Polizei fehlt noch Nachwuchs

Die Wiener Polizei sucht derzeit wieder intensiv nach Nachwuchs. Die Landespolizeidirektion braucht nämlich heuer noch mehr als 220 Polizeischüler. Doch die meisten Bewerber scheitern nach wie vor am Deutschtest.

Die Wiener Polizei will bis zum Jahresende „mehr als 500 Polizeischüler“ aufnehmen. „200 sitzen bereits in der Polizeischule. Und mit 1. September werden nochmals 85 neue aufgenommen“, sagt Polizeisprecher Manfred Reinthaler gegenüber „Wien heute“. Damit fehlen derzeit noch mehr als 220 Polizeischülerinnen und Polizeischüler.

Mit ein Grund für den fehlenden Nachwuchs: Nur jeder sechste oder siebente schafft den Aufnahmetest. „Es ist nach wie vor so, dass beim Deutschtest die meisten durchfallen, circa ein Drittel aller Bewerber, unabhängig wo sie herkommen“, sagt Reinthaler.

Weniger Bewerber, wenn es Wirtschaft gut geht

Der Test umfasst zwei Termine. Beim Theorieteil müssen sich die Bewerberinnen und Bewerber beim Intelligenztest so viele Fakten wie möglich merken. Neben einem Diktat gilt es auch Grammatik- und Mathematikaufgaben am Computer zu lösen. Auch ein Gespräch mit den Polizei-Psychologen beinhaltet der Aufnahmetest.

Beim Sporttest gilt es einen Hindernis-Parcours in einer Mindestzeit zu absolvieren, drei Kilometer auf Zeit zu laufen und 100 Meter zu schwimmen, auch Kraftproben sind gefordert: Männliche Bewerber unter 30 Jahren müssen mindestens 21 Liegestütze schaffen, bei den Frauen sind es zwölf.

Weil so viele Bewerberinnen und Bewerber den Test nicht schaffen, braucht die Polizei mindestens 3.200 Bewerber, um bis zum Jahresende auf mehr als 550 Schüler zu kommen. Wie viele sich tatsächlich bewerben, hat auch mit der allgemeinen Wirtschaftslage und den Jobchancen anderswo zu tun. „Wenn es wirtschaftlich etwas besser geht, haben wir etwas weniger Bewerberinnen und Bewerber. Wenn es wirtschaftlich etwas schlechter geht, haben wir mehr“, sagt Reinthaler.

„Auf die Körpergröße kommt’s nicht an“

Um bis zum Jahresende doch noch genug Nachwuchs zu finden, setzt die Polizei laut Reinthaler „intensiv“ auf Werbung. „Wir haben die klassischen Inserate, Folder und Broschüren. Wir sind aber auch mit unserer aktiven Werbegruppe unterwegs auf Messen, beim AMS, beim Bundesheer oder in Schulen“, so der Sprecher. Auch in sozialen Medien wie Facebook oder Twitter will die Polizei verstärkt Bewerberinnen und Bewerber ansprechen. Auf Facebook will die Polizei etwa die Mythen - warum man nicht zur Polizei kann - entkräften. Denn Körpergröße oder verdeckbare Tätowierungen sind kein Hindernis, ist dort zu lesen.

Mehr Migranten und Frauen wünschenswert

„Wir wollen ein repräsentativer Querschnitt der Gesellschaft sein“, sagt Reinthaler. Konkret wolle man mehr Migranten, aber auch Frauen erreichen. Die Frauenquote in den Ausbildungsklassen beträgt seit mehreren Jahren rund 30 Prozent, steigt aber nicht. „Wir sind bestrebt auch hier ein Spiegelbild der Gesellschaft aufzuzeigen. Es ist natürlich von früher her ein männerdominierter Beruf gewesen, aber wir haben den Frauenanteil schon sehr erhöht“, sagt Reinthaler.

Polizeianwärter fallen bei Deutschtest durch

Die Wiener Polizei sucht intensiv nach Nachwuchs. „Wien heute“ war beim Sporttest dabei. Beim Theorieteil scheitern viele am Deutschtest.

Um mehr Migrantinnen und Migranten anzusprechen, kooperiert die Wiener Polizei mit der Magistratsabteilung für Integration und Diversität (MA 17). Unter dem Titel „Wien braucht dich“ hält die Polizei Infoveranstaltungen etwa in Volkshochschulen oder migrantischen Vereinen ab. Auch in Moscheen wurde nach Nachwuchs gesucht - mehr dazu in Polizei sucht Nachwuchs in Moscheen. „Vorerst sind keine Informationsveranstaltungen explizit in Moscheen vorgesehen“, heißt es aus der MA 17 auf Nachfrage.

Hubert Kickinger, wien.ORF.at

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