Märkte: Kritik an Beschränkungen

Die neue Gastrobeschränkung für Wiener Märkte sorgt für Kritik. Die Oppositionsparteien und die Wirtschaftskammer fordern die Wahrung der Nebenrechte der Lebensmittelstände und sehen teilweise „mittelalterliche Stadtpolitik“.

Der Wiener ÖVP-Obmann Gernot Blümel nannte die rot-grüne Stadtregierung am Freitag in einer Pressekonferenz die „größte Bedrohung für die Marktstandler“. Die Neuregelung sei völlig unverständlich und gehe an den Bedürfnissen von Marktunternehmern und -besuchern vorbei: „Warum bitte soll ein Gemüsehändler seine Waren nicht zum Verkosten anbieten?“

Die ÖVP plädiert stattdessen für flexiblere Regelungen und will außerdem mehr Marktstandorte. Denn gerade jenseits der Donau gebe es Nachholbedarf. Marktgebiete müssten deshalb in Stadtentwicklungsarealen mitbedacht werden, forderte Gemeinderätin Elisabeth Olischar (ÖVP).

Besucher am Karmelitermarkt

ORF

Oppositionsparteien und die Wirtschaftskammer kritisieren die Neuregelungen für Gastronomie auf Wiener Märkten

„Falscher Zugang“ und „Wahnsinn“

Als „völlig falschen Zugang“ sieht auch die FPÖ das strengere Vorgehen der Stadt. Wobei Marktsprecher Udo Guggenbichler durchaus einen „Gastronomiewildwuchs“ erkennen kann. Schuld seien aber nicht die bis zu acht Verköstigungsplätze, sondern „die unkontrolliert vergebenen Gastrolizenzen“.

NEOS-Wirtschaftssprecher Markus Ornig interpretierte „diese schwachsinnige Neuregelung“ als „absoluten Wahnsinn“. Die Stadt wolle die Märkte offenbar umbringen: „Anstatt die Sitzplatzbeschränkung für Handelsstände zu lockern, werden den Marktständen nun die Verabreichungsplätze komplett gestrichen.“ Ornig wünscht sich etwa flexiblere Öffnungszeiten.

Die Wiener Wirtschaftskammer schießt sich ebenfalls auf die Stadtregierung ein. Lebensmittelhandelsobfrau Margarete Gumprecht forderte die Wahrung der Nebenrechte: „Denn, wer sich eine warme Leberkässemmel bei einem Lebensmittelstand kauft, sollte diese dort auch essen dürfen.“

Aus für Nebenrechte bei Lebensmittelständen

Die neue Regelung gilt seit 1. Juli. Laut dieser werden nun an neu übernommene bzw. eröffnete Gemüse- und Delikatessenläden keine Nebenrechte mehr vergeben. Diese erlaubten es Betreibern bisher, Essen und Getränke an bis zu acht Plätzen zu verabreichen. Die zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) hatte argumentiert, Märkte als Nahversorger erhalten und „keine reinen Fressmeilen“ fördern zu wollen - mehr dazu in Weniger Gastronomie auf Märkten.