Nestroy für Jonasson und Meyerhoff

Im Ronacher sind am Montag die besten Leistungen der vergangenen Theatersaison ausgezeichnet worden. Beste Schauspielerin wurde Andrea Jonasson. Joachim Meyerhoff erhielt den Preis als bester Schauspieler.

Moderiert wurde die Gala überraschenderweise nicht von Regina Fritsch, Nikolaus Habjan und Manuela Linshalm, sondern von Michael Niavarani und Peter Fässlacher (ORF III). Die Autorin Julya Rabinowich habe statt des bestellten Textbuches zu einer Bühnenshow zum Thema „Wie gefährlich ist die Kunst?“ ein veritables kleines Theaterstück abgeliefert, das in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht zu realisieren gewesen sei, sagte Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann eingangs.

„Künstler haben immer recht - und letztendlich verantwortlich ist der Theaterdirektor.“ Der Abend werde daher eine Improvisation, sie habe sich aber Unterstützung von Profis geholt. Als ihr Assistent trat daher Michael Niavarani auf.

Meyerhoff gewinnt wenig überraschend

Bester Schauspieler wurde wenig überraschend Meyerhoff für sein beeindruckende Darstellung einer bipolaren Störung in „Die Welt im Rücken“ nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Melle im Akademietheater, für das er bereits in der Kritikerumfrage von „Theater heute“ zum Schauspieler des Jahres gekürt worden war. „Dass es so ein überraschend schöner Abend wird, hätte ich nicht gedacht, und ich war ja schon öfter hier“, sagte Meyerhoff und zeigte sich froh, „dass die Puppen doch nicht hier sind, denn mit denen hab ich es nicht so“.

Beste Schauspielerin wurde Jonasson für ihre Rolle als Freifrau Sophie von Essenbeck in der Josefstadt-Produktion „Die Verdammten“. „Mama mia, ich habe alles erwartet, nur das nicht“, sagte sie und freute sich besonders für Elmar Goerden, der den Regiepreis erhalten hatte. Wenn sie sich was wünschen dürfte, wäre das, einmal ein Stück zu spielen, in dem sie alle ihre Wut rauslassen könne, „nicht immer die Dame“.

„Die Räuber“ beste deutschsprachige Aufführung

Nach einer hinreißenden Doppelconference von Niavarani und Maria Happel über E- und U-Theater wurden Schillers „Die Räuber“ in der Regie von Ulrich Rasche am Residenztheater München zur besten deutschsprachigen Aufführung gekürt. „Eine wunderbare Auszeichnung“, fand Rasche, „eine Anerkennung für mein politisches Engagement.“

Davor bekam etwa Maximilian Simonischek die erste Auszeichnung des Abends, den ORF-III-Publikumspreis. Er stürzte beim Betreten der Bühne, ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen, telefonierte vor dem Mikrofon mit seiner Mutter und animierte das Publikum zu einem „Hallo, Charlotte!“-Chor.

Turbulenzen bei Vorbereitung

Über die Turbulenzen, die es im Vorfeld der Gala gab, berichtet „Wien heute“-Kulturredakteurin Gabi Hassler.

Hafner und Riegner beste Nachwuchsschauspieler

Die Nachwuchspreise moderierte Niavarani im Duo mit Otto Schenk. Der 1992 geborene Steirer Felix Hafner erhielt den Preis für den besten männlichen Nachwuchs. Seine fulminante Regie von Molieres „Der Menschenfeind“ am Volkstheater Wien hatte die Jury begeistert - vier weitere Nominierungen in Schauspielerkategorien zeugen davon. Der bisher jüngste Regisseur, der auf der Hauptbühne des Volkstheaters inszenieren durfte, bedankte sich mit einer kurzen Rede und einem abschließenden „Danke, Bussi!“.

