Wiener Linien mit „größter Netzänderung“

Die „größte Netzänderung seit Jahrzehnten“ kündigen die Wiener Linien an. Jeder dritte Fahrgast soll etwa durch die U1-Verlängerung und neue Intervalle zur Seestadt Aspern profitieren. Zudem werden Stationsnamen geändert.

„Jeder dritte Fahrgast wird betroffen sein bzw. davon profitieren“, meinte die für die öffentlichen Verkehrsmittel zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) zu den Änderungen, die im September wirksam werden. Präsentiert wurden am Dienstag einige bereits bekannte Projekte sowie neue Intervalle für die U2 zur Seestadt Aspern. Ab 4. September wird die U2 montags bis freitags von Betriebsbeginn bis 8.30 Uhr mit jedem Zug in die Seestadt fahren, bisher war es nur jede zweite Garnitur.

„Wir müssen noch auf die Wirtschaftlichkeit schauen. Die Auslastung hat jetzt am Morgen eine Größe erreicht, die es rechtfertigt, mit allen Zügen zu fahren. Wenn das in den Abendstunden auch erreicht ist, dann fahren wir auch dann mit allen Zügen“, sagte Günter Steinbauer, Geschäftsführer der Wiener Linien, gegenüber „Wien heute“.

U-Bahn-Station Seestadt Aspern

Wiener Linien/Thomas Jantzen

Ab 4. September fährt in den Morgenstunden jede U2-Garnitur in die Seestadt Aspern

U1-Verlängerung mit fünf neuen Stationen

Bereits am 2. September wird die U1-Verlängerung in Favoriten in Betrieb genommen. Die fünf neuen Stationen Troststraße, Altes Landgut, Alaudagasse, Neulaa und Oberlaa kommen dazu. Die U1 wird mit einer Gesamtlänge von 19,2 Kilometern zur längsten U-Bahn-Linie Wiens.

Stadträtin Ulli Sima bezeichnete die U1-Verlängerung als „großes Highlight, weil doch Zigtausende Menschen von der Erweiterung des Streckennetzes profitieren werden“. Zur Erweiterung der U-Bahn wird es bei mehreren Buslinien neue Intervalle und längere Betriebszeiten sowie neue Querverbindungen mit U-Bahn-Anbindung geben.

Straßenbahnänderungen in Hietzing und Ottakring

In Hietzing und Ottakring werden im Herbst Linienänderungen bei Straßenbahnen vorgenommen. Die Verlängerungen der Linie 60 zum Westbahnhof und der Linie 10 nach Unter St. Veit – jeweils ab Hietzing – ersetzen die Linie 58 ab 2. September - Straßenbahnlinie 58 wird eingestellt.

Ebenfalls am 2. September gehen die neuen Linienführungen für die Straßenbahnlinien 2 und 44 in Betrieb. Auf dem Johann-Nepomuk-Berger-Platz werden die westlichen Streckenäste getauscht - die Linie 2 fährt künftig vom Friedrich-Engels-Platz kommend zur neuen Endstelle Dornbach, die Linie 44 dagegen zur neuen Endstation Ottakring - mehr dazu in Straßenbahnenlinien tauschen Endstationen. Die Änderungen im Netz der Wiener Linien sollen keine Zusatzkosten für den Betrieb von Straßenbahnen und Bussen verursachen. Die Fahrscheinpreise bleiben unverändert, wurde am Dienstag versichert.

Neues im öffentlichen Verkehr

Die Wiener Linien haben Änderungen im Liniennetz vorgestellt, betroffen sind sowohl U-Bahnen als Straßenbahnen und Busse.

Neue Namen für 40 Stationen

Nicht nur die Linienführungen ändern sich, ab 2. September erhalten auch 40 der fast 5.400 Haltestellen einen neuen Namen. Teils fallen Doppelbezeichnungen weg, Straßenbahn- und Busstationen werden gegebenenfalls um die U-Bahn-Station ergänzt. So heißt die Station „Kärntner Ring/Oper“ künftig „Oper, Karlsplatz U“. Von „Spitalgasse, Währinger Straße“ bleibt nur noch „Spitalgasse“, „Kennedybrücke“ wird als Zusatz zu „Hietzing“ getilgt.

Einige Uneinheitlichkeiten bleiben allerdings aufrecht. Die Wiener Linien fahren weiter „Landstraße“ an, während die ÖBB in „Wien Mitte“ stehen bleiben. Auch der Hauptbahnhof heißt in der U-Bahn-Version weiterhin „Hauptbahnhof, Südtirolerplatz“, wobei in letzterem Fall mittelfristig durchaus die Streichung der Platzbezeichnung denkbar sei, wie man bei den Wiener Linien hört.

ÖVP und NEOS sehen „kosmetische Änderungen“

Kritik kam am Dienstag von ÖVP und NEOS. „Eine visionäre Öffi-Strategie sieht definitiv anders aus“, meinte Manfred Juraczka, Klubobmann der Wiener ÖVP, „was tatsächlich passiert, sind oberflächliche, kosmetische Änderungen, voraussichtlich von tonnenschweren Marketingmaßnahmen flankiert“.

Auch NEOS sieht „rein kosmetische Eingriffe“. „Die Neuauflage einer zwei Wochen alten Präsentation ‚größte Änderung seit Jahrzehnten‘ zu nennen ist schon dreist“, hieß es von NEOS-Stadtplanungssprecher Stefan Gara. Die „wirklichen Probleme im öffentlichen Verkehr“ würden weiter nicht ernsthaft angegangen, so Gara.

Link: