Positive Bilanz für Grätzelpolizisten

Seit einem Jahr sind Grätzelpolizisten in Wien für die Anliegen der Bürger da. 100 derartige Beamte sind inzwischen im Einsatz, in jeder Polizeiinspektion einer. Das Angebot wird laut Polizei gut angenommen.

„Wenn man in der Nacht da geht, ist es wirklich finster und entrisch“, sagt Anrainerin Angelika Steinbacher über den Gehsteig in der Guneschgasse in Wien-Döbling. Das Problem: Es gibt nur wenige Lampen, die zusätzlich zum Teil durch hohe Bäume verdeckt werden. Es ist jedoch ein wichtiger Weg - denn er führt zur U-Bahn-Station.

Mit Unterstützung des Grätzelpolizisten wurde nun eine Lösung gefunden. „Das erste wird sein, dass der Baumschnitt durchgeführt wird, die MA 42 wird sich darum kümmern“, erklärt Heinz Mokesch, der die Grätzelpolizisten im Bezirk koordiniert. Im Zuge der Umstellung auf LED-Lampen würden die Straßenlampen Ende des Jahres zudem niedriger montiert, um den Gehsteig besser zu beleuchten.

Grätzelpolizisten

ORF

Sicherheitspartner weisen die Polizisten auf Probleme hin

„Sicherheitsgefühl wird gesteigert“

Bereits umgesetzt sind im Grätzel Verbesserungen bei einem Zebrastreifen in der Hardtgasse. Dieser war aufgrund von direkt daneben parkenden Autos oft nicht gut einsehbar. Zwei Parkplätze wurden durch eine Sperrfläche ersetzt, die zusätzlich mit Pollern versehen ist.

Zur Lösungsfindung können die Grätzelpolizisten beispielsweise ein Sicherheitsforum einberufen, an dem dann auch die zuständigen Magistratsabteilungen teilnehmen. An die 50 derartige Foren laufen laut Polizei derzeit. Ansonsten gebe es jedoch keine Zahlen zur Arbeit der Grätzelpolizisten, so Polizeisprecherin Irina Steirer: „Der Erfolg des Projekts wird hier nicht anhand von Zahlen gemessen, sondern anhand des subjektiven Sicherheitsgefühls, das bei jeder einzelnen Bürgerin und jedem einzelnen Bürger gesteigert wird.“ Auch dazu gibt es allerdings noch keine Zahlen.

Ein Jahr Grätzelpolizei in Wien

Sie sollen die direkten Ansprechpartner für die Bevölkerung sein: Die Grätzelpolizisten. Seit einem Jahr läuft das Projekt.

„Sicherheitspartner“ als Informationsquelle

Auf Probleme hingewiesen werden die Grätzelpolizisten oft durch Sicherheitspartner. Den Titel bekommt jeder, der schon in eine Problemlösung involviert war. „Was ganz wichtig ist: Wir beobachten nicht, wir bespitzeln nicht, sondern bei uns ist es gelebte Nachbarschaft. Wir schauen, dass wir ein gutes Zusammenleben ermöglichen“, erklärt Angelika Steinbacher, warum sie sich als Sicherheitspartnerin in Döbling engagiert.

Sie selbst fühle sich durch die Grätzelpolizisten sicherer, sagt Steinbacher, „weil man einfach einen Ansprechpartner hat, an den man sich wenden kann, wenn man mit ungewöhnlichen Situationen konfrontiert ist. Ich hab ja sonst mit Kriminalität nichts zu tun.“ In Währing und Döbling gibt es derzeit insgesamt ein paar Dutzend Sicherheitspartner - wienweite Zahlen liegen nicht vor.

Das Dilemma mit dem Sicherheitsgefühl

Der Kriminalsoziologe Reinhard Kreissl vom Wiener Zentrum für sozialwissenschaftliche Sicherheitsforschung sieht die Sicherheitspartner kritisch: Ihre Aufgaben seien derzeit nicht ganz klar, zudem sei die Gefahr gegeben, dass sich vor allem Menschen melden würden, die bereit seien, andere zu „vernadern“.

Die Grätzelpolizisten findet Kreissl grundsätzlich eine gute Idee - die Umsetzung sei in Österreich jedoch schwierig: „Man muss aber immer bedenken, dass diese Idee aus einer völlig anderen Polizeikultur kommt, nämlich aus dem angelsächsischen Bereich.“ Während Polizeibeamte in Österreich Vertreter der Staatsmacht seien, sei das in den USA anders: „Der Sherriff in den USA ist ein Wahlbeamter, er ist also gewählt und damit viel näher dran an der Bevölkerung.“

Kann eine Initiative wie die Grätzelpolizisten tatsächlich das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung erhöhen? Ja und nein, meint Kreissl. „Sicher sind Sie immer dann, wenn Sie nicht darüber nachdenken. Jede öffentliche Thematisierung von Sicherheitsfragen führt automatisch zu einer latenten Verunsicherung. Das ist das Dilemma jeglicher polizeilicher Sicherheitspolitik.“ Grundsätzlich sei das Sicherheitsgefühl in Wien jedoch sehr hoch.

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