Nach Wahl: Häupl gegen Rot-Blau

Wie reagieren die Rathausparteien auf das Wahlergebnis? Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) spricht sich gegen Rot-Blau aus, die ÖVP freut sich über ein „historisches Ergebnis“, die Grünen wollen „schonungslos analysieren“.

Das gute Ergebnis für die SPÖ in Wien sei durchaus auch ein Verdienst von Sebastian Kurz (ÖVP), sagte Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ). Denn wer ständig auf Wien schimpfe, der habe nicht verstanden, dass die Wiener das nicht wollen.

Stellungnahme von Michael Häupl (SPÖ)

Bürgermeister Michael Häupl im Interview mit ORF-Wien-Chefredakteur Paul Tesarek.

Rot-Blau für Häupl „kein Thema“

„Der Herr Außenminister Kurz wird aller Voraussicht nach vom Bundespräsidenten mit der Regierungsbildung beauftragt werden. Der Ball liegt bei ihm. Wenn er die SPÖ zu Gesprächen einlädt, werden wir nicht unhöflich sein und die Gespräche nicht ablehnen.“ Häupl persönlich sprach sich allerdings am Sonntag gegen eine rot-blaue Koalition aus. „Ist kein Thema, jedenfalls nicht für mich.“

Christian Oxonitsch, SPÖ-Klubobmann

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SPÖ-Klubobmann Christian Oxonitsch

Oxonitsch: „Klarer Ruck nach Rechts“

Der SPÖ-Klubvorsitzende Christian Oxonitsch führte das für die SPÖ erfreuliche Ergebnis in Wien „durchaus auch deshalb“ darauf zurück, dass in Wien tausende Funktionäre für die SPÖ wahlgekämpft haben. Das freue ihn besonders.

Aber es sei keine Frage, damit verbunden ist auch ein großer Wermutstropfen. Zwei Parteien seien neu auf den Markt gekommen, das Team Stronach und das BZÖ gibt es nicht mehr. Deren Stimmen seien zur ÖVP gewandert. Das Resümee von Oxonitsch: „Ein klarer Ruck nach Rechts“.

Anton Mahdalik, FPÖ-Landesparteisekretär

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FPÖ-Landesparteisekretär Anton Mahdalik

Mahdalik: „Ein Tag zum Feiern“

Die freiheitliche Familie ist am Wahlsonntag noch größer geworden. Es sei ein Tag zum Feiern für die Freiheitlichen und die Demokratie, sagte Stadtrat Toni Mahdalik (FPÖ). Es habe reges Interesse an der Wahl gegeben und eine hohe Wahlbeteiligung. Die Wähler hätten die Abwechslung gewählt. Sie hätten sich gegen den rot-schwarzen Hader der letzten Jahre ausgesprochen und dagegen, den Stillstand fortzuführen, so Mahdalik.

Gernot Blümel, ÖVP-Landesparteiobmann

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ÖVP-Landesparteiobmann Gernot Blümel

Blümel: „Historisches Ergebnis“

„Es ist ein historisches Ergebnis“, sagt ÖVP-Landesparteiobmann Gernot Blümel.“ Die letzten fünfzig Jahre war es so, dass die ÖVP nur einmal auf Bundesebene als Nummer eins durchs Ziel gegangen ist. Jetzt ein zweites Mal – und das stimmt mich dankbar und froh.“

Über mögliche Koalitionen möchte er am Wahltag noch „keine Hinweise“ geben. Auch über den „Zweier vorne“ beim Wien-Ergebnis freut sich Blümel. Welchen Einfluss dieses Ergebnis auf die Wien-Wahl – vorrausichtlich 2020 – hat, meint er: „Da fließt noch viel Wasser die Donau hinunter.“

Maria Vassilakou, Vizebürgermeisterin (Grüne)

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Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne)

Vassilakou: „Mache mir Sorgen um Wien“

Für Wiens Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) ist es ein „bitterer Tag für die grüne Bewegung.“ Sie möchte das Ergebnis „schonungslos analysieren“ und die „richtigen Schlüsse“ ziehen: „Ich denke, die Wählerinnen und Wähler haben hier eine klare Botschaft, eine unüberhörbare Botschaft an uns gesandt: Sie schätzen es nicht, wenn als zerstrittene Truppe da steht, sie schätzen es nicht, wenn man sich gegenseitig absägt, wenn aus den Grünen zwei Listen wurden.“

Reaktionen der Wiener Rathausparteien

Christian Oxonitsch (SPÖ) und Anton Mahdalik (FPÖ) sprechen über die Ergebnisse der Hochrechnung in Wien.

Vassilakou möchte, dass sich die Grünen nun auf die kommenden Nationalratswahlen sowie die Wien-Wahl in drei Jahren konzentrieren: „Das sag ich ihnen jetzt nicht nur als Grüne, sondern auch als Wiener Vizebürgermeisterin: Ich mache mir Sorgen um Wien, denn das Bashing der letzten Wochen, das wir alle mitbekommen haben, dem könnten jetzt Taten folgen, wenn sich eine Schwarz-Blaue Bundesregierung bildet. Es steht viel auf dem Spiel. Ich möchte auch nicht zulassen, dass unser Stadt ausgehungert wird finanziell."

Beate Meinl-Reisinger, NEOS-Landesspitzenkandidatin

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NEOS-Landesspitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger

NEOS: „Eingetreten, wovor wir gewarnt haben“

NEOS-Wien-Chefin Beate Meinl-Reisinger sieht im Wahlergebnis eine „Bestätigung, dass sich NEOS als neue Kraft verfestigt hat.“ Es war laut Meinl-Reisinger ein „insgesamt schwerer Wahlkampf für die Kleinen. Die Konkurrenz war in Wien sehr hoch, auch mit Peter Pilz.“ Gerade für NEOS als „Kontrollpartei“, die auch aufdeckt. „Dann kommt Peter Pilz und macht mir das ein Stück weit streitig. Aber so ist es halt.“

Reaktionen der Wiener Rathausparteien

Gernot Blümel (ÖVP), Maria Vassilakou (Grüne) und Beate Meinl-Reisinger (NEOS) sprechen über die Ergebnisse der Hochrechnung in Wien.

Mit dem Bundesergebnis ist Meinl-Reisinger nicht glücklich. „Es ist genau das eingetreten, wovor wir immer gewarnt haben: Dass jetzt nur zwei oder drei Koalitionsvarianten möglich sind, nämlich wieder eine große Koalition mit einem schwarzen Bundeskanzler, da ist halt der Stillstand prolongiert, oder die FPÖ in der Regierung. Und genau diese Varianten wollten wir nicht und dafür haben wir auch gekämpft. Es ist sehr schade, dass jetzt nur das möglich ist.“

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