Bester weiblicher Nachwuchs wurde die 26-jährige Maresi Riegner für ihre Rollen der Helen Keller in „The Miracle Worker“ im Theater der Jugend und als Hedvig in „Die Wildente“ im Theater in der Josefstadt. Riegner, die auch im Film überzeugen konnte (in Dieter Berners „Egon Schiele - Tod und Mädchen“ spielt sie Schieles Schwester Gerti, in Barbara Alberts jüngst angelaufenem „Licht“ eine Kammerzofe), kam direkt von einer (vorverlegten) „Wildente“-Vorstellung ins Ronacher und bekannte, sehr aufgeregt zu sein: „Deshalb sage ich nur: Danke!“

Spezialpreis für „Inklusion auf Augenhöhe“

Happel übernahm die Übergabe der Nebenrollenauszeichnung. Volkstheater-Ensemblemitglied Birgit Stöger (42) erhielt für ihre Arsinoe in „Der Menschenfeind“ und dem Merkl Franz seine Erna in „Kasimir und Karoline“ den Nestroy.

Die Choreografin Doris Uhlich und der sich in der Aufführung kurzfristig vom Rollstuhl lösende Tänzer Michael Turinsky wurden „für Inklusion auf Augenhöhe“ in der Performance „Ravemachine“ mit einem Spezialpreis bedacht. Die Koproduktion von brut und WUK mit dem Theaterverein insert habe „eine soghafte Dynamik“ erzeugt, „die beide Künstler völlig befreit von jeglichen Körperklischees zeigt“, befand die Jury.

Der weltweit erfolgreiche US-Autor und Schauspieler Ayad Akhtar wurde für sein in der vergangenen Saison am Burgtheater und am Schauspielhaus Graz aufgeführtes Drama „Geächtet“ mit dem Autorenpreis ausgezeichnet. Als beste Off-Produktion wurde „HOLODRIO. Lass mich Dein Drecksstück sein!“ nach Andre Heller in einer Inszenierung von Theater-Rabenhof-Chef Thomas Gratzer ausgezeichnet. Überreicht wurde der Preis von dem aus den USA angereisten Autorenpreisträger Akhtar, der sichtlich Freude wie Mühe mit der Aussprache des Titels hatte.

Beste Bundesländer-Aufführung aus Graz

Die „Beste Bundesländer-Aufführung“ lieferte nach Ansicht der Jury das Schauspielhaus Graz: Für „Der Auftrag: Dantons Tod“ verwendete Regisseur Jan-Christoph Gockel Texte von Heiner Müller und Georg Büchner. Ihm sei es „bravourös gelungen, zwei politische Dramen in sinnliche Unterhaltung zu verpacken“, hieß es. Den Preis überreichten Marie Rötzer, Intendantin des Landestheaters Niederösterreich, die an den Regisseur Arpad Schilling erinnerte, der in seiner Heimat Ungarn als „Staatsfeind“ gelte und derzeit in St. Pölten inszeniere.

Die Preisträgerin in der Kategorie „Beste Ausstattung“ war mit Katrin Brack bereits festgestanden. Schon 2007 hatte sie einen Nestroy-Preis erhalten, heuer wurde sie zudem auf der Theater-Biennale Venedig mit dem Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk gewürdigt. Ausgezeichnet wurde sie nun für ihre Ausstattungen zu Rene Polleschs „Carol Reed“ und „der herzerlfresser“ von Ferdinand Schmalz im Akademietheater.

Kirsten Dene mit Nestroy fürs Lebenswerk

Den Regie-Nestroy erhielt der deutsche Regisseur Elmar Goerden für „Die Verdammten“ nach dem Film von Luchino Visconti, ein großes Ensemblestück im Theater in der Josefstadt. Zum Abschluss des Abends nahm die 74-jährige Burgschauspielerin Kirsten Dene, seit einem Festwochen-Gastspiel von Kleists „Hermannsschlacht“ vom Wiener Publikum heiß geliebt und bereits 2010 mit einem Nestroy-Preis als beste Schauspielerin ausgezeichnet, den Lebenswerk-Preis entgegen.

Link: