Strache: „Mietpreise eine Katastrophe“

FPÖ-Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache kritisiert im „Wien heute“-Interview den sozialen Wohnbau in Wien und bezeichnet die Mietpreise als Katastrophe. Und er fordert 50-Quadratmeter-Wohnungen um 300 Euro Miete.

„In Wien funktioniert der soziale Wohnbau schon lange nicht mehr“, sagt Heinz-Christian Strache im Interview mit „Wien heute“-Moderatorin Ulrike Dobes. Wien ist der größte Vermieter, dennoch sind die Mietpreise „eine Katastrophe“. Unter Rot-Grün werde beim sozialen Wohnbau laut Strache „zu wenig gebaut.“ Er fordert 50-Quadratmeter-Wohnungen um 300 Euro Miete. „Dadurch würde man am Markt Einiges bewegen.“

Stadt greift „Spekulanten unter die Arme“

Auch den Umgang der Stadt mit dem Heumarkt-Projekt kritisiert Strache. „Wenn man da am Heumarkt die Mietspekulanten noch unter die Arme greift und ein Hochhausprojekt genehmigt, wo das Weltkulturerbe gefährdet ist, da kann ich mich nur wundern, was hier unter Rot-Grün passiert“ - mehr dazu in Wien auf Roter Liste: Touristiker gelassen.

Heinz-Christian Strache FPÖ

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Strache fordert ein Mindestgehalt bei Vollzeitbeschäftigung von 1.500 Euro

3.000 Polizisten mehr für Wien

Sorgen macht sich Strache beim Thema Sicherheit, etwa im dritten Bezirk: „Früher bin ich noch oft in der Nacht zu Fuß nach Hause gegangen über die Landstraße. Damals war das noch möglich. In der heutigen Zeit würde ich mich das in der Form nicht mehr trauen“, sagt Strache. „Wenn man sich die Geschichten junger Menschen anhört, die überfallen werden auf der Straße, angeschnorrt werden um eine Zigarette und dann vielleicht grundlos angepöbelt oder auch niedergeschlagen werden, da hab ich in den letzten Jahren leider viele solcher persönlichen Geschichten wahrgenommen. Und da macht man sich schon Sorgen.“

Als Lösung fordert Strache „mindestens 3.000 zusätzliche Exekutivplanstellen“ und ein besseres Besoldungssystem für die Exekutive. Die Polizei solle laut Strache vermehrt in den öffentlichen Verkehrsmitteln und an öffentlichen Plätzen präsent sein.

„Wir haben auch Wachzimmersperren und –zusammenlegungen gehabt, die sicher nicht optimal waren“, so Strache. Wegen der Ostgrenzerweiterung und EU-Außenschengengrenze „wäre es notwendig, dass man Exekutive zusätzlich anstellt und nicht abbaut.“ Dass die Kriminalität statistisch gesehen zurückgeht, glaub Strache nicht. „Bei Statistiken bin ich vorsichtig“ - mehr dazu in Anzeigen im ersten Halbjahr auf Zehn-Jahres-Tief.

Interview mit Heinz-Christian Strache

Das gesamte „Wien heute“-Interview mit Heinz-Christian Strache im Cafe Rochus am Rochusmarkt in Wien-Landstraße.

„Handlungsbedarf“ bei Pflege

Ein wichtiges Thema sei für Strache die Pflege. In Österreich würden hunderttausende alte Menschen von ihren Familien gepflegt werden. Den pflegenden Personen werde diese Zeit nicht für die Pensionzeit angerechnet. Das führe zu einer niedrigen Pension und Altersarmut. „Das ist nicht fair, das gehört geändert“, so Strache.

Auch das Pflegegeld gehöre der Inflation angepasst, der Zugang zu Pflegestufen erleichtert, meint Strache. Außerdem möchte er mehr Ausbildungsplätze in der Pflege schaffen. „Wenn in Wien jährlich nur 300 Pflegepersonen ausgebildet werden, ist das zu wenig. Da haben wir Handlungsbedarf“ - mehr dazu in FPÖ kritisiert Stadträtin Frauenberger.

Mindestgehalt bei Vollbeschäftigung

Ein Anliegen ist Strache auch die Stärkung der Lehrberufe. Probleme in den Berufsschulen würden laut Strache dazu führen, dass Eltern versuchen, ihre Kinder „bis zur Matura durchzupeitschen“. Doch laut Strache findet man "nur mit der Matura alleine heute keinen guten Beruf.“ Er möchte daher unter anderem die Lehre wieder attraktiver machen - für Jugendliche aber auch Unternehmen. „Wenn Betriebe Lehrlinge ausbilden, wäre es vernünftig, dass der Staat das fördert und auch die Kosten für die Lehrlingsausbildung übernimmt.“

Laut Strache soll sich Arbeit künftig mehr auszahlen. „Wenn jemand eine Vollzeitbeschäftigung hat, muss er ein Mindestgehalt bekommen, das zwischen 1.500 und 1.700 Euro brutto liegt. Um dort hinzukommen müssen wir Steuern senken.“ Damit am Ende des Monats mehr Geld übrigbleibt, möchte der FPÖ-Spitzenkandidat außerdem die „Zwangsmitgliedschaften bei der Kammer“ abschaffen. „Da geht es um die Freiheit und um den mündigen Bürger.“

„Ich habe Angst vorm Zahnarzt“

Der FPÖ-Spitzenkandidat ist gelernter Zahntechniker. Gerade deswegen habe er Angst vor dem Zahnarzt, sagt Strache im Radio-Wien-Interview mit Bernhard Weihsinger. „Weil ich ja als Zahntechniker viel mitbekommen habe. Man weiß natürlich auch, dass Wurzelresektionen nicht unbedingt angenehm sind.“ Bei einem guten Zahnarzt spiele auch Psychologie immer eine große Rolle.

Als Lieblingsplatz in Wien hat Strache den Rochusmarkt in Wien-Landstraße ausgesucht. „Der dritte Bezirk ist ja mein Heimatbezirk, hier habe ich meine Kindheit und Jugend verbracht, nämlich in der Keinergasse. Das Cafe Rochus ist eines meiner Stammlokale.“

Entspannen kann Strache am besten „in den eigenen vier Wänden“. Seine Frau habe auch einen Hund mitgebracht, der beim Abschalten hilft. Kirchlich heiraten wollten die beiden eigentlich am 9. September. Doch dann kam der Wahlkampf dazwischen. Der Termin sei nun verlegt. „Im Kopf wissen wir den neuen Termin.“

„Ich mag Onlineshopping nicht“

Onlineshopping ist nichts für den Spitzenkandidaten. „Ich mag es gar nicht. Ich brauche das Einkaufen vor Ort, wo ich Dinge sehen, greifen, spüren kann. Auch im Hinterkopf immer das sicherheitstechnische Problem“, so Strache. Nach einem Urlaub in den USA, sei ein halbes Jahr später seine Kreditkarte gesperrt worden. „Weil jemand versucht hat, offenbar mit meiner Karte betrügerisch einzukaufen.“

Das Radio-Wien-Interview mit Heinz-Christian Strache zum Nachhören:

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Auch das Aufstehen fällt dem Spitzenpolitiker nicht leicht. „Ich bin kein Morgenmensch. Ich brauche in der Früh immer eine Stunde, bis ich halbwegs auf Touren komme. Es kommt oft vor, dass ich vor 22, 23 Uhr gar nicht nach Hause komme.“

Persönlich und politisch

Fünf Wochen vor der Nationalratswahl sind die Spitzenkandidaten an ihren Lieblingsplätzen in Wien zu erleben. Zunächst im persönlichen Talk auf Radio Wien, in „Wien heute“ dann im politischen Interview - mehr dazu in Spitzenkandidaten an ihren Lieblingsplätzen.

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