Zwei Kandidaten für Häupl „kein Beinbruch“

Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) hat sich erstmals dazu geäußert, dass es mit Andreas Schieder nun zwei Kandidaten für seine Nachfolge gibt. Das sei zwar „nicht das Anstrebenswerteste, aber es ist kein Beinbruch“.

Er sei „nicht unfroh darüber, dass in einer Partei wie der Wiener Sozialdemokratie zwei eigentlich sehr geeignete Persönlichkeiten zur Auswahl stehen“, so Häupl im Ö1-Mittagsjournal am Freitag. Er habe Schieder „gar nicht“ überreden müssen, vielmehr sei dieser zu ihm gekommen und habe seine Kandidatur angeboten. „Wenn du in dich selbst hineingeschaut hast und das wirklich willst, ist das gut - melde deine Kandidatur an“, habe er Schieder dann gesagt, so der Bürgermeister.

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Häupl musste Schieder „gar nicht“ überreden, betont er

Dieses Gespräch hat laut Häupl auch bereits vor einiger Zeit stattgefunden - Schieder habe nur, anders als Wohnbaustadtrat Michael Ludwig, nicht die Öffentlichkeit über seine Ambitionen informiert. Einen genauen Zeitpunkt nannte Häupl jedoch nicht, auch nicht, ob es schon vor der Nationalratswahl am 15. Oktober war.

„Glaubwürdigeres Programm“ entscheidend

Wem er seine Stimme geben werde, hänge davon ab, „wer das glaubwürdigere Programm hat“, so Häupl. Weit mehr als 80 Prozent aller „Vertrauenspersonen“ in der Wiener SPÖ hätten die Streitereien jedenfalls satt. „Wer am ehesten garantiert, dass wieder jene vertrauensvolle Harmonie eintritt, die wir in der Sozialdemokratie in Wien gewohnt sind, wird auch diese Abstimmung gewinnen“, meinte er.

Bei der Frage einer Koalition mit den Freiheitlichen in Wien sieht Häupl „keine wirkliche Auffassungsdifferenz“ zwischen Schieder und Ludwig. Beim vergangenen Landesparteitag hätte Floridsdorf, wo Ludwig Bezirksparteiobmann ist, neuerlich einen Antrag gegen eine Koalition mit der FPÖ eingebracht, der einstimmig angenommen worden sei, sagte Häupl.

Dass keine Frauen zur Wahl stehen, erklärte der Bürgermeister damit, dass sich keine gemeldet habe. „Wir haben eine ganze Reihe hervorragender Genossinnen“, betonte er. Er habe im Laufe der Zeit jedoch gelernt, Leute nicht zu etwas zu überreden, von dem sie nicht selbst überzeugt sind. „Das geht schief.“

„Melde deine Kandidatur an“

Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) hat sich erstmals dazu geäußert, dass es mit Andreas Schieder nun zwei Kandidaten für seine Nachfolge gibt.

FPÖ mit Gudenus für Schieder „kein Partner“

Dass er kein Freund von Rot-Blau ist, unterstrich Schieder am Donnerstag im ZIB2-Interview. Die Wiener FPÖ mit „Herrn Gudenus“ an der Spitze ist für ihn „kein glaubwürdiger Partner“, so Schieder. „Diese Politik hat mit sozialdemokratischer Politik keine Schnittmenge.“ Die FPÖ tue immer so, als wäre sie für den kleinen Mann da, verrate „diese Leute“ aber am Ende, wenn es zu einer Abstimmung kommt.

Schieder gegen Rot-Blau in Wien

Eine Zusammenarbeit mit der FPÖ auf Landesebene kann sich Andreas Schieder nicht vorstellen.

Keinen Grund gebe es für Schieder im Fall seiner Wahl, die rot-grüne Koalition in Wien jetzt aufzukündigen - aber doch „die Notwendigkeit, sozialdemokratische Punkte klar zu formulieren“, etwa in der Verkehrspolitik. Schieder teilte am Mittwoch mit, dass er - neben Wohnbaustadtrat Michael Ludwig - beim Sonderparteitag am 27. Jänner als SPÖ-Chef kandidieren wird - mehr dazu in Schieder: „Sehr viel Zuspruch“.

NEOS für Hearing im Gemeinderat

Ein Hearing der Kandidaten im Gemeinderat wünschte sich am Freitag NEOS-Wien-Chefin Beate Meinl-Reisinger. Dies soll noch vor Abstimmung beim SPÖ-Landesparteitag am 27. Jänner geschehen, befand sie. Der neue Obmann stehe nicht nur im Dienst der Partei, sondern werde wohl auch neuer Bürgermeister. Wichtig sei etwa zu wissen, welche Pläne dieser für die Bereiche Bildung, Pflege oder Gesundheit habe. Die Wiener hätten ein Recht, dies vor der Entscheidung über die Person zu erfahren.

981 SPÖ-Delegierte entscheiden

Der Wechsel an der Stadtspitze wird erst nach der Kür zum Wiener SPÖ-Chef erfolgen - zu einem noch nicht näher bestimmten Zeitpunkt. Gewählt wird der Bürgermeister vom Gemeinderat. Über den künftigen Parteichef entscheiden am 27. Jänner 981 SPÖ-Delegierte. Große Relevanz kommt dabei den Bezirksorganisationen zu - mehr dazu in Häupl-Nachfolge: 981 Delegierte entscheiden.

Der Politologe Peter Filzmaier hält Schieder für einen „klassischen Kompromisskandidaten“. Der linke Parteiflügel wolle so Ludwig als Chef verhindern. Mit weiteren Kandidaten oder Kandidatinnen rechnet Filzmaier nicht - wenn doch, wäre das für die Partei ein Problem, dann drohe eine „Zersplitterung“ - mehr dazu in Schieder als „Kompromisskandidat“.

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