Cosplay-Wettstreit um die beste Verkleidung

Harry Potter, der Joker oder Arielle die Meerjungfrau: Cosplayer können sich in jede ihrer Lieblingsfiguren verwandeln. Auf der Vienna Comic Con messen sich die Verkleidungskünstler in einem Wettbewerb der besten Kostüme.

„Wenn man in mein Zimmer kommt, sieht man offensichtlich, dass ich irgendwo in meiner Kindheit hängengeblieben bin“, sagt Isabelle und deutet auf die Hello Kitty-Stiftebox auf dem Schreibtisch. Ihre Vorliebe für Anime und Manga erkennt man deutlich in dem pink gestrichenen Zimmer: wie Trophäen sind die Animefiguren in einem Regal aufgestellt, unter ihnen auch Isabelles Lieblingscharakter: Ikaros aus der animierten Serie „Sora no Otoshimono“. „Die habe ich auch schon gecosplayt, das ist mein absolutes Lieblingsoutfit“, sagt sie.

Ebenso wie ihre Lieblingsfigur kommt auch das damit verbundene Hobby aus Japan. Cosplay setzt sich aus den Wörtern „costume“ und „play“ zusammen. Dabei werden beliebte Figuren aus Comics, Computerspielen oder Serien möglichst originalgetreu nachgestellt.

Cosplayerin Itakichan

Chiyography

Bei dem Wettbewerb tritt Isabelle als Daenerys aus „Game of Thrones“ auf

Perücken, Make-Up und Spitzenkleider

Die Cosplayer messen sich damit in Veranstaltungen, wie der Vienna Comic Con am Wochenende, die dafür Wettbewerbe veranstalten. Die Verkleidungskünstler können ihre Arbeiten mit einem kurzen Auftritt präsentieren. Dabei wird etwa die Titelmelodie der Serie im Hintergrund gespielt und der Charakter imitiert.

Für den diesjährigen Wettbewerb hat sich Isabelle eine neue Figur ausgesucht: Daenerys Targaryen aus der Serie „Game of Thrones“. Tagelang hat sie an dem blauen Kleid bereits gearbeitet, die zarte Spitze sogar mit der Hand angenäht. Jetzt fehlt nur mehr das Innenfutter und die passende Frisur für die platinblonde Perücke. Am Ende soll zwischen dem Original und Isabelles Arbeit kein Unterschied zu erkennen sein.

Denn mit dem Kleid möchte sie sich von den 20 anderen Wettbewerbsteilnehmern abheben. Die Arbeiten werden dabei in Kategorien unterschieden: genähte Kostüme, modellierte Arbeiten wie etwa Rüstungen, Kostüme mit optischen und mechanischen Effekten und besonders pompöse Cosplays, die mindestens 30 Zentimeter größer sind als die Person, die sie trägt – Isabelle nimmt bei den genähten Kostümen teil.

Der Wunsch, jemand anderes zu sein

Eine Jury aus professionellen Cosplayern bewertet die Arbeit an den Kostümen sowie die Präsentation. Der Gesamtgewinner aller Kategorien misst sich im kommenden April bei der Cosplay Meisterschaft in Chicago mit anderen Cosplayern aus der ganzen Welt.

Das Besondere an Wettbewerben ist für Isabelle, sich einen Charakter zu Eigen machen zu können. „Man will doch oft jemand anderes sein und in diesen Sekunden auf der Bühne bin ich Daenerys. Was kann es schöneres geben?“

Hauptberuflich arbeitet die 28-Jährige in einem Brautmodenatelier und näht jährlich nebenbei zwischen 20 und 30 Kostüme. „Für mich ist es eine Entspannung“, sagt sie. Bei der Auswahl der Charaktere legt sie vor allem Wert auf das Äußere. „Sie müssen physisch einfach zu mir passen“, sagt sie. Ein Cosplay sei dann ideal, wenn Isabelle optisch nicht mehr zu erkennen sei.

Doch auch der Charakter der Figur ist ihr wichtig. So sucht Isabelle nach Figuren, „die entweder das genaue Gegenteil von mir sind oder bestimmte Eigenschaften, die ich auch habe, besonders hervorheben.“ An Daenerys bewundert sie etwa ihr starkes, selbstbewusstes Auftreten.

Cosplayerin Itakichan

Cornelia Gillmann Photography

2008 hat Isabelle mit Cosplay angefangen

„Es war einfach ein Faschingskostüm“

Auch an ihrem ersten Kostüm bewunderte Isabelle das Aussehen und den Charakter: Mit 16 Jahren näht sie ein Sailor-Moon-Outfit. „Damals wusste ich aber noch nicht, dass es einen Begriff dafür gibt, es war einfach ein Faschingskostüm“, sagt sie.

Erst später entdeckt sie auf Facebook, dass auch andere ihr Hobby teilen. 2013 gründet sie mit ihrer besten Freundin das Cosplay-Duo „Kitakichan“. Auf ihrer Facebookseite teilen sie seitdem ihre liebsten Kostüme - über 16.000 Menschen gefällt diese mittlerweile.

In Wien ist Cosplay immer noch ein eher seltenes Hobby, meint Isabelle. Sie beobachtet in den letzten Jahren jedoch, dass die Szene immer größer wird: „Viele sehen es auf Facebook oder Instagram und wollen es dann selbst ausprobieren.“

Beliebtheit durch Messen und Soziale Medien

Messen wie die Comic Con rücken für sie Cosplay auch vermehrt in den Fokus. „So ist ein richtiger Freundeskreis entstanden“, sagt Isabelle. „Wir kennen uns alle und verbringen immer Zeit auf den Conventions. Wenn meine Freunde nicht da wären dann wären die Messen für mich gar nichts wert.“

Durch die steigende Beliebtheit versuchen viele, das Verkleiden zum Beruf zu machen. Für Isabelle bleibt Cosplay jedoch ein Hobby. Deshalb verwendet sie, wie viele andere auch, einen Bühnennamen und tritt in ihren Kostümen als „Itakichan“ auf.

„Damit distanziert man sich auch ein bisschen und schafft eine Grenze zwischen Hobby und Berufsleben“, sagt sie. Diese Grenze sei ihr besonders wichtig, denn Cosplay sei zwar ein wichtiger Teil ihres Privatlebens, außerhalb der eigenen vier Wände soll ihr Hobby aber nicht für alle zu erkennen sein.

Melanie Gerges, wien.ORF.at

Link: