Konfliktreiche World Press Photos

Die besten Fotos des World-Press-Photo-Wettbewerbs hat die Galerie WestLicht ausgestellt. Dabei dominierten heuer Konflikte in der islamischen Welt. Das Siegerfoto zeigt die Ermordung des russischen Botschafters in der Türkei.

„Jedes Mal, wenn das Foto auf unseren Bildschirmen auftauchte, wichen wir unwillkürlich ein Stück zurück, weil es eine solche Sprengkraft besitzt“, sagt Mary F. Calvert über das diesjährige Siegerfoto. Sie war in diesem Jahr Mitglied der Jury des Wettbewerbs. Die „Explosivität des Bildes“, die den derzeit verbreiteten Hass auf den Punkt bringe, sei der Grund für die Wahl zum Siegerfoto.

Das Bild des Fotografen Burhan Ozbilici zeigt den triumphierenden Mevlüt Altintas direkt nach seinem Attentat auf den russischen Botschafter, dessen Leiche im Hintergrund zu sehen ist. Dieser war in Ankara zu Besuch gewesen, um die strategische Partnerschaft zwischen der Türkei und Russland zu stärken, nachdem diese im syrischen Bürgerkrieg gegnerische Parteien unterstützt hatten.

„Wäre nicht umsonst gestorben“

„Mein Gehirn hat gut reagiert. Ich dachte, es wäre ein Wunder, wenn ich überlebe. Durch die Fotos wäre ich nicht umsonst gestorben“, antwortet Ozbilici auf die Frage nach der Entstehung der Fotoserie. Den Effekt guter Aufnahmen zu nutzen, um die Leute aufmerksam zu machen, sei als Fotojournalist Teil der Berufsehre - demnach sei es keine Option gewesen, sich zu verstecken.

Über 80.000 Bilder eingereicht

Seit der World Press Photo Contest 1955 von der World Press Photo Foundation initiiert wurde, vereint die jährliche Wanderausstellung meist nachdenklich stimmende Bilder, die das Weltgeschehen dokumentieren. Über 80.000 Bilder wurden heuer eingereicht. Die Bandbreite der Fotos reicht von US-amerikanischen Olympiasportlern zu Armenvierteln in Brasilien.

Ausstellungshinweis

„World Press Photo 17“, 15. September bis 22. Oktober in der Galerie WestLicht, Westbahnstraße 40, 1070 Wien.

Im Vergleich zum Foto vom Attentat in der Türkei mutet eine junge Aktivistin im Sommerkleid, die sich bewaffneten Polizisten gelassen entgegenstellt, beinahe friedlich an. Mit diesem Verweis auf die Demonstrationen gegen die wiederholte Polizeigewalt gegen Afroamerikaner in den USA gewann der Fotograf Jonathan Bachman den ersten Platz in der Kategorie „Aktuelle Themen“. „Eine der wichtigsten Aufgaben der Fotografie ist es, zum Dialog anzuregen“, so Bachman am Donnerstag bei der Presseführung.

Ebenso berührend, aber deutlich emotionaler, verdeutlichen die beiden Siegerfotos der Kategorie „Reportagen“ die nahe gehende Verzweiflung von Kindern aus Krisengebieten. Während einen Laurent Van der Stockts Aufnahme den Schrecken eines völlig verängstigten Mädchens bei einer Hausdurchsuchung förmlich spüren lässt, löst die Betrachtung des Porträts Santi Palacios, das ein Geschwisterpaar in fassungsloser Trauer über den Verlust der Mutter zeigt, beim Betrachter Schauer aus.

45 Fotografen ausgezeichnet

Diese und weitere ausgewählte Werke der heuer 45 prämierten Fotografen aus 25 Ländern sind bis 22. Oktober im WestLicht zu sehen. Bereits zum 16. Mal findet diese Ausstellung in der Galerie Westlicht statt.

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