Villa Beer wird Museum: „Schönheit für alle“

Die Villa Beer gilt als Vorzeigebau moderner Architektur der 1930er Jahre. In den letzten Jahren war sie durch zunehmenden Verfall ins Gespräch gekommen. Nun soll sie saniert und als Museum der Öffentlichkeit zugänglich werden.

„Schönheit für alle“ forderte der Architekt und Designer Josef Frank bereits Anfang des 20. Jahrhunderts. Das beste Beispiel für seine Vision ist eines seiner bekanntesten Werke: Die Villa Beer in Hietzing, die zur Zeit ihrer Entstehung ein Prototyp neuen Wohnens war.

Gegen den „Volkswohnpalast“

Frank wurde 1885 in Baden bei Wien geboren und studierte Architektur an der TU Wien. In jungen Jahren wollte er nichts Geringeres als „den Sozialbau revolutionieren“. Er war einer der wenigen Architekten, die in der Zwischenkriegszeit den Siedlungsgedanken vertraten. Kommunistische Superbauten lehnte er ab, wie er in seinem berühmten, polemischen Aufsatz „der Volkswohnpalast“ von 1926 deutlich machte.

Bilder der Villa Beer vom März 2016

In seinem Essay „das Haus als Weg und Platz“ spricht er sich gegen den rechteckigen Wohnraum aus, den er für unbewohnbar und unpersönlich hielt. Runde Fenster, Erker, Terrassen und eine unverkennbare Beziehung zum Garten prägen die Villa Beer, die als Vorzeigestück der Moderne der 20er und 30er Jahre gilt. Ein Haus sei nicht nur zum Essen und Schlafen da, sondern in erster Linie zum Wohnen. Der Mensch solle im Mittelpunkt des architektonischen Interesses stehen, fand Frank. 1933 verließ er Österreich, er war jüdischer Herkunft, und ging nach Schweden.

Ein Vorläufer des heutigen Ikea-Designs

Es ist also kein Zufall, dass sein Stil bis heute Vorbild zahlreicher Ikea-Designs ist, obwohl Frank tatsächlich nie für den Designriesen arbeitete. Er entschied sich für das Unternehmen Svenkst Tenn, für die er zahlreiche Möbel- und Stoffdesigns entwarf.

Obwohl es sicher nicht vermessen ist, Frank in eine Reihe mit Adolf Loos zu stellen, hat er in seinem Heimatland nie dieselbe Aufmerksamkeit wie in Schweden bekommen. Letztes Jahr entdeckte eine Ausstellung im MAK, die nicht umsonst den Namen „Josef Frank - Against Design“ trug, sein Werk wieder. Hier bekamen Besucher anschaulich einen Eindruck davon, wie Frank allzu gerne den Zufall zum Gestalter werden ließ.

Villa Beer in Wien Hietzing

ORF

Die Villa Beer in Hietzing soll saniert und öffentlich zugänglich werden

Vom Verfall zum Museum

Die Villa Beer war zuletzt wegen des schlechten Zustandes, in dem sie sich befindet, ins Gerede gekommen. Das Haus befand sich viele Jahre in Privatbesitz, und in dieser Zeit ist sie immer mehr verfallen - mehr dazu in Baujuwel von Josef Frank: Villa Beer verfällt.

Vor acht Jahren hatte eine Stiftung des Unternehmers Johannes Strohmayer das Haus gekauft, der vorherige Besitzer weigerte sich jedoch auszuziehen. Ein Gerichtsprozess ging laut der Tageszeitung „Die Presse“ nun zugunsten des jetzigen Eigentümers aus. Strohmayer plant die Beer-Villa der Öffentlichkeit als Museum mit Ausstellungsräumen und Ateliers zugänglich zu machen. Betreiben könnte dieses Haus das Museum für Angewandte Kunst Wien. Strohmayer bestätigte die Pläne gegenüber Radio Wien.

Sarah Nägele, wien.ORF.at

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