Marktstandler protestieren bei Rathaus

Ein Ende des Gastro-Stopps auf den Wiener Märkten fordern die Wiener Marktstandbetreiber. Sie veranstalteten dazu am Vormittag ein Protestfrühstück beim Rathaus. Seit Juli dürfen neue Standler keinen Imbiss mehr betreiben.

Um ihrem Unmut Luft zu machen, haben Standbetreiber von unterschiedlichen Märkten genau acht Sitzplätze am Friedrich-Schmidt-Platz hinter dem Rathaus aufgebaut, wo Spezialitäten präsentiert und kleine Imbisse zur Verkostung angeboten wurden.

Ein Platz war für die zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) reserviert, die man zum Gespräch eingeladen hatte. Ihr Sessel blieb allerdings leer, da die Ressortchefin derzeit urlaube, wie ihre Sprecherin der APA mitteilte. Das habe man den Frühstücksorganisatoren im Vorfeld auch mitgeteilt.

Marktstandler protestieren gegen die neue Marktordnung der Stadt

ORF

Marktstandler: „Wir würden uns mehr Einbindung wünschen“

Neuregelung seit 1. Juli in Kraft

Die Unternehmer sind jedenfalls alles andere als glücklich über Simas Regelung. Diese sei existenzbedrohend, speziell für kleine Märkte, sagt Nina Strasser vom Schwendermarkt. „Bei uns ist es so, dass es unseren Bauernladen nur geben kann, weil wir auch andere Dinge machen dürfen, wie Kaffee ausschenken“, so Strasser.

Bei Neuanmeldungen von Lebensmittelständen werden keine Nebenrechte mehr vergeben, die das Servieren von Speisen und Getränken erlauben. Dabei handelt es sich um bis zu acht Verabreichungsplätze, an denen Standler ihrer Kundschaft Essen und Getränke servieren dürfen. Für bestehende Verträge ändert sich nichts, im Fall von Weitergaben an Neumieter muss der Ausschankbereich allerdings zurückgebaut werden.

Die neue Regelung ist seit 1. Juli in Kraft. Die Stadt wolle aber keinesfalls die Gastronomie auf Märkten verbieten. „Das Gastronomieangebot ist ein wichtiger Faktor auf unseren Märkten, aber klar ist: Wir haben einen Versorgungsauftrag, wollen die Märkte als Nahversorger erhalten und keine reinen Fressmeilen fördern“, so Sima - mehr dazu in Weniger Gastronomie auf Märkten.

Protest mit 13 Standlern vor dem Rathaus

13 Standler haben sich für den Protest zusammengetan. Sie fordern auch, dass man sie bei der geplanten Reform der Marktordnung einbindet. „Am Meidlinger Markt braucht man mehr Sitzplätze, eine längere Öffnungszeit für den Handel und eine Förderung der jeweiligen Concept Stores“, sagt etwa Standler Marc Schweiger.

Über eine Schließung nachgedacht hat bereits Sanela Djopo, seit sieben Jahren mit der „Fischinsel“ am Volkertmarkt (Leopoldstadt) vertreten. Das war noch vor dem Sima’schen Merkblatt. „Mit nur acht Plätzen kann ich meine offenen Rechnungen nicht bezahlen“, die Konkurrenz von Supermärkten sei inzwischen zu groß. Jetzt sei allerdings eine Standweitergabe undenkbar - denn: „Wer zahlt mir meine Investitionen? Das Marktamt?“ Ihre Hoffnung: Dass mit der für Herbst geplanten Marktordnungsnovelle mehr Verabreichungsplätze erlaubt werden.

„Wir würden uns mehr Einbindung wünschen“

Bis Herbst soll die neue Marktordnung fertig sein, so der Plan der Stadt. „Für uns ist es wichtig, dass wir eine Stimme bekommen. Wir würden uns mehr Einbindung wünschen“, so Strasser. Die Standler haben sich laut Strasser „vor einer Woche“ zu vernetzen begonnen. Vor das Rathaus seien zum Protest nur 13 Standler gekommen, weil „Standler haben nicht viel Zeit, weil viele von uns 70 Stunden und mehr pro Woche arbeiten und nicht viele Mitarbeiter haben“, so Strasser.

Das neue Regelwerk muss die SPÖ freilich mit dem Koalitionspartner, den Grünen, ausverhandeln und beschließen. Der grüne Marktsprecher Rüdiger Maresch bekräftigte heute gegenüber der APA, dass man Simas Verordnung keinesfalls befürworte und von dieser sehr überrascht worden sei, weil die Vorgangsweise nicht abgesprochen worden sei. Maresch plädiert stattdessen für längere Öffnungszeiten und liberalere Bewirtungsregeln für Wiens Märkte - mehr dazu in - Grüne gegen Notbremse auf Wiener Märkten.

SPÖ verteidigt „temporäre Maßnahme“

Die SPÖ hat am Montag einmal mehr das Aus der Verabreichungsplätze für neue Wiener Marktstände verteidigt. Dies sei eine „temporäre Maßnahme zum Schutz des Lebensmittelhandels“, meinte Gemeinderat Erich Valentin per Aussendung. Man arbeite an einer neuen Marktordnung und werde dazu Gespräche mit allen Beteiligten führen, versprach er.

„Der Lebensmittelhandel wurde auf unseren Märkten in der letzten Zeit massiv zurückgedrängt. Hier will die Stadt eingreifen und die Rahmenbedingungen für einen gesunden Lebensmittelhandel auf den Märkten sicherstellen“, begründete Valentin nach einem Protestfrühstück der Standler das Vorgehen gegen „Fressmeilen“.

Es sei in den vergangenen Jahren zu einem Wildwuchs an augenscheinlichen „Gastroständen“ auf den Märkten gekommen, viele Standler hätten das System unterwandert, es wurden „durch die Hintertüre“ mehr Verabreichungsstände betrieben als gesetzlich erlaubt, verwies Valentin auf die aktuelle Marktordnung. Daher habe man die „Notbremse“ gezogen.

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