übt Kritik an Vorab-Veröffentlichung

Einige Wissenschafter, die im Vorfeld der Studie als Mitarbeiter genannt wurden, sind - aus unterschiedlichen Gründen - nicht mehr an Bord. Wolfgang Mazal und Susanne Heine etwa von der Uni Wien und der Integrationsexperte Kenan Güngör arbeiten nicht mehr mit.

Güngör kritisiert, dass nicht fertige Zwischenergebnisse öffentlich präsentiert wurden und für Hysterie gesorgt haben. „Einerseits war es sehr wichtig, dass man das angestoßen hat. Nur hätte ich erwartet, dass einmal eine Studie vorliegt und man dann erst rausgeht“, so Güngür im Ö1-Interview.

Der Islam-Theologe Mouhanad Khorchide hat Studienautor Aslan heute in Schutz genommen. Probleme zu relativieren, indem man eine Studie angreift, sei nur Verdrängung - mehr dazu in religion.ORF.at. Und auch Güngör sagt: Aslan sage immer sehr genau, was ihm relevant erscheint, Änderungswünsche, die damit nicht zu vereinbaren sind, würde er so nicht annehmen.

Vorstudie für die Stadt nun keine Bedeutung mehr

Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) wurde am Mittwoch von Journalisten auf die derzeit in Arbeit befindliche ausführliche Studie zu Islam-Kindergärten angesprochen. Ob Aslan nach den jetzigen Vorfällen auch weiter im Wissenschafterteam bleibe? Häupl bejahte, denn es gebe Verträge. Allerdings: „Mein Vertrauen in den Professor Aslan und seinem äußerst wechselhaften Verhalten in den vergangenen Tagen ist nicht grenzenlos.“ Aber dank des Vertrauens in die Wissenschaftscommunity, die die Studie insgesamt betreue, geht der Bürgermeister davon aus, dass die Arbeit „wissenschaftlich redlich“ sein werde. Die abgeänderte Vorstudie habe für die Stadt nun jedenfalls keine Bedeutung mehr.

Änderungen im Auftrag von Ministerium?

Beamte des Ressorts von ÖVP-Chef Sebastian Kurz, das die Studie in Auftrag gegeben hatte, sollen laut „Falter“ inhaltliche Korrekturen vorgenommen haben, die ein möglichst ungünstiges Bild von den Islamkindergärten zeichnen sollten.

Aslan erklärte, die Vorwürfe seien eine „wissenschaftliche Diffamierung“, das Ministerium betonte, dass Kurz nichts von den Änderungen gewusst habe. Die Änderungen seien von Aslan selbst eingefügt worden, heißt es von beiden Seiten. Die Universität Wien hat nun ein Prüfverfahren eingeleitet, um zu klären, ob Regeln des wissenschaftlichen Arbeitens verletzt wurden - mehr dazu in Uni Wien prüft Islamkindergarten-Studie (news.ORF.at; 4.7.2017).

Link: