Erste Messe für österreichische Computerspiele

Bis Samstag findet im Wiener Semperdepot erstmals eine Messe zur österreichischen Computerspiele-Landschaft statt. Die Play Austria soll Vorurteile und Klischees gegenüber der Branche auflösen.

„Wer von euch spielt denn Computerspiele?“ Wenn der Messe-Veranstalter Jogi Neufeld diese Frage in einem seiner Vorträge stellt, melden sich nur wenige. Der Grund dafür: „Die meisten glauben, Computerspielen bedeutet fünf Stunden mit einem Action-Abenteuer vor der Konsole zu sitzen“, so Neufeld. Dass Pokemon Go, Candy Crush und andere Spieleapps auch in das Genre der Computerspiele gehören, wird meist nicht beachtet.

Gamestill aus Old Man's Journey

Broken Rules

Die vielen Facetten der Branche sollen bei der Play Austria präsentiert werden

Messe soll Potentiale der Szene aufzeigen

Die Vorurteile und Entwicklung der österreichischen Game-Szene beobachtet Neufeld seit mittlerweile 13 Jahren. 2004 gründete er den Verein Subotron und eröffnete ein kleines Geschäft im MuseumsQuartier. Zwischen der privaten Spielesammlung und allerlei Kleinigkeiten mit bekannten Comichelden hat sich das Subotron in den letzten Jahren zum Treffpunkt der österreichischen Game-Szene entwickelt. „Wir haben dann angefangen, internationale Keyplayer einzuladen und so die lokale Szene mit Wissen zu befeuern“, sagt Neufeld.

In diesem Jahr möchte er mit der Veranstaltung der Play Austria noch einen Schritt weiter gehen. „Wir dachten, es ist jetzt an der Zeit, dass auch die Familie in Niederösterreich und der Industrielle aus Graz sehen, was für ein Potential in der Game-Szene steckt.“

Spiel begleitet Syrer auf der Flucht nach Wien

Am 15. und 16. September zeigen deshalb im Semperdepot, dem Atelierhaus der Akademie der bildenden Künste, 50 lokale Entwickler ihre Arbeiten. Dabei ist Neufeld wichtig, die Vielfalt der Szene zu zeigen. „Wir wollen zeigen, dass es nicht nur die großen Blockbuster gibt, sondern auch kleine, künstlerisch wertvolle Ideen, die spielerisch ausgedrückt werden. Es werden soziale, gesellschaftliche und sozialpolitische Themen aufgegriffen, die interaktiv erlebbar gemacht werden.“

So begleitet etwa die Demoversion des Spiels „Path Out“ den syrischen Künstler Abdullah Karam auf seiner Flucht nach Wien. Neufeld möchte im Rahmen der Messe auch über die Ausbildungsmöglichkeiten in Österreich informieren. So stellen etwa die Donau- Universität Krems und diverse Fachhochschulen ihre Studienprogramme vor. „Inzwischen kann man vieles alleine mit Gratissoftware machen, die Arbeiten online vertreiben, sich selbst finanzieren und einen Lebensunterhalt verdienen.“

Gamestill aus Old Man's Journey

Broken Rules

Ein Seemann auf Reisen ist das zentrale Thema von „Old Man’s Journey“

Ein Entwicklerteam, das das bereits geschafft hat ist das Wiener Unternehmen Broken Rules. 2009 wurde das Unternehmen aus einem Studentenprojekt gegründet. Ihr mittlerweile sechstes Spiel „Old Man’s Journey“ wird auf der Play Austria gezeigt. Das Spiel erzählt von einem älteren Seemann, der während einer Reise sein Leben Revue passieren lässt. Vergangenen Juni wurde das Spiel mit dem Apple Design Award ausgezeichnet.

„Zeit für eine neue Art von Computerspielen“

Für Clemens Scott, Art Director von Broken Rules ist diese positive Resonanz ein Zeichen, „dass die Leute merken: es wird Zeit für eine neue Art von Computerspielen.“ Das Medium Computerspiel werde langsam erwachsen und entwickle mehr und mehr Facetten. „Das heißt nicht, dass ich die alten Spiele nicht mehr haben möchte. Ich finde zum Beispiel, dass First-Person-Shooter-Spiele Spaß machen können. Es geht nicht darum, die anderen wegzudrängen, sondern darum, das Medium zu öffnen und breiter zu machen.“

Die Play Austria ist für ihn dafür eine gute Plattform. „Wichtig an der Messe ist, zu sehen wie viele Facetten die Szene hat, was es alles für unterschiedliche Genres gibt und wie viel es zu entdecken gibt.“ Der Stereotyp des Gamers, der alleine stundenlang im Keller vor der Konsole sitzt, solle durch dieses Bewusstsein mehr und mehr aufgelöst werden.

Melanie Gerges, wien.ORF.at

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