Staatsoper: Jordan wird Musikdirektor

Der Chefdirigent der Wiener Symphoniker, Philippe Jordan, ist als Musikdirektor der Wiener Staatsoper ab 2020 verpflichtet worden. Es ist die erste wichtige Personalentscheidung des designierten Staatsoperndirektors Bogdan Roscic.

Neben der Leitung von Neuproduktionen und Repertoire-Vorstellungen werde Jordan ab 1. September 2020 als Direktionsmitglied den gesamten musikalischen Bereich des Hauses leiten und strukturell mitgestalten, so Roscic via Aussendung. Außerdem stehe bereits fest, welche Premieren Jordan in den ersten beiden Spielzeiten 2020/21 und 2021/22 dirigieren werde. Jordan (42) ist derzeit musikalischer Leiter der Pariser Oper sowie Chefdirigent der Wiener Symphoniker.

Philippe Jordan bei der Präsentation als neuer Chefdirigent der Wiener Symphoniker

APA/Georg Hochmuth

Jordan wird den gesamten musikalischen Bereich der Staatsoper leiten

Jordan: Arbeit beginnt heute

„Für jeden dem Musiktheater verbundenen Musiker ist das Haus am Ring mit seiner unvergleichlichen Tradition und vor allem seinem einzigartigen Orchester eine der spannendsten Aufgaben und auch Herausforderungen, die ihm die Opernwelt bieten kann“, wird Jordan, der in den vergangenen Tagen die Eröffnungspremiere „Die Meistersinger“ bei den Bayreuther Festspielen sowie ein Wagner-Konzert bei den Bregenzer Festspielen dirigierte, zitiert.

57 Mal in Staatsoper dirigiert

Im Jahr 2008 war Jordan für Strauss’ „Capriccio“ das bis dato letzte Mal im Haus am Ring zu hören. Seit seinem Debüt 1999 mit Lehars „Lustiger Witwe“ stand er insgesamt 57-mal im Graben des Staatsopernorchesters.

„Es war vor allem das engagierte Programm sowie die Persönlichkeit von Bogdan Roscic, die mich nach intensiven Gesprächen und Überlegungen schließlich bewogen haben, vor allem die enormen Möglichkeiten zu sehen und die Aufgabe mit großer Freude zu übernehmen.“ Er werde ab dem heutigen Tag in engster Zusammenarbeit mit der designierten Direktion die Zukunft des Hauses vorbereiten, so Jordan.

Er werde „die entsprechende Präsenz einbringen“ und „auch alles daransetzen, die allerbesten meiner Kolleginnen und Kollegen dazu zu bewegen, mit uns an der Wiener Staatsoper zu arbeiten. Dass die weltbesten Sängerinnen und Sänger nicht nur regelmäßig, sondern vordringlich in Wien auftreten sollen, ist für mich ebenso selbstverständlich wie ein Ensemble zu formen und zu pflegen, das entscheidend das Bild der Wiener Staatsoper prägt.“

Roscic: „Voller Einsatz und umfassende Präsenz“

Roscic, dessen Dissertation die Universität Wien nach Plagiatsvorwürfen derzeit einer Prüfung unterzieht, soll am 1. September 2020 von Dominique Meyer die Direktion der Wiener Staatsoper übernehmen. Er betonte, dass für die Sicherung höchster musikalischer Qualität, die „von der Staatsoper wie vielleicht von keinem anderen Haus erwartet“ werde, „der volle Einsatz und die umfassende Präsenz eines Musikdirektors wichtig“ sei.

„Was der Dirigent Jordan zu leisten imstande ist, kann man an der beeindruckenden Entwicklung der Pariser Oper in den letzten Jahren ablesen. Was mir aber ebenso wichtig ist, ist seine Bereitschaft, mein Partner bei der Arbeit am gesamten musikalischen Bereich der Wiener Staatsoper zu sein“, so Roscic.

An allen großen Opernhäusern der Welt

Jordan wurde 1974 in Zürich geboren. Seine Laufbahn begann er mit 20 Jahren als Kapellmeister am Stadttheater Ulm. 1998 wechselte er als Assistent Daniel Barenboims und Kapellmeister an die Berliner Lindenoper, 2001 bis 2004 war er Chefdirigent der Oper Graz. 2006 bis 2010 kehrte Jordan als „Principal Guest Conductor“ an die Staatsoper unter den Linden nach Berlin zurück.

2009 übernahm er die musikalische Leitung der Pariser Oper sowie 2014 den Chefposten bei den Wiener Symphonikern. Zusätzlich zu seinen leitenden Positionen gastierte Jordan an allen großen Opernhäusern und Festivals der Welt wie der Metropolitan Opera New York, dem Royal Opera House London und der Scala in Mailand.

Gespräche mit Symphonikern laufen

Der Intendant der Wiener Symphoniker, Johannes Neubert, gratulierte Jordan „aufrichtig und sehr herzlich. Wir wünschen ihm allen erdenklichen Erfolg für diese spannende Aufgabe. Wir verstehen diese Entscheidung auch ein Stück weit als Anerkennung für die zahlreichen künstlerischen Erfolge, die Philippe Jordan in den letzten Jahren gemeinsam mit den Wiener Symphonikern erzielen konnte.“

Jordan leitete bei den Wiener Symphonikern bisher 130 Konzerte. Allein in der kommenden Saison 2017/18 werden weitere 39 gemeinsame Auftritte hinzukommen, hieß es in einer Aussendung. Jordan ist bei den Wiener Symphonikern bis Ende der Saison 2020/21 unter Vertrag, wird seinen Staatsopernvertrag jedoch bereits mit Beginn der Saison 2020/21 antreten. Wie man diese Überlagerung zur Zufriedenheit aller Beteiligten lösen könnte, sei derzeit Gegenstand von Gesprächen, hieß es bei den Symphonikern auf Nachfrage der APA. Eine Entscheidung darüber werde voraussichtlich im Herbst bekanntgegeben.

Kulturminister gratuliert via Twitter

Zustimmung zum neuen Musikdirektor kam indes am Montag auch von dessen „neuem Orchester“: „Die Wiener Philharmoniker gratulieren Philippe Jordan zur Position des Musikdirektors an der Wiener Staatsoper“, teilte der noch amtierende Philharmoniker-Vorstand Andreas Großbauer der APA mit: „Wir sehen einer künftigen Zusammenarbeit mit Spannung und Offenheit entgegen.“

Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) beschied via Twitter: „Gratulation an Philippe Jordan zur Bestellung“. Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) versicherte, Jordan sei „ein Garant für musikalisches Schaffen auf Topniveau“. Auch FPÖ-Kultursprecher Walter Rosenkranz konstatierte zu Jordan, dieser sei „sicherlich eine gute Besetzung“.

Links: