Pflegeskandal: Heimleiterin nicht entlassen

Die Heimleiterin jenes Pflegeheims, in dem zwei Pfleger gearbeitet hatten, die in Niederösterreich Patienten gequält haben sollen, wurde nicht entlassen. Die Leiterin und der Betreiberorden dementieren Medienberichte.

Die Heimleiterin soll laut Berichten von „Kurier“ und „Krone“ vor zwei Monaten von den Vorwürfen erfahren, aber keine Konsequenzen gezogen haben. Entgegen der Meldungen wurde sie jedoch nicht entlassen, wie sie gegenüber Ö1 bekräftigt.

Die Pflegerin und ihr Kollege, die in Niederösterreich Patienten gequält haben sollen, waren am Mittwoch wegen Tatbegehungsgefahr festgenommen worden. In der Folge entschied das Landesgericht St. Pölten, gelindere Mittel anzuwenden und sie gegen das Gelöbnis, bis zum Ende des Verfahrens nicht mehr im Pflegebereich zu arbeiten, zu enthaften - mehr dazu in Patienten gequält: Verdächtige enthaftet (noe.ORF.at).

Kritik von Patientenanwältin

Die beiden Pfleger wurden entlassen. „Diese Entlassung wird angefochten“, wurde Rechtsanwalt Stefan Gloß, der vier von insgesamt fünf Beschuldigten in der Causa vertritt, von der „Krone“ zitiert. Die Mühlen der Justiz würden in diesem Fall besonders langsam mahlen: So sollen die Verdächtigen seit Auffliegen der Affäre im Herbst des Vorjahres nur einmal einvernommen worden sein, ein Gutachten liege bis heute nicht vor.

Kritik an der Heimleitung äußerte am Freitag auch die Patientenanwältin Sigrid Pilz: „Es hat sich herausgestellt, dass die beiden beschuldigten Pfleger zusammen im Nachtdienst waren und zwar alleine. Sogar nach Kenntnis der Vorwürfe haben sie alleine Nachtdienste gemacht“, erklärte sie gegenüber „Wien heute“. Sie habe in den letzten Tagen selbst die Einrichtung im 22. Bezirk geprüft, dabei sei sie zu diesen Erkenntnissen gekommen.

„Blankoscheck“ für Pfleger

Pilz kritisiert: „Man hat offenbar nicht gemeint, dass man sich Sorgen machen muss. Man hat offensichtlich den Beteuerungen der Betroffenen geglaubt, dass an den Vorwürfen nichts dran ist.“ Man habe den Pflegern gleich einen „Blankoscheck für Arbeit alleine“ erteilt, so Pilz. Der Träger der Wiener Einrichtung hat in einer Aussendung Stellung bezogen, man habe „die Vorgeschichte nicht gekannt“ - mehr dazu in religion.ORF.at

Die noch laufende Kontrolle durch den Fonds Soziales Wien (FSW) habe ergeben, „dass zum Zeitpunkt der Einstellung der beiden Pflegepersonen nichts von dem laufenden Verfahren bekannt war.“ Erst im Juli hätten die zuständigen Leitungen zufällig davon erfahren. Das Heim informierte laut FSW nur die Kollegen und vereinbarte mehr Kontrollen - mehr dazu in Pflegeskandal: Heim wusste nichts von Verfahren.

Pilz: Erklärungsbedarf von Hausleitung

Pilz nimmt den FSW in Schutz: „Der FSW prüft sehr genau. Dass Bewohner sich nicht negativ äußern hat damit zu tun, dass sie die ganze Zeit mit dem Pflegepersonal zusammen sind.“ Es gebe auch viele gute Mitarbeiter, meint Pilz. Das sei alleine aber noch nicht Aussage genug: „Man muss genau in die Dokumentationen hineinschauen und die Hausleitung hat Erklärungsbedarf, der mir gegenüber noch nicht eingelöst wurde.“

Christian Pilnacek, der Leiter der Sektion Strafrecht im Justizministerium, hat sich für zumindest vorübergehende Berufsverbote ausgesprochen, wenn in derartig gravierenden Fällen ermittelt wird - ähnlich wie es das etwa bei Ärzten bereits gibt. Pilnacek sieht hier dringenden Handlungsbedarf - mehr dazu in Pflegeskandal: Pilnacek für Gesetzesänderung.

